> Komposttoiletten - die besseren Trenntoiletten

Tested on tour: die Helipott E-Drive Trenntoilette

19.08.2025
Text: Karsten Kaufmann | Bild: Helipott

Helipott bietet Komposttoiletten für Camper in verschieden Größen – aber immer mit Rührwerk an. Der Vorteil: Die Trocknung und Kompostierung funktionieren viel effektiver. Wir testen die All-In-Version: die Helipott E-Drive Magic mit Spüleinrichtung.

Das Bessere ist bekanntlich des Guten ärgster Feind. Frei zitiert. Im Fall von Trenntoiletten könnte das Bessere im Form einer Komposttoilette so manche gute Trenntoilette etwas schwach aussehen lassen. Doch bleiben wir fair: Kleine, kompakte Trenntoiletten, wo man nach jedem Toilettengang manuell nachstreuen muss und kein Rührwerk die Trocknung optimiert, sind nach wie vor für viele Kunden und Einsätze eine erstklassige Empfehlung. Sie sind günstig und häufig unschlagbar leicht und kompakt. Aber werfen wir einen Blick auf eine besondere Trenn-, sorry, Komposttoilette: die Helipott E-Drive.

Komposttoilette Helipott E-Drive im Praxistest

Drei Wochen waren wir mit der Helipott E-Drive auf Tour und habe sie – auch auf dem Campingplatz – ausschließlich benutzt. Ein Batt.-Computer hat den Stromverbrauch ermittelt. Die Entlüftung (Schlauch kann übrigens hinten wie seitlich montiert werden) war die ganze Zeit aktiv.

Der erste Eindruck der Helipott E-Drive

Wer ein Faible für hochwertige Handwerkskunst und Fertigungsqualität hat, wird die Helipott lieben. Das Teil scheint für die Ewigkeit gebaut zu sein. Den Korpus fertigt Helipott aus 1,5-mm-Aluminium samt Pulverbeschichtung, den Eimer für die Feststoffe aus V4a, der salzwasserbeständigen Version von Edelstahl. Scharniere, Führungen und Lager – Details zur hohen Güte der Bauteile würde den Rahmen dieses Berichts sprengen – sind durchweg von 1a-Qualität. Zudem: Alle Schrauben, jedes Bauteil kann Helipott entweder reparieren oder ersetzen. Der erste Eindruck? Exzellent.

Helipott E-Drive in einem Weltreisemobil von Woelcke
Foto: Woelcke

Helipott bietet die E-Drive in verschiedenen Farben und Größe an. Wunschfarben sind möglich, auch der Trenneinsatz kann in unterschiedlichen Farben bestellt werden.

Die Inbetriebnahme der Helipott E-Drive

Edelstahleimer für Feststoffe einsetzen und mit Flügelmuttern fixieren. Jetzt heißt es noch einen Kokosziegel ansetzen (beim Kauf darauf achten, dass kein Dünger oder sonstige Nährstoffe zugesetzt sind, die können fies riechen). Tipp: 8-Liter-Ziegel mit 0,6 Liter Wasser in einen Kunststofftüte geben und einige Stunden ziehen lassen. Durchkneten und etwa ¾ davon, rund sechs Liter in den Eimer geben. Gerade so viel, dass die Spitzen des Rührwerks noch zu sehen sind. Den Rest des Substrats behält man. Bei heißen Bedingungen macht Nachstreuen nach einigen Tagen durchaus Sinn, da das Substrat austrocknet und somit das Volumen abnimmt.

Foto: K. Kaufmann
Kontroll-LED an der Helipott E-Drive
Foto: K. Kaufmann

Jetzt noch den Urintank einsetzen, 12-Volt für den Ventilator anschließen, im Idealfall den optionalen Abluft-Kit anschließen. Er bringt die Abluft durch Boden oder Wand nach draußen. Innen, kleinen On/Off-Schalter betätigen, die blaue LED vorne signalisiert „betriebsbereit.“

Bildergalerie Helipott E-Drive mit überraschenden Details

Platz nehmen auf der Helipott E-Drive in Größe M

Wir testen die E-Drive in der mittleren von drei Größen in der Version M. Sitzhöhe 446 Millimeter. Die Höhe ist für Erwachsene perfekt, der flache Toilettensitz – entgegen unserer ersten Vermutung, ist ausgesprochen bequem. Die flache Form erleichtert es zudem (Unterschied Mann/Frau) die optimale Sitzposition zu finden, um den Trenneinsatz Futura perfekt zu nutzen – sprich zu treffen. Das gelingt dann übrigens völlig problemlos. Jetzt aufgepasst: Getreu dem Motto „keep it simple“ funktioniert die Bedienung einer Helipott ausschließlich über den Deckel. Draufsitzen, Geschäft erledigen und Deckel schließen. Jetzt startet das Rührwerk automatisch – und setzt sich, intervallgesteuert – immer mal wieder in Bewegung. Aber immer nur, wenn der Deckel aus 9-Millimeter-Multiplex geschlossen ist. Kurzum: Das Rührwerk wird über Sensoren im Deckel aktiviert. Falschbedienung ausgeschlossen.

Foto: K. Kaufmann

Maximale Hygiene: bei der Komposttoilette kein Problem

Foto: K. Kaufmann

Wer schon einige Trenntoiletten erprobt hat, weiß, dass nicht alle problemlos sauber bleiben. Schieber oder unglücklich geformt Einsätze und Bauteile – häufig heißt es diese aufwändig zu putzen und sauber zu halten. Selbst Durchfall trifft bei der Helipott nur den Trenneinsatz (der sehr gut über dem Feststoffeimer abschließt, siehe Bild). Der Einsatz lässt sich vorne wie hinten bequem und einfach mit einem Seifenwasser reinigen. Solange keine Krankheitskeime vermutet werden, muss nix desinfiziert werden. Der Urin-Kanister verfügt über einen Geruchsverschluss, ähnlich einer engen Kunststofflippe. Damit dieser nicht verklebt macht es durchaus Sinn nach der Benutzung mit etwas Wasser nachzuspülen. Die Helipott Magic macht das automatisch, sobald sich der Deckel schließt. Ein separater Tank für die Spülung fasst 1,5 Liter. Das reicht für 100 Spülvorgänge – was exakt 15 Millimetern pro Spülung entspricht. Ein Frostschutzmittel wäre bei nicht permanent geheiztem Camper möglich, Essigessenz oder verdünnte Zitronensäure sollte hier nicht eingefüllt werden – es würde die Tauchpumpe ruinieren. Besser: Nach dem Entleeren des Urinkanisters in diesen direkt etwas Essigessenz geben. So riecht der Urin im Tank nicht stärker, auch wenn er mit dem Spülwasser in Kontakt kommt. Wer die Helipott ohne automatische Spülung ordert, stellt sich eine Pumpflasche mit verdünnter Essigessenz bereit. Und das Toilettenpapier? Wie bei jeder Trenntoilette auch hier der Tipp: Gebrauchtes Toilettenpapier in ein, zwei saubere Blätter einrollen, in einem separaten Mülleimer im Bad sammeln und im Restmüll entsorgen. Das verlängert die Entsorgungsintervalle enorm, ohne Papier gelingt die Durchlüftung und Zersetzung der Feststoffe deutlich besser.

Technik & Rührwerk der Helipott E-Drive Komposttoilette

Rührwerk? Tatsächlich hebt das Rührwerk eine Trenntoilette auf ein höheres Niveau. Es soll Feststoffe unterheben, Luft für wichtige Bakterien einrühren und somit die Zersetzung optimieren und beschleunigen. Sorgenvollen Zweiflern sei gesagt: Das Rührwerk ist sicher. Es startet stets nur, wenn der Klodeckel geschlossen wird – ganz automatisch und elektronisch aktiviert noch mehrfach am Tag. Fremdkörper erkennt es, die LED signalisiert mit einer 5-fach Blinkfolge, dass das Rührwerk blockiert ist. Entgegen anderen Toiletten mit vertikaler Drehachse, dreht die Helipott horizontal und hebt die Feststoffe schneller unter und schiebt sie nicht nur im Kreis. Da der Helipott-Eimer unten wannenförmig ist, erreichen die Rührflügel immer den gesamten Boden und durchmischen immer den gesamten Inhalt. Tatsächlich sind mit Blick von oben auf den Eimer nie Fäkalien zu sehen. Das ist schon rein optisch angenehm und verhindert somit auch Gerüche. Zudem komprimiert das Rührwerk Substrat und Fäkalien. Wer nachts absolute Ruhe wünscht, öffnet leicht den Klodeckel. Dann läuft die Trocknung sogar optimiert, das Rührwerk startet aber nicht. So nimmt auch nach Tagen der Benutzung die „Füllhöhe“ kaum zu. Und: Es sind tatsächlich keine Gerüche wahrzunehmen. Keine. Da die Trocknung so perfekt abläuft, kann es bei heißen Temperaturen sein, dass man nach einigen Tagen etwas feuchtes Substrat zugeben sollte. Bei manuellen Versionen ohne Motor, muss der Benutzer nach dem Geschäft – und im Idealfall auch noch ein paarmal am Tag, die Kurbel betätigen. Eine Sensormessung erfasst den Füllstand des Urins und signalisiert über die LED an der Vorderseite, wann eine Leerung ratsam wäre. Der Boden ist übrigens wasserdicht und wird von Helipott vor der Auslieferung geprüft. Sollte jemals, im Worst Case, der Urintank einmal überlaufen – ins Fahrzeug gelangt nichts. Clever gedacht. Der Stromverbrauch? Der lag im Test der E-Drive M zwischen 1,2 und 1,5 Ah pro Tag – bei häufiger Benutzung der Toilette.

Foto: Helipott
Foto: K. Kaufmann

Entleerung einer Komposttoilette

Den Eimer für die Feststoffe leert man ganz einfach: Tragebügel seitlich einrasten, so kann beim Entleeren nichts auf den nach unten hängenden Bügel fallen. Mit dem kleinen Kunststoffspatel das Rührwerk grob reinigen – meist bleibt ohnehin nichts daran hängen. Wir waren überrascht, wie sauber der Eimer bei der Entleerung nach 12 bis 14 Tagen Nutzung war. Am Ende präsentiert sich das finale Substrat als absolut geruchsfrei. Eine Geruchsbelästigung in Mülleimern ist nicht zu erwarten – ganz anders der Fall, wenn Beutel von Verschweißtoiletten mit einem gärenden Fäkalgemisch zerreißen oder Substrat aus schlecht durchmischten Trenntoiletten mit Einstreu in den Restmüll gelangt. Das Handling des Urintanks der Helipott stellt niemanden vor unlösbare Probleme. Nur beim Einsetzen sollte man darauf achten, dass die Seite für den Füllstandsensor nach rechts zeigt. Urin aus Trenntoiletten kann und darf übrigens in jeder herkömmlichen Toilette (oder Entsorgungsstation) auf dem Campingplatz oder der Raststätte entsorgt werden. Hierfür hätten wir uns tatsächlich lieber einen schwarzen Tank gewünscht – so müsste man den vollen Urinkanister nicht sichtbar über den Campingplatz tragen. Einige Campingplatzbesitzer schätzen es nicht, wenn Feststoffe über Restmülltonnen entsorgt werden, da diese häufig pro Kilogramm bezahlt werden müssen. Allerdings hat man nach 10 Tagen – entgegen den schweren Plastikbeuteln von Einschweißtoiletten – kaum nennenswertes Gewicht „fabriziert.“ Im Zweifelsfall bieten sich immer noch öffentliche Restmülltonnen an.

 

Welche Helipott darf’s denn sein?

Ob kompakte Lösung für den VW Bus mit Kurbel oder die exklusive Komfortvariante – im Shop von Helipott wird jeder fündig. Der Konfigurator hilft bei der Wahl von Größen und Farben. Sonderfarben sind für 150 Euro Aufpreis möglich. Unser Testmuster kostet rund 2.600 Euro, die vergleichbare Kurbelversion (immer ohne Sprüheinrichtung) 1.725 Euro, eine manuelle XS gibt es ab 1.460 Euro. Die Spüleinrichtung der E-Drive M funktioniert prima und rundet den Komfort ab. Aber: Eine Pumpflasche ist kaum Aufwand und spart den Aufpreis von 240 Euro. Wer viel Offroad fährt, ordert einen Edelstahldeckel für den Feststoffeimer inklusive zweier Kniehebelverschlüsse dazu. Kostenpunkt 86 Euro für die Größen XS, S und M.

 

Foto: Helipott

Testergebniss und Fazit: Helipott E-Drive Tested on tour

Fazit: Überzeugender Komfort, problemloses sicheres Handling und exzellente Qualität Made in Germany – die Helipott E-Drive stellt sich als Spitzenprodukt unter den Komposttrenntoiletten vor. Perfekte Durchlüftung der Feststoffe minimieren das zu entsorgende Ergebnissubstrat, das zudem absolut unauffällig riecht. Bestnote.

Helipott E-Drive M

Maße (B/T/H):                                    370 x 410 x 446 mm
Gewicht:                                                10,5 bis 13,3 kg (je nach Ausstattung)
Urintank:                                              10 l (ausreichend für 2 Personen/3 Tage)
Feststoffeimer:                                      6 l (ausreichend für mind. 24 Benutzungen)
Ventilator/Abluft-Kit:                          Serie/optional (65 €)
Stromverbrauch/Tag:                           1,2 Ah (0,144 kWh)/Tag (gemittelt)

Preis:                                                        2.349 € (Version Magic 2.595 € inkl. Sprüheinrichtung)

http://www.helipott.com

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