Ford Tourneo Custom 4x4 optimiert fürs Gelände: Hier findest du einen Überblick über Offroad-Umrüstungen – von Höherlegung über Schutzplatten bis zu nützlichem Zubehör für Abenteuer abseits asphaltierter Straßen.
Jein heißt der Klassiker: Wer sich die bisher angebotenen Umrüstteile für den Custom ansieht, könnte meinen, statt einer Höherlegung baut man einfach ein paar Millimeter Aluminium-Schutzplatten unter das Fahrzeug, dann passiert auch nichts.
Das ist nur halb richtig, denn abgesehen von den unangenehmen Kratzgeräuschen hemmt Aufsitzen auch den Vorwärtsdrang. Wenn anstatt Räder antreiben, der Unterboden durch Reibung bremst, geht es meist mehr, als einem lieb ist, aufs Material. Also ist das Erste und Wichtigste, dass der Ford in die Höhe kommt, die Bodenfreiheit zunimmt.
Das Fahrwerk – im Fall Ford Federn, Spacer, längere Dämpfer oder Luftfahrwerk – ist der Anfang. So ziemlich alle Anbieter für Offroad-Zubehör haben schon was für den Ford im Programm – passt ja schließlich auch an den neuen VW Transporter. Die vielleicht einfachste Lösung ist es, dem Custom längere Federn zu verpassen, das ist aber nicht ganz richtig, denn die Federn werden nur unterlegt.
Spaccer macht den Job schon seit vielen Jahren für alle Fahrzeugklassen. Was prinzipiell jeder wissen sollte, ist, dass die Feder, vorausgesetzt, sie hat die richtige Federrate, nichts mit der Dämpfung zu tun hat, sie hält nur das Gewicht des Fahrzeugs. Es ist nicht ganz einfach – aber mit der entsprechenden Erfahrung machbar –, die Feder zu unterlegen, damit das Fahrzeug höher steht. Das ist natürlich nur möglich, da alle Fahrzeuge einen ordentlichen Negativfederweg haben, die Dämpfer also länger sind, als sie sein müssten. Der Kniff dabei ist, trotz der Federverlängerung den Restfederweg nicht zu unterschreiten, laut Straßenverkehrszulassungsordnung müssen 4 Zentimeter verbleiben. Das Ergebnis ist eine größere Bodenfreiheit, allerdings wird die Verschränkung dadurch nicht besser, sie hängt ja mit der Länge des Stoßdämpfers und Anschlägen zusammen.
Die Spaccer aus Aluminium können in verschiedenen Schritten von 12 bis 60 Millimeter zusammengestellt werden, beim Ford sind 48 Millimeter das Maximum.
Der Preis liegt bei viermal 229 Euro, also 916 Euro.
Wer es sicherer und schonender haben möchte, muss etwas größeren Aufwand betreiben. Dabei ist die Konstruktion gar nicht aufwendig, früher beim VW T4 Syncro haben die drehstabgefederten Antriebswellen an der Vorderachse die Höhe beschränkt, und an der Hinterachse musste man das Differenzial tieferlegen. Beim Ford ist genug Spielraum, um ihn höherzulegen.
Offroad-Spezialist Terranger hat gleich verschiedene Varianten entwickelt, getestet und größtenteils abnehmen lassen. Von Vorderachse 30 Millimeter / Hinterachse 0 Millimeter bis 30 / 30 gibt es mit Zulassung. Die etwas gröberen Varianten 45 / 30 oder gar 45 / 45 besitzen keine allgemeine Zulassung – aber meist findet sich ein Prüfer, der die Teile im Fahrversuch §19.2 abnimmt. Das Ende der Fahnenstage ist also, dass 45 / 45 folgendes beinhaltet: Distanzplatten, über Domlager für die Vorderachs-Federbeine, aus hochfestem Aluminium, Oberfläche eloxiert; Distanzhülsen, unter Domlager für die Vorderachs-Federbeine, aus hochfestem Aluminium, Oberfläche eloxiert; Federwegsbegrenzer für die Vorderachs-Dämpfer aus Kunststoff; Koppelstangen für die Vorderachs-Stabilisatoren; Distanzkörper für die Hinterachs-Schraubenfedern aus glasfaserverstärktem Kunststoff; Verlängerungen der Zentrierung der Gummi-Unterlage für die Hinterachs-Feder, aus hochfestem Aluminium, Oberfläche eloxiert; Federwegsbegrenzer für die Hinterachse-Schräglenker, aus Kunststoff; und auch verlängerte Hinterachs-Stoßdämpfer.
Preis knapp 1.500 Euro.
Die Firma Streetec beschreibt ihr Produkt als „optimale Lösung, um deinen Ford V710 schnell und günstig höherzulegen“. Auch hier sind es einfache Unterlagen, die bis 50 Millimeter an der Vorderachse und 25 Millimeter an der Hinterachse bringen sollen. Die einfachste Lösung wäre 25 / 25 Millimeter für 518 Euro, 50 / 25 benötigt einen zweiten Satz zu 259 Euro, also 777 Euro. Inklusive Befestigungsmaterial, aber ohne Zulassung.
Auch von Streetec ist das Luftfahrwerk Offroad und Camping. Das kann ganz viel, beispielsweise die Vorderachse von minimal 370 Millimeter auf 530 Millimeter ablassen oder hochpumpen, original sind 460 Millimeter. An der Hinterachse geht es 410 bis 585, original sind 495. Die volle Range ist natürlich mehr zum Nivellieren gedacht, aber natürlich kann man sich hochgepumpt kurz über einen Absatz quälen oder eine andere schwere Stelle bewältigen. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Tieferlegung, auch hier kann man ablassen, um in die Tiefgarage zu kommen, die Fahrhöhe ist aber eine andere. Das Set ist ebenfalls etwas aufwendiger, es besteht nämlich aus passenden Stoßdämpfern für die Vorder- und Hinterachse, Luftbälge für alle vier Stoßdämpfer, Stahlflex-Schläuchen und Luftanschlüssen.
Preislich liegen wir da bei 6.878 Euro inklusive Lufterzeugung mit Autoleveling. Das Fahrwerk allein kostet knapp 3.600 Euro.
Bei den Höherlegungen trifft man oft auf den Zusatz, dass man dann größere Räder fahren kann. Können und dürfen sind aber zwei Paar Stiefel. 255/55R18 bringen nochmals gut einen Zentimeter mehr Bodenfreiheit, benötigen aber eine Tachoangleichung und Einzelabnahme. Ganz oben sieht es schon mal gut aus. Trotzdem ist ein bisschen Schutz und sonstiges Zubehör noch ganz sinnvoll – wenn man sich abseits befestigter Wege bewegen möchte.
Spezialist Seikel hat sich schon mal um den Schutz gekümmert – gleich mit dem Hinweis, dass die Teile auch an den neuen Volkswagen Transporter passen. Erst mal Befestigungsleisten, um alles festschrauben zu können, Kühlerschutzgitter, Schutzplatten für das Differenzial, verschiedene Motorschutzplatten, Unterboden- und Tankschutzplatten. Je nach Platz und Exponiertheit aus 6 oder 8 Millimeter starkem Leichtmetall.
Terranger bietet die sinnvollen Schweller-Schutzrohre, ebenfalls verschiedene Unterfahrschutze und ganz typisch passende Bergeösen, um zu retten oder gerettet zu werden, in beide Richtungen. Ebenfalls im Programm sind Frontbügel, auf Wunsch mit den passenden Zusatz-Scheinwerfern, Heckträger und bald auch Dachgepäckträger.
Nicht zu vergessen natürlich Delta 4×4, die außer den schönen Felgen auch noch Zubehör wie Frontbügel, statische Höherlegung, Tachoangleichung und Radverbreiterungen anbieten.
Alles in allem haben sich Hersteller beeilt, den Ford zu customizen – muss am Namen liegen. Wir sind gespannt auf die ersten „richtigen“ Einsätze und wie sich der Ford und somit auch der VW im Gelände schlagen. Wir bleiben dran.
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