> Der neue Dreamer Citycamp im großen Praxistest

Schönwetter-Van: Dreamer Citycamp im Test

01.10.2025
Bild & Text: Daniel Schlicke

Dürfen wir vorstellen? Der Citycamp, jüngster Sprössling der großen Rapido-Familie und unser neuer Dauertester. Gleich zu Beginn der große Praxistest: Genügen gute Gene für einen gelungenen Campingbus?

Der Test war bereits geschrieben, da flatterte die Rapido-Pressemitteilung für das kommende Modelljahr in den Posteingang der Redaktion: Die erst kürzlich gegründete Marke City by Dreamer wird wieder eingestampft, ihr einziges Modell wird es weiterhin geben, nun aber direkt als Dreamer vermarktet – oder aber wie gehabt als baugleiches Schwestermodell bei Westfalia. Das mag mir den schönen Einstieg in diese Geschichte verhauen – die Hauptsache ist aber, dass sich am Fahrzeug selbst erst mal nichts ändert: Unser neuer Dauertester bleibt nicht nur als junger Gebrauchter relevant.

Relevanz hat der Testwagen für alle, die einen möglichst alltagstauglichen Campervan suchen. Mit knapp über fünf Meter Länge, zwei Schiebetüren und fünf eingetragenen Sitzplätzen taugt der Citycamp auf Basis von Ford Tourneo Custom, wie es der Name verspricht, wunderbar auch für die Stadt – obwohl er mit seinem Aufstelldach an der für viele Tiefgaragen relevanten Zwei-Meter-Marke scheitert.

Über den neuen Ford wurde bisher vor allem positiv berichtet. Er macht eben alles besser als der Vorgänger und vieles zumindest ähnlich gut wie die Konkurrenz – bei einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem wählt Dreamer die umfangreiche Ausstattungslinie Titanium. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Sitze nicht uneingeschränkt langstreckentauglich sind, dass das Digital-Cockpit je nach Stand der Sonne schlecht ablesbar ist und dass die Spaltmaße – zumindest an unserem Testwagen – teils katastrophal ausfallen. Und, um nun zu unserem Kernthema überzuleiten: Der Lüftungsquerschnitt der beiden Ausstellfenster ist fürs Camping viel zu klein.

Die zweite Schiebetür und der gekürzte Küchenblock bringen viel Luft und Licht in den Ausbau des Citycamp. Der deckenhohe Kleiderschrank ganz hinten ist aber entsprechend kleiner und vom Wohnraum aus leider nicht zugänglich.

Küchenblock: Kochen im Dreamer Citycamp

Beim Camping fällt die zweite Schiebetür besonders schwer ins Gewicht. Damit diese nutzbar ist, wurde die fahrerseitige Möbelzeile ordentlich eingekürzt – angenehme 62 Zentimeter misst der fahrerseitige Durchstieg. Der gewonnene Platz eignet sich gut, um dort nachts eine mobile Toilette zu stellen. Tagsüber fährt man die Schwerlast-Schublade aus, die mit einer 25 Liter fassenden Kompressor-Kühlbox von Dometic bestückt ist.

Die Box arbeitet angenehm leise, ihr Volumen genügt uns für ein langes Wochenende zu zweit. Aber man muss schon ein wenig wühlen – Kühlschränke sind doch übersichtlicher. Und beim Kochen muss man sich auf One-Pots beschränken: Nur eine Flamme (mit Piezo-Zündung) bietet das Kochfeld von CAN, der Topf sollte maximal 20 Zentimeter messen. Bei gutem Wetter empfiehlt sich zusätzlich ein mobiler Gaskocher. Der gekürzte Küchenblock bedeutet außerdem, dass einige wertvolle Staufächer entfallen. Im Citycamp gibt es zwei Schubladen, von denen eine fürs Besteck unterteilt ist, und ein 30 mal 30 mal 20 Zentimeter großes Staufach, über dessen Bodenblende auch der Wassertank samt Tauchpumpe zugänglich ist.

25 Liter fürs Kühlgut sind zwar ausreichend, aber Kühlschränke sind übersichtlicher. Netter Nebeneffekt: mehr Arbeitsfläche.

Stauraum

Unsere restlichen Vorräte und das Gros des Kochgeschirrs kommen also im 62 mal 45 mal 26 Zentimeter großen Bettkasten unter. Deckenhoch wird die Möbelzeile erst weit hinten im Fahrzeug. So bleibt trotz großer Spüle noch etwas Abstellfläche – der deckenhohe Kleiderschrank ist aber entsprechend kleiner und vom Wohnraum aus leider nicht zugänglich. Auch wären Regalböden praktisch gewesen.

Unsere restlichen Klamotten wandern daher in den Wäschekorb unter die Bettenverlängerung – 108 mal 95 mal 30 Zentimeter sind ganz ordentlich, wenn auch zu niedrig für Sprudelkisten. Ansonsten bleiben noch ein paar kleinere Staufächer und Gepäcknetze, die Kleinkram aufnehmen.

 

Bettkasten und Kofferraum gleichen den fehlenden Stauraum der Schrankzeile einigermaßen aus.
Beinahe mühelos ist die Bank umgeklappt. Die Liegefläche ist vergleichsweise großzügig, gerade im Schulterbereich, aber straff gepolstert. Wer Platz hat, ordert einen Topper.
Dank beinahe automotivem Fertigungsstandard gibt es Verdunkelungsrollos und zusätzliche Ablagen.

Liegeflächen

Die leicht verschiebbare Schlafsitzbank ist eine Entwicklung der Schwestermarke Westfalia. Auf 101 Zentimeter Breite bietet sie drei gurtgesicherte Sitzplätze und zwei Mal Isofix – der dritte Gurtplatz ist freilich mehr als Notsitz zu verstehen. Für längere Strecken sei die Sitzfläche außerdem zu wenig ausgeformt, und beim Beschleunigen und Bremsen ist etwas Spiel in Längsrichtung zu spüren, so das Feedback verschiedener Passagiere.

Dafür klappt die Sitzfläche mit wenigen Handgriffen zu einer ebenen, vergleichsweise breiten Liegefläche. Die ist durchaus komfortabel, aber definitiv von der strafferen Sorte. Ohne Topper sind auch die Gurtpeitschen zu spüren. Gut hingegen: Lichtschalter, Steckdosen und Ablagen sind zur Genüge vorhanden, die blickdichten Verdunkelungsrollos im Nu arretiert.

Der Trick mit dem Knick ergibt mehr Stehhöhe.

Auch beim Aufstelldach nutzt der Citycamp die guten Beziehungen zur Schwestermarke – was keineswegs von Nachteil ist. Westfalia steht seit Jahren für hohe Kompetenz in Sachen GFK. Drei Riemengurte genügen, um das Dach sicher zu verschließen – eine schöne Lösung.

Clever ist auch, dass sich das Bettgestell beim Anheben abwinkelt, was die Stehhöhe spürbar verbessert. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, dann, dass sich die Fenster mit Fliegengitter nicht vollständig öffnen lassen.

Das Dachbett mit Froli-Federtellern und einer vier Zentimeter starken Matratze ist die bequemere Schlafstätte.

Durch die drei großen Fenster mit Fliegengitter gelangt viel Licht und Luft ins Fahrzeug. Das Dachbett mit Froli-Federtellern ist ausgesprochen bequem und groß obendrein. Dass die Matratze im Fußbereich wegen der Knickfunktion dünner ausfällt, ist in der Praxis nicht von Nachteil.

Auch Schwanenhalsleuchten, USB-Steckdosen und sogar eine Dachreling fehlen nicht.

 

Ausstattung

Die gute Titanium-Ausstattung des Tourneo Custom wurde im Testwagen noch um den großen Motor samt Automatikgetriebe ergänzt. Gerade wenn das Fahrzeug auch im städtischen Alltag bewegt werden soll, ist diese Option zu empfehlen.

Gleiches gilt für das Pack-Ready-Paket samt Dieselstandheizung und Außendusche sowie das Outdoor-Kit, das Campingmöbel enthält, die perfekt in den Verkleidungen von Schiebetür und Heckklappe untergebracht sind.

Der 86 mal 51 Zentimeter große Tisch hat für drinnen einen mittigen Fuß, für draußen vier höhenverstellbare Beine.

Um den Tisch im Fahrzeug zu verwenden, gibt es zusätzlich ein zentrales Tischbein, das fest im Fahrzeugboden verschraubt wird – dank verschiebbarer Bank kein Problem; der 86 mal 51 Zentimeter große Tisch ist fix aufgebaut, von jedem Platz aus gut erreichbar und steht sehr stabil. Gleichzeitig kann man sich dank zweiter Schiebetür unabhängig von einander bewegen.

Eine weitere, durchaus erwähnenswerte Option sind zwei Einzelsitze, die die Dreierbank auf Wunsch ersetzen. Diese sind deutlich leichter und damit einfacher ausbaubar, wodurch der Cityvan nochmals flexibler wird. Wobei: auf den Bettkasten verzichten, das will gut überlegt sein.

Wird die Bank nach vorn gerückt, eignet sich die Sitzgruppe gut auch für vier Personen.

Fazit

Beurteilt man den Citycamp aus der Theorie und nach Punkten, zum Beispiel nach der Anzahl der Gasflammen oder der Größe der Staufächer – das Ergebnis wäre eher mäßig. Allerdings: Es ist schon toll, beide Schiebetüren zu öffnen und den Wohnraum zu beiden Seiten in die Natur zu erweitern – gerade beim Freistehen und bei schönem Wetter. Im Segment der kompakten Campingbusse findet der Citycamp auf jeden Fall einen guten Kompromiss zwischen Alltag und Urlaub, und der Preis geht angesichts der Verarbeitungsqualität und der Ausstattung auch in Ordnung.

Der Citycamp taugt, wie es der Name verspricht, wunderbar auch für die Stadt. Nur die Höhe vom Tiefgaragenstellplatz sollte man unbedingt nochmal prüfen!

Technische Daten

Basisfahrzeug: Ford Tourneo Custom Titanium 2.0 EcoBlue, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue u. SCR-Katalysator, Hubraum 1.996 cm³. Max, Leistung 125 kW (170 PS) bei 3.500/min, max. Drehmoment 390 Nm bei 1.750/min. Achtgang-Wandlerautomatik, Vorderradantrieb. Abgasnorm Euro 6e
Maße und Massen: (L x B x H) 505 x 203 x 205 cm, Radstand: 301 cm, Masse in fahrbereitem Zustand: 2.628 kg (Herstellerangabe),
zulässiges Gesamtgewicht: 3.300 kg
Aufbau und Ausbau: Stahlblechkarosserie (L1H1) mit Aufstelldach, Schiebetür beidseitig, Wärmeschutzverglasung mit zwei Ausstellfenstern. Einzelradaufhängung an Vorder- und Hinterachse. Möbelbau aus CPL-beschichtetem Pappelsperrholz, Schlaf-Sitzbank mit 2x Isofix in Schienenboden, Innenverkleidung aus Kunststoff-Formteilen, teils mit Stoff oder Filz kaschiert
Betten: Aufstelldach: 197 x 125 cm, Schlaf-Sitzbank: 197 x 101–123 cm
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 25 l /15 l innenliegend, Kühlbox 25 l, Gas 2,75 kg, Diesel 55 l, AdBlue 20 l
Serienausstattung: (Auszug) LED-Scheinwerfer, Parkpilot inkl. Rückfahrkamera, Klimaautomatik, lackierte Stoßfänger, 13-Zoll-Infotainmentsystem, Schiebetür beidseitig, Möbelbau mit Küchenausstattung, Außendusche
Sonderausstattung: 170-PS-Motor inkl. Automatikgetriebe 5.450 €, Pack Ready u. a. inkl. Dieselstandheizung (2.200 W), 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und Außendusche 2.470 €, Outdoor-Kit inkl. Tischhalterung und 2x Campingstuhl 740 €, Metallic-Lackierung Chrome Blue 2.280 €, Infotainmentsystem inkl. Navigation 1.090 €
Testverbrauch: 8,3 l
Grundpreis: ab 61.700 €
Testwagen: 73.730 €

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