> Der Malibu Van Diversity 640 LE K im Praxistest

Für Jeden was dabei

09.01.2023

Schwer war nicht nur die Wahl, das passende Fahrzeug für all unsere Ansprüche zu finden. Auch mit dem Gewicht kamen wir auf rund 10.000 Kilometern an die Grenzen.

Letztendlich, soviel sei schon mal fairnesshalber in Richtung aller, die aktuell noch auf ihr Fahrzeug warten, gesagt, war es auch keine Wahl, sondern ein Testfahrzeug, welches schon lange im Vorfeld von Malibu bestellt wurde und welches wir bekommen haben. Aber im Prinzip hat es unsere Anforderungen erfüllt: Unten Fahrräder, oben schlafen stand auf dem Wunschzettel der bikenden Redaktion – und das kann der 640er schon mal gut.

Klein, wendig und sportlich ist bei diesen Anforderungen schwer umzusetzen – zumindest nicht ohne große Komfortabstriche einzugehen. Also war oder ist der 640er doch ein gelungener Kompromiss, zumal es ja auch noch Familien und stauraumverwöhnte Reisemobilisten im Verlag gibt, die im Laufe eines Dauertests auf so ein Fahrzeug zurückgreifen und ihren Senf dazu geben. Also 640 LE K family-for-4, zum Glück haben wir im CamperVans-Kaufberater die etwas verwirrende Modellbezeichnungs-Matrix der Aulendorfer entschlüsselt: Unser Malibu ist also ein 640er – mit Aufstelldach – mit Dachschrank – mit Kühlschrank tief.

Ansonsten baut er natürlich auf dem aktuellen Fiat Ducato der Serie 8. Abweichend vom Standard ist das Chassis nicht das light mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, sondern das heavy, welches mit stärkeren Federn, leistungsfähigeren Bremsen und größeren Rädern bis zu 4,17 Tonnen verträgt. Das Leergewicht der Basis steigt durch die größeren Bremsen, das verstärkte Fahrwerk und die Räder um rund 30 Kilogramm – so steht es jedenfalls in den technischen Daten von Fiat.

Offenes Raumgefühl, freie Blickachse: Malibu hat nicht zu viel versprochen. Stauraum gibt es im Küchenbereich mehr als genug, die Arbeitsfläche lässt sich erweitern.

Ganz entgegen der versprochenen diversity wurde die Vielfalt in der aktuellen 2023er-Preisliste eingeschränkt – unseren Van mit 160 PS und Schaltgetriebe gibt es gerade nicht. Das jetzige Upgrade von der 140-PS-Basis mit light-Chassis wäre der 180-PS-heavy mit Schaltgetriebe, der mit einem Aufpreis von 5.860 Euro und einem Gewichtszuschlag von 60 Kilogramm in der Preisliste steht. Dazu kommen noch die üblichen Extras wie die Klimaanlage, das Multifunktionslenkrad und die Markise.

Nicht zu vergessen natürlich das Aufstelldach, welches aus dem LE K erst den family-for-4 macht. Das Paket, wie könnte es auch anders sein, heißt natürlich auch family-for-4-Paket und steht mit einem Aufpreis von 4.990 Euro und einem Mehrgewicht von nur 105 Kilogramm auf der Preisliste. Spannender Nebensatz: Das Paket ist für fast alle Modelle, also 540er, 600er und 640er, nur nicht für die comforts mit dem 80-Liter-Absorberkühlschrank, erhältlich.

Unter den Campervans ist der Malibu Van diversity 640 LE K also schon bestens mit allem, was sich auf gut vier Metern Wohnraumlänge unterbringen lässt, ausgestattet. Allerdings muss man natürlich auch sagen, Ausstattung wiegt. Unser Malibu wäre eigentlich mit vier Tonnen Gesamtgewicht auf die Straße gekommen, die Zulassung auf 3,5 Tonnen erfolgte auf unseren Wunsch – da die jüngeren Kollegen und Kolleginnen nicht mehr fahren dürfen.

Das Ergebnis, Diesel und AdBlue vollgetankt, beide Gasflaschen voll, Wasser leer, mit Anhängekupplung und Fahrradträger: 3.190 Kilogramm. Wer damit im Malibu Van diversity 640 LE K groß verreisen möchte, kann das zu zweit tun oder muss das Gepäck und Zubehör im Anhänger hinterher ziehen. Wir waren auf den letzten 10.000 Kilometern sicher einige Male überladen. Der einzige Trost: Die Achslasten und die Bremsen hat das sicher nicht gestört.

Etwas übermotiviert: +18 kg Atera-AHK-Träger, +12 kg Paulchen-Heckträger, +30 kg Anhängekupplung, +75 kg Bikes – Achslast bei heavy kein Problem, aber das Gesamtgewicht entschwindet.

Bildergalerie

Es ist ja nicht nur die Ausstattung, die wiegt, auch der Komfort. Große Betten im Heck und natürlich auch im Dach. Auf der Beifahrerseite misst das Längsbett 202 x 76 Zentimeter, auf der Fahrerseite sind es 188 x 75. Das Dachbett ist gar 2,05 Meter lang und 1,32 Meter breit, fast schon unnötig, wenn die Stehhöhe im gesamten Fahrzeug, also auch im Bad, nur 1,89 Meter beträgt.

Der Schlafkomfort in den Längsbetten ist tadellos. Unter den hochklappbaren Bettelementen mit Lattenrost ist der Wassertank und noch massig Stauraum versteckt.

Aber das Dachbett ist mit seiner vier Zentimeter dünnen Matratze, dem dünnen Gewebe zur besseren Unterlüftung und der unbehandelten Sperrholzplatte als Unterbau sicher nicht Schuld am hohen Gewicht, zumal das Malibu-Aufstelldach mit seiner Hybrid-Konstruktion aus GfK, Hartschaum und Aluminium mit 105 Kilogramm zu den leichtesten auf dem Markt gehört. Wie so häufig wird auf ein Dachfenster im Aufstelldach verzichtet, was wiederum in Verbindung mit dem Spoiler für angenehm wenig Windgeräusche sorgt. Beim Schlafen stört das nicht vorhandene Fenster kaum, es gibt ja Öffnungen seitlich und vorne, die für Licht und frische Luft sorgen. Nur bei geschlossenem Dach wäre etwas Licht von oben ganz angenehm.

Das Dachbett ist riesig, die Matratze etwas hart. Für Kinder gibt es einen Rausfallschutz. Der Zugang ohne Leiter (spart Platz und Gewicht) ist relativ einfach. Fenster und Belüftung sind gut, dimmbare Beleuchtung und USB-Steckdosen wären praktisch.

Am Lichtkonzept müsste man sowieso noch etwas feilen. Im Aufstelldach gibt es zwei LED-Leuchten, die, über den Schalter, den man nur vom Dachbett aus betätigen kann, an oder aus sind. Prinzipiell ja nicht verkehrt, aber die kaltweiß-hellen LEDs sind alles andere als angenehm zum Lesen und schon gar nicht zum Aufwachen. Zwei getrennte Leseleuchten, gerne auch dimmbar, wären da ein echtes Highlight.

Generell scheint man beim Lichtkonzept in den verschiedenen Schlafbereichen kein glückliches Händchen gehabt zu haben. Auch an den Längsbetten gibt es nur volle Kanne: Sechs LED-Einbauspots leuchten die Liegewiese längs auf jeden Millimeter aus – ganz praktisch der Schalter am Fußende, um das Licht einzuschalten, wenn man ins Bett geht. Zum Ausschalten ist wohl ab Werk der große Zeh vorgesehen, will man nicht wieder halb aus dem Bett krabbeln.

Zusätzlich gibt es am Kopfende nochmals zwei Einbaustrahler, diesmal separat zu schalten, aber ebenfalls sehr hell, nicht einstell- oder dimmbar. Ein Licht genügt jedenfalls, dass der andere nicht schlafen kann. In Summe reichen die acht Spots locker aus, um das Schlafabteil auszuleuchten – allerdings sind sechs davon unter den Dachstaukästen angebracht, in den oder in die Schränke leuchtet nichts.

Ein Highlight: die Nasszelle mit Schwenktoilette. Zum Duschen werden noch diverse Abdeckungen herausgeklappt, es bleibt aber üppig Platz, um sich bequem duschen zu können. 100 Liter Frischwasser reichen aus.

Alles richtig gemacht hat man dagegen beim Bad. Für unsere sportlichen Aktivitäten ist Duschen ein Muss – auch im Fahrzeug, denn es gibt nicht immer einen Campingplatz in der Nähe. Das Bad mit der wegschwenkbaren Toilette ist da natürlich ein Traum – wenn auch das Putzen durch die vielen versteckten Ecken, Spalten und Nischen eine echte Herausforderung ist.

Einfach mit der Handbrause alles abspülen geht leider nicht – so perfekt sind die Abdichtungen und Abtrennungen auch nicht. Kleinigkeiten finden wir auch da zu bemängeln, wie zum Beispiel, dass man die Duschabtrennung fürs Waschbecken nicht arretieren kann und diese während der Fahrt hin und her rutscht. Oder der recht überschaubare Stauraum unter dem Waschbecken. Endlich genügend Platz zum Duschen zu haben, wiegt aber alles wieder auf.

Wer den Allrounder wählt, bekommt auch ein offenes Raumgefühl, eine große Küche und den großen Kompressorkühlschrank mit einem praktischen Schrank darüber. Auch die drei Schubladen im Küchenblock sind riesig – für Töpfe, Geschirr und Vorräte eigentlich zu viel Platz, zu dritt oder zu viert reicht eine Schublade aber leicht für Klamotten für eine Person. Der Stauraum für Kleidung in den Dachschränken über den Betten ist nämlich gar nicht so üppig.

Die praktische Schublade unter der Sitzbank ist perfekt für Schuhe. Der gut gemeinte Schrank unter dem Bett mit Stange, um Sachen an Kleiderbügeln aufzuhängen, lässt sich besser für schwere Vorräte oder Getränke nutzen – zumindest wenn wie bei uns der Laderaum schon mit Sportgerät belegt ist. Eine Lösung, alles zu verstauen, findet man beim Malibu Van diversity 640 LE K immer. Man kann sich sogar relativ bequem zu mehreren im Fahrzeug bewegen und steht sich nicht permanent im Weg.

Der große „Kleiderschrank“ zum Aufhängen von Jacken. In der Praxis eher für schwere Vorräte, dadurch aber nicht weniger praktisch.
Zu haben ist der Malibu diversity 640 LE K ab 63.770 Euro.

Das einzige Problem, das bei Malibu eigentlich schon bei der Bestellung des Fahrzeugs klar war, ist das Gewicht. Ein Familiengrundriss mit 300 Kilogramm Zuladung – geht schon, wenn man ohne Gepäck und nur mit leichtem Deckchen reist. Halt Stopp, das zählt natürlich nicht. Unser Tester ist mit rund 250 Kilogramm Extras und Paketen ausgestattet. Wenn man die abzieht, ist man nah an den 2.865 Kilo, die im Fahrzeugschein stehen. Aber ohne Aufstelldach kein family-for-4 und ohne Markise nur wenig Schatten.

Am Ende werden es doch drei Tonnen, ohne Komfortpakete und ohne Anhängekupplung. Wobei beim Anbau dieser die Option Fahrradträger nicht an erster Stelle stand, sondern wirklich der kleine Anhänger, der gemütlich bei Tempo 100 im Windschatten hinterher rollt – schont Nerven, die Umwelt und den Geldbeutel.

Zuladetabelle Malibu Van diversity 640 LE K

Fazit: Ein Familien-Campervan mit einem gewissen Anspruch an Robustheit und Haltbarkeit ist eine schwere Aufgabe. Der Malibu Van diversity 640 LE K funktioniert ganz gut, zur Perfektion fehlen noch ein paar Kleinigkeiten – die zum Teil auch konfigurierbar wären. Sonderausstattung kostet und Sonderausstattung wiegt. Qualität kostet und Qualität wiegt. Bei unseren Biketrips zu zweit mit vollem Wassertank waren wir auch oft an der Gewichtsgrenze. Und zu viert wird es eben der Anhänger; dafür klappert’s weniger, man kann getrost aufladen, es fährt sich entspannter – und günstiger als mit Auflastung. www.malibu-carthago.com

Technische Daten Malibu Van diversity 640 LE K
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