Mal anders als der übliche Grundriss mit zweiter Sitzreihe, die dann doch nur selten benötigt wird. Ist der abgekapselte Wohnraum mit stylischer Treppe ins serienmäßige Obergeschoss also genau das Richtige für Alleinreisende und Paare?
Seit 2006 fertigt Carado in Bad Neustadt an der Saale seine Reisemobile, weitestgehend nach Schema F, dafür sachlich und solide. Auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis darf der Marke durchaus zugeschrieben werden – Nischenmärkte überließ man anderen. Bis jetzt. Mit dem CV 541 Pro geht Carado zum kommenden Modelljahr neue Wege. Der kompakte Kastenwagen auf Ducato-Basis wurde konsequent für zwei Reisende konzipiert und verzichtet auf den klassischen Durchgang ins Fahrerhaus, den eine Trennwand und eine breite Treppe blockieren. Dahinter öffnet sich ein neu angeordneter Wohnraum in ungewohnter und doch gemütlicher Atmosphäre.
Wie anders Camping im neuen Carado ist, wird schon vorab, beim Fahren deutlich. In keinem anderen Kastenwagen-Fahrerhaus ist es auch nur annähernd so leise. Keines ist, Sommer wie Winter, ähnlich schnell auf die gewünschte Wohlfühltemperatur gebracht. Selbst bei der Crashsicherheit dürfte der CV 541 Pro besser abschneiden als ein Kastenwagen mit gewöhnlichem Grundriss. Alles ein Verdienst der Trennwand. Die Trennwand bedeutet jedoch auch, dass Fahrer mit langen Beinen kaum eine perfekte Position hinter dem Lenkrad finden: Der Sitz lässt sich nicht weit genug zurückschieben.
Wer sich zu Hause öfter mal fragt, ob Herd oder Bügeleisen ausgeschaltet sind: Auch der kontrollierende Blick auf Ladung, Fenster und Push-Locks ist versperrt. Der Weg ums Fahrerhaus und in den Wohnraum ist in der Praxis halb so wild – selbst bei leichtem Regen.
Um nun bei der korrekten Zeitfolge unseres Mobil-Office-Campingtages zu bleiben, rutschen wir direkt ins Heck durch. Hier platziert Carado eine Face-to-Face-Sitzgruppe. Der entsprechende Tisch ist in einem flachen Doppelboden verstaut und nur über die Hecktüren zugänglich, aber schnell aufgestellt. Er misst 93 mal 53 Zentimeter, die Längsbänke 126 bzw. 109 Zentimeter – absolut ausreichend für zwei Personen und selbst für Besuch. Wer mit solchem rechnet: gegen Aufpreis kann aus der Sitzgruppe ein Zusatzbett (180 mal 100 Zentimeter, 349 Euro) gebaut werden. Eine Beifahrer-Doppelbank für das Fahrerhaus bietet Carado jedoch nicht an.
Dank umlaufender Fenster, 12-Volt-Schienen und entsprechenden LED-Spots ist die Sitzgruppe ordentlich ausgeleuchtet. USB-Steckdosen für die Stromschienen kosten extra. Ein klassisches Problem von Campervans mit Hecksitzgruppe: Sperriges Zubehör, das sonst in der Heckgarage liegen würde, ist immer ein wenig im Weg. Zumindest für den Transport bietet der CV 541 Pro eine clevere Lösung, weil der Tisch statt im doppelten Boden auch hochkant als Schottwand eingesetzt werden kann. Ansonsten ist die Stauraum-Situation vergleichbar mit einem gewöhnlichen 540er: In den fünf Dachstauschränken und im Podest der linken Sitzbank kommt ausreichend Gepäck für zwei Personen unter.
Das Stichwort Stauraum ist die perfekte Überleitung zur Nasszelle. Auf einer Grundfläche von 130 mal 90 Zentimeter – das ist mehr als im Sieben-Meter-Sprinter der Schwestermarke Hymer – bringt Carado rekordverdächtig viele Schränkchen und Ablagen unter. Selbst ein Wäschebeutel, der zu Hause gepackt und mit Druckknöpfen im Bad befestigt werden kann, gehört zur Ausstattung.
Trotzdem bleiben großzügige 80 mal 80 Zentimeter für die Duschtasse mit zwei sinnig platzierten Abläufen. Bei so viel Platz – dank Klappwaschbecken auch im Hüftbereich – stört dann auch der Duschvorhang nicht. Allerdings war die Duschtasse unseres Vorserienfahrzeugs noch nicht richtig verfugt. Die Beleuchtung ist okay, die Belüftung dank seitlichem Fenster trotz Aufstelldach gegeben.
Im Küchenblock mit seinen drei geräumigen Schubladen kommt einiges unter. Diese könnten jedoch besser unterteilt oder wenigstens mit einem Besteckeinsatz versehen sein. Die Höhe der Arbeitsplatte passt mit 95 Zentimetern gut auch für größere Camper. Hier ist ein Kombi-Gerät von CAN eingelassen, das eher beim Spülen überzeugt als beim Kochen: Bei einem Brennerabstand von 19 Zentimeter dürfen die Töpfe maximal 16 und 18 Zentimeter messen, wenn sie gleichzeitig befeuert werden sollen.
Ein Mindestmaß an Arbeitsfläche (35 mal 26 Zentimeter) realisiert Carado durch ein Klappbrett, das eine stabilere Konsole vertragen könnte.
Da kommt die Treppe ins Aufstelldach das erste Mal gelegen. Wobei nicht nur als zusätzliche Ablage: In ihr stecken eine weitere Schublade, mehrere Staufächer, teilweise sogar die Banktoilette und auch der 64-Liter-Kühlschrank des chinesischen Zulieferer Dellcool. In der Bedienung und auch in der Lautstärke des Kompressors unterscheidet er sich kaum von den bekannteren Markengeräten. Es ist eher das Energiekonzept der hiesigen Aufbauhersteller, das oftmals nicht ganz aufgeht – zumindest wenn wie im Testwagen eine AGM-Aufbaubatterie mit 95 Amperestunden über längere Zeit bemüht wird.
Die Treppe als solche hingegen funktioniert prima – selbst wenn sie der Norm für Treppen in Wohngebäuden (DIN 18065) niemals entsprechen würde: Der Handlauf fehlt, sie ist zu steil (43 Grad) und auch zu schmal (50 Zentimeter). In der Praxis ist das alles halb so wild. Außerdem steht die übliche Leiter bei Weitem öfter im Weg, und die Treppe als alternatives Plätzchen mit Aussicht ist eigentlich ganz nett – gut, dass sich der Zeltstoff aus Baumwolle fast vollständig öffnen lässt.
Das serienmäßige Aufstelldach relativiert den höheren Grundpreis des CV 541 Pro gegenüber dem 540er mit gewöhnlichem Grundriss, den Carado weiterhin anbietet. Zum Einsatz kommt ein aufwendig produziertes, aber auch etwas schweres (rund 160 Kilogramm), zweiteiliges LFI-Dach vom Zulieferer Parat, an dem die Erwin Hymer Group ebenfalls beteiligt ist. Es ist serienmäßig schwarz lackiert, mit elektrischen Verschlüssen und einer großen Dachhaube ausgestattet. Auch eine Schwanenhalslampe, eine USB-C- und eine 12-Volt-Steckdose fehlen nicht. Die sieben Zentimeter starke Kaltschaum-Matratze misst großzügige 210 mal 143 Zentimeter und liegt auf einem GFK-Lattenrost auf, der für hohen Komfort und eine gute Hinterlüftung sorgt.
Zumindest im Sommerbetrieb sowie im kompakten 540er scheint es keine schlechte Wahl, das Schlafzimmer ins luftige Obergeschoss zu verlegen, um sich unten ganz dem Wohnen widmen zu können. Dass der Grundriss trotz serienmäßiger Dieselstandheizung inklusive Ausströmer im Dachbereich weniger wintertauglich ist, dürfte klar sein. Carado sieht die Lösung im bereits erwähnten Zusatzbett, und ganz ehrlich, schon ein ordentlicher Schlafsack macht einiges wett.
Für Alleinreisende und Paare ist der CV 541 Pro auf jeden Fall eine Überlegung wert.
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum 2.184 cm³, 103 kW (140 PS), Achtgang-Wandlerautomatik, Vorderradantrieb, Euro 6e Maße und Massen: (L x B x H) 541 x 205 x 281 cm, Radstand: 345 cm. Stehhöhe: 190 cm. Masse im fahrbereiten Zustand: 2.852 kg*, zul. Gesamtmasse: 3.500 kg. Aufbau: Stahlblechkarosserie mit Aufstelldach, isolierte Alu-Rahmenfenster. Zwei zugelassene Sitzplätze, Trennwand. Betten: Aufstelldach 210 x 142 cm Füllmengen: Frisch-/Abwasser 100/90 l innen-/außenliegend, Gas 2,75 kg, Kühlschrank 62 l. Diesel 71 l, AdBlue 19 l Serienausstattung: (Auszug) Aufstelldach schwarz lackiert, Zweiflammkocher mit Spüle, Dusch- und Toilettenausstattung, Fenster im Bad, 4-kW-Dieselheizung, 95-Ah-Aufbaubatterie (AGM), 12-V-Stromschienen, elektr. Trittstufe, Pro-Paket u. a. inkl. Markise, lackierten Stoßfängern und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen Sonderausstattung: (Auszug) Automatikgetriebe 3.199 €, Digital-Paket u. a. inkl. Klimaanlage, Rückfahrkamera und digitalem Cockpit 3.245 €, Co-Driver-Paket u. a. inkl. Adaptivtempomat und Verkehrszeichenerkennung 2.365 €, Lackierung Uni-Grau 789 €, Abwassertank isoliert und beheizt 599 €, Fahrradträger 549 €, Rahmenfenster plus zus. Schiebefenster 1.108 € Testverbrauch: 8,9 l/100 km Grundpreis: ab 59.999 € Testwagen: 76.498 €