CEE-Kabeltrommeln sind beim Camping für viele ein Muss. Wir haben sechs Modelle in der Praxis geprüft und miteinander verglichen.
Wer auf dem Stell- oder Campingplatz ankommt, wünscht schnellstmöglich eine Verbindung zum Landstrom. Der eine will sofort seine Klimaanlage starten, ein anderer benötigt flotten Energienachschub für den Kühlschrank und die Bordbatterien. Einzig ein paar Kurzzeit-Parker und Autark-Camper mit großen Energiereserven verzichten, zumindest hin und wieder, auf Energienachschub. Die meisten Camper brauchen also „Saft“ – und zwar plötzlich. Und sie alle sollten Verlängerungskabel oder Kabeltrommeln mit CEE-Standard an Bord haben. CEE-Steckverbindungen haben sich europaweit durchgesetzt. Egal ob die Steckdose am Fahrzeug oder der Anschluss an der Stromsäule des Campings: CEE ist ein Muss. Und das hat auch sicherheitsrelevante Gründe. Näheres dazu im Experten-Tipp weiter unten.
Parallel zum Standard CEE gilt: Bei einem Stromnetz von maximal 16 Ampere müssen alle Kabel einen Mindestquerschnitt von 2,5 Quadratmillimeter aufweisen. Da kaum jemand permanent ein loses 25-Meter-Kabel im Fahrzeug bändigen möchte, gehen in nahezu allen Vans Kabeltrommeln mit auf die Reise. Insgesamt hat das Testteam von CamperVans sechs Kabeltrommeln verglichen. Eine von AS-Schwabe, zwei von Brennenstuhl, zwei von der Reimo-Eigenmarke Carbest und eine von KalledasKabel. Zwei davon können direkt an Fahrzeug und Stromsäule eingesteckt werden, vier Sets benötigen für den Anschluss am Fahrzeug ein Adapterkabel.
Wer gerne vor dem Camper ein Induktionskochfeld oder Elektro-Grill betreibt, freut sich zudem über zusätzliche Schuko-Steckdosen in der Kabeltrommel. Die Trommel von AS-Schwabe und die von Kalle bieten zwei davon, eine Brennenstuhl-Trommel sogar drei. Doch Vorsicht: Auch wenn alle Trommeln mit IP44 gut gegen Spritzwasser geschützt sind, sollte man die Trommeln nicht im Regen stehen lassen. Andere dort eingesteckte Verbraucher sollte man nach der Nutzung ausstecken und wieder sicher und trocken verstauen.
Das Kabel-Set von Carbest ist im Grunde keine „echte“ Kabeltrommel, sondern ein 25-Meter-CEE-Verlängerungskabel mit einer Handtrommel, eine Art Aufrollhilfe, mit der man das Kabel manuell aufwickeln und verstauen kann. Ein Vorteil ist offensichtlich: Wer argwöhnisch auf das Packmaß schielt, findet in diesem Kabel-Set von Carbest eine Alternative. Mit 40 Zentimetern Durchmesser etwas üppiger als die Mitbewerber, ist es mit einer Höhe von 14 Zentimetern jedoch extrem flach. Ob sich die Leertrommel zum Aufwickeln im Vergleich zu einem komplett losen Verlängerungskabel allerdings lohnt, das entscheidet der persönliche Geschmack.
Mit Blick auf das Gewicht liegt KalledasKabel mit 5,55 Kilogramm rund ein Kilogramm vor den Mitbewerbern. Ein Vorteil, der sich beim Ab- oder Aufwickeln auf dem Weg vom Landstromanschluss zum Fahrzeug oder zurück zeigt. Da Kalle aber ein Adapterkabel zum Anschluss ans Fahrzeug benötigt, ist der Gewichtsvorteil mit Blick auf die Zuladungsreserven im Fahrzeug (fast) wieder dahin. 0,55 Kilogramm muss man für den Adapter addieren. Womit Kalle als leichtestes Set im Test aber immer noch die Gewichtswertung gewinnt. Das Gewicht reduziert der Hersteller durch Bohrungen in der Trommel und dadurch, dass er die Trommel mit einem H07BQ-F-3G-Kabel aus Polyurethan-Ummantelung bestückt. Das Material ist nicht nur leichter als die gängigen Gummi- oder Kautschuk-Kabel, es ist noch temperaturbeständiger, isoliert fast 20-mal besser und ist widerstandsfähiger gegen salzhaltige Luft.
Gut zu wissen: Die Kabeltrommel immer komplett abwickeln. Denn während eine aufgewickelte Kabeltrommel nur mit 1.000 Watt belastet werden darf, sind es bei abgewickeltem Kabel schon 3.500 Watt. Hintergrund: Das hoch belastete Kabel muss seine Hitze abgeben können, sonst löst der Thermoschutzschalter aus. Einen Thermoschutz und einen „Reaktivierungsschalter“ haben alle Trommeln in unserem Vergleich.
Daher gilt: Beim Herstellen des Landstromanschlusses beim Camping zuerst die Kabeltrommel komplett abwickeln, dann das CEE-Kabel (Kupplung) am Fahrzeug einstecken und abschließend den Stecker an der Stromsäule des Campings einstecken. Das Kabel unbedingt so verlegen, dass es nicht zur Stolperfalle wird. Im Idealfall wählen Camper eine Kabeltrommel mit einem orangefarbenen Kabel (Signalfarbe) – es ist einfach besser sichtbar.
Doch was tun in Ländern, die den CEE-Standard nicht auf allen Campingplätzen anbieten? Auch wenn man Schuko-/CEE-Adapter nicht empfehlen darf – die meisten Camper haben einen solchen für den Notfall im Staufach. Lesen Sie hierzu online die Tipps der Redaktion.
Ein Tipp: Parkt man seinen Camper doch einmal direkt vor dem Landstromanschluss, sollte man ein möglichst kurzes CEE-Kabel an Bord haben. Das ist einfacher im Handling und garantiert einen problemloseren und schnelleren Stromanschluss. Hierfür eignet sich ein etwas längeres Adapterkabel.
Die Winkelkupplung zum direkten Anschließen der Brennenstuhl-Kabeltrommel ist via kurzem Spanngurt sicher am Gehäuse fixiert. So kann man die Trommel an der Stromsäule einstecken und diese bequem in Richtung Camper abrollen. Zum Vergleich: Es gibt Trommeln, bei denen der Anschluss lose am Gehäuse sitzt und beim Abrollen hin- und herbaumelt. Das kann extrem nervtötend sein.
Erst an der Steckdose vom Fahrzeug wickelt man die Brennenstuhl dann vollends ab, löst die Winkelkupplung und steckt diese im Fahrzeug ein. Tatsächlich gestaltet der Tragegriff das Abwickeln noch eine Spur komfortabler, als es bei den Trommeln ohne Griff gelingt. Der Griff – der Cablepilot – verhindert zudem das Abgleiten des Kabels beim Aufrollen, der drehbar gelagerte Drehkopf erleichtert das Auf- und Abwickeln.
Schuko-Steckdosen bietet die Grarant mit Winkelkupplung nicht, dafür benötigt man keinen Adapter zum Einstecken ins Fahrzeug. Gut: die Signalfarbe des Kabels. Brennenstuhl bietet optional einen Trommeltritt zum einfacheren Aufrollen für 8,50 Euro an. Mit etwas Geschick platziert man den Fuß auf dem Gestell und rollt so auf. Eine robuste Tasche mit solidem Reißverschluss für die Trommel kostet 21 Euro. Insgesamt überzeugende Qualität zu einem exklusiven Preis von 189 Euro.
Wer eine hochwertige Kabeltrommel mit Schuko-Steckdosen für Außengrill oder Induktionskochfeld sucht, sollte sich die Brennenstuhl Garant 3 Schuko genauer ansehen. Auch hier punktet der pfiffige Cablepilot beim Auf- und Abwickeln sowie der drehbar gelagerte Drehknopf, Verarbeitung und Qualität lassen keine Wünsche offen. Die drei aufgesetzten Schuko- und die CEE-Dose (Made in Germany) sind solide verschraubt. Tipptopp.
Ein Kabeltritt zum leichteren Fixieren der Trommel mit dem Fuß beim Aufrollen kostet 8,50 Euro. Er empfiehlt sich für Camper, die beim Aufwickeln das Hin- und Herkippen der Trommel, auch im sandigen Untergrund, verhindern wollen.
Clever: Die rote Klemme fixiert das Kabel. Der schwenkbare Tragegriff gestaltet das Abrollen besonders komfortabel. Bei der Garant 3 Schuko addiert sich zum strammen Kaufpreis von 199 Euro (www.frankana.de) noch das Adapterkabel für den Anschluss ans Fahrzeug, 25 Euro ruft Brennenstuhl hierfür auf. Eine passende Tasche für die Garant kostet 21 Euro (hochwertige Ausführung mit wetterfestem Stoff und robustem Reißverschluss), Wieder: lückenlos hohe Qualität zum exklusiven Preis.
Ein pfiffiges Detail: AS-Schwabe platziert eine Powerlight-Spannungsanzeige im Stecker für die Landstromsäule. Die kleine rote LED zeigt an, wenn die Stromversorgung steht, sprich Spannung anliegt. Wie alle Hersteller empfiehlt auch AS-Schwabe, die Trommel abzurollen, sonst sollten maximal 1.000 Watt abgefragt werden. Abgerollt dürfen dann immerhin 3.500 Watt fließen. Nicht ganz optimal: das schwarze Kabel. Entgegen den orangefarbenen der Mitbewerber wird es schneller zur Stolperfalle. Ergo: clever verlegen.
Zwei Schuko-Dosen bietet die Trommel, das Ab- und Aufwickeln klappt problemlos, beim Abwickeln sollte man das Kabel aus der Führung am Fuß nehmen, dann rollt die Trommel leichter ab. Der Drehkopf dreht selbst nicht mit – das stört ein wenig. Wer eine Trommel mit Winkelstecker, ähnlich der Brennenstuhl, sucht, findet bei Camping Wagner eine für 149 Euro. Die bietet sogar ein Polyurethan-Kabel in Orange. Die AS-Schwabe 10176 hier im Vergleich kostet im selben Shop 109 Euro, eine Tasche 39 Euro, ein Schuko-Adapterkabel 22,80 Euro.
Für faire 119 Euro bietet Carbest seine CEE-Trommel (Art.-Nr.: 82027) an. Mit 7,8 Kilogramm ist sie das Schwergewicht im Vergleich, der robuste Rahmen aber kaum größer als bei anderen Trommeln. Über die CEE-Dose und ein nötiges, optionales Adapterkabel wird die Trommel mit dem Fahrzeug verbunden – zwei Schuko-Dosen erlauben den Betrieb von 230-Volt-Verbrauchern vor dem Camper (Licht, Grill, Kocher). Ab- und Aufwickeln gelingt easy, etwas komfortabler wäre es noch, wenn der Drehknopf rund und nicht eckig wäre. Wie alle anderen Hersteller (bis auf Kalle) setzt Carbest auf ein normkonformes 25 Meter langes H07-RN-F-3-Kabel, wie AS-Schwabe allerdings auf eine schwarze Ummantelung – für den Einsatz auf dem Campingplatz nicht ganz optimal.
Eine solide Rändelschraube fixiert die Trommel in der gewünschten Position, sie muss aber vergleichsweise aufwändig ein- und ausgedreht werden. Die Stopps bei den Mitbewerbern sind einfacher, weniger robust, aber schneller offen und geschlossen. Wer auf ein Kabel in Signalfarbe verzichten kann, findet mit der Carbest-Trommel eine gute Trommel zum fairen Preis. Wer wünscht, findet bei Reimo alternativ ein Modell mit Winkelkupplung für 109 Euro (Art.-Nr.: 820483) oder nur mit CEE-Anschluss lose 99 Euro (Art.-Nr.: 820481).
Alle Bestandteile des dreiteiligen Sets bietet Reimo auch einzeln an: 25-Meter-Kabel, Tasche und Handkabeltrommel – das Set kostet 95 Euro (Art.-Nr.: 820200). Die Idee dahinter: Da ein loses Kabel im Handling oft nervt, schlecht zu verstauen ist und eine Trommel für den Betrieb ohnehin komplett abgerollt werden sollte, findet das Set bestimmt interessierte Camper. Das Packmaß (siehe Tabelle) ist durchaus interessant, mit Blick auf das Gewicht muss sich das Carbest Kabel-Set aber der Trommel von KalledasKabel geschlagen geben.
Abwickeln gelingt mit einer Hand an der drehbaren Griffschale erstaunlich einfach, das manuelle Aufwickeln ist deutlich aufwändiger als bei den anderen Trommeln im Testfeld. Dafür, wie schon erwähnt, punktet das Set durch einen attraktiven Preis und ein interessantes, flaches Packmaß. Da das Set keinen Thermoschutz bietet, muss das Kabel unbedingt immer abgewickelt werden. Sonst droht Überhitzung und Schlimmeres. Last, but not least: Das schwarze Kabel ist am Boden schwer zu enttarnen.
Schon allein der Name sichert KalledasKabel die nötige Aufmerksamkeit. Aber Kalle bietet mehr: Wer auf minimales Gewicht und ein überzeugend robustes und leuchtend oranges Polyurethan-Kabel setzt, zudem zwei zusätzliche Schuko-Dosen wünscht – darf hier getrost zugreifen. Ab- und Aufrollen gelingt nicht zuletzt dank des drehbar gelagerten, runden Drehgriffs easy. Tatsächlich liegt die 5,55 Kilogramm leichte Trommel spürbar leichter in der Hand als eine Trommel mit über 6,5 Kilogramm. Erstaunlich, was hier ein Kilogramm ausmacht. Das Polyurethankabel hat nicht den typischen Gummigeruch und ist insgesamt haltbarer im Vergleich zu allen anderen Gummi-Kabeln im Testfeld.
Einziger Minuspunkt: Der Drehstopp löst sich leicht vom Rahmen und geht wahrscheinlich schnell mal verloren. Zum Anschluss an den Camper benötigt man noch ein Adapterkabel. Sehr schön: Auf der Webseite lässt sich jede Kabeltrommel über einen Konfigurator mit den gewünschten Adaptern ergänzen. Kostenpunkt im Set mit der Trommel: 128 Euro. Kabeltaschen bietet der Hersteller in verschiedenen Qualitätsstufen von 2 und 10 Euro an. Tolle Ausstattung, Stecker und Dosen Made in Germany, fairer Preis: ein verdienter Kauftipp.
Wie eine Strominstallation im Camper auszusehen hat, klärt die DIN VDE 0100-72. Mit Blick auf den Landstromanschluss für ein Wohnmobil oder Caravan verweist sie auf die in diesem Punkt anzuwendende DIN EN 60309-2, die die Verwendung sogenannter CEE-Steckverbindern fordert. Diese garantieren eine feste, nicht vertauschbare Zuordnung von Phase (L) und Neutralleiter (N).
Die feste Zuordnung von L und N ist aus mehreren Gründen wichtig: Wird 1-polig geschaltet (z. B. Lichtschalter für 230-Volt-Lampen), so darf der Neutralleiter niemals allein geschaltet werden. Hintergrund: Wird nur der Neutralleiter geschaltet, liegt im Endstromkreis weiterhin Spannung an, obwohl dieser vermeintlich abgeschaltet worden ist. Beim Vertauschen von L und N liegt außerdem am Gewinde einer 230-Volt-Lampenfassung Spannung an, auch wenn der Schalter ausgeschaltet ist. Hier ist beim Leuchtmittelwechsel kein hinreichender Schutz mehr geboten.
Für die korrekte Funktion des RCD oder RCBO (FI-Schalter) ist der richtige Anschluss von L und N zwingend zu beachten.
Bei modernen Fehlerstromschutzschaltern (RCD oder RCBO oder umgangssprachlich FI-Schalter) Typ „1P+N“ erfolgt die Auslösung bei Über- und Fehlerstrom über eine Elektronik. Hierfür ist die korrekte Zuordnung von L und N zwingend erforderlich. Es gibt zwar auch RCBO vom Typ „2P“ (2-polige Überwachung, 2-polig schaltend) ohne zwingende Zuordnung von L und N, diese sind allerdings um ein Vielfaches teurer und dürften daher in der Praxis eher selten anzutreffen sein.
Fazit: Beim Anschluss mit CEE-Verbinder ist ein „1P+N“ RCBO ausreichend. Beim Anschluss mit Schuko-Stecker MUSS ein „2P“ RCBO verwendet werden, um vollständigen Leitungs- und Personenschutz zu gewährleisten. Dennoch fordert die Norm DIN VDE 0100-721 die Verwendung von CEE-Steckverbindern.