> Karmann Davis 590 vs. Karmann Davis 600

Querbett oder Längsbett: Was ist im Sechsmeter-Camper besser?

27.09.2024
Text: Juan Gamero | Bild: Zuckerfabrik Fotodesign

Sechs-Meter-Vans mit Einzelbetten liegen im Trend. Welche Kompromisse sind für die langen Längsliegen nötig? Der Karmann Davis 600 fordert seinen Querbett-Bruder Davis 590 heraus.

Längseinzelbetten im nur sechs Meter langen Kastenwagen – das wollen viele, und entsprechend ist das Angebot am Markt stetig gewachsen. Üblicherweise wird für diesen Grundriss der längere, 6,36 Meter messende Fiat Ducato verwendet. Aus gutem Grund: Hier bleibt trotz Längsbetten genug Platz für Küche, Bad und Sitzgruppe. Im 599er-Ducato ist dafür eine durchdachte Raumaufteilung vonnöten, die nicht umhinkommt, Prioritäten zu setzen.

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Fährt der Camper mit einem Sechs-Meter- Einzelbetten-Bus also wirklich besser als in der gleichlangen Querbett-Variante? Reisemobil International hat dafür zwei Schwestermodelle von Karmann gegeneinander antreten lassen: den Davis 600 mit Einzelbetten und den Davis 590 mit Querbett im Heck.

Schon vorab ist klar: Vor dem Kauf sollte sich der Camper gut überlegen, ob er große Betten oder lieber ein größeres Bad oder eine größere Küche oder doch lieber mehr Platz an der Sitzgruppe benötigt. Alles zusammen – das muss jedem Interessenten klar sein – geht nicht. Denn die sprichwörtlich Eier legende Wollmilchsau, die im kompakten Van Platz wie im ausgewachsenen Teilintegrierten bietet, gibt es nicht. Umso mehr gilt es Vor- und Nachteile der beiden Bettvarianten vor dem Kauf abzuwägen und genau zu vergleichen.

Denn nicht immer ist gleich, was auf den ersten Blick gleich erscheint. Die beiden Vergleichskandidaten von Karmann zeigen es: Von außen betrachtet fallen kaum Unterschiede auf, und auch die Grundrisse scheinen sich nur im Heckbereich zu unterscheiden, wo eben Längsbetten oder ein Querbett verbaut sind.

Welche Auswirkungen aber die Entscheidung für die eine oder andere Bettenanordnung im Mobil auf den Wohnkomfort im restlichen Wohnraum hat, kann im Extremfall über Wohl und Wehe des Camping-Trips entscheiden. Das zeigt der folgende Vergleich der Davis-Modelle im Detail.

Grundriss Karmann Davis 590

Innenausbau

Modern, hell und elegant zugleich gestaltet Karmann die identische Einrichtung beider Davis-Modelle. Die Kombination aus grau-beigen Polstern, weißen Schrankklappen, Textil-Wandapplikationen und hellgrauen Möbeltorsi wirkt gefällig.

Hell und geräumig: Das Interieur des Davis wirkt modern und aufgeräumt. Der raumhohe Kühlschrank unterbricht jedoch die Blicklinie, der Wohnraum scheint kleiner. An der Dinette des Querbettenmodells herrscht Komfort und Bewegungsfreiheit. Der Abstand zwischen Badezimmerwand und B-Säule beträgt stattliche 125 Zentimeter.

Die Kabinenmaße sind identisch mit denen des Davis 590, der Einrichtungsstil ebenfalls. Die offene Blickachse des Mittelgangs erhöht den Raumeindruck. An der Sitzgruppe des Einzelbettenmodells geht es enger zu als im Davis 590. Der Abstand zwischen Badezimmerwand und B-Säule beträgt lediglich 110 Zentimeter.

Die platzraubenden und längs eingebauten Einzelbetten des Davis 600 messen rechts 198 mal 78, links nur 172 mal 75 Zentimeter. Einer der beiden Camper sollte demnach nicht zu groß gewachsen sein. Vorteil der Einzelbetten: Die Camper müssen nicht übereinander steigen, falls einer der beiden nachts auf die Toilette muss.

Dank 42 Zentimeter breitem und 176 Zentimeter langem Einlegeteil wird aus den Einzelbetten bei Bedarf eine große Liegewiese. Die Lattenroste lassen sich zur Seite aufstellen und mittels längenverstellbarer Schlaufen an der Wand arretieren, um das Volumen der Garage zu erhöhen.

Die Garagenbreite wird allerdings durch die breiten Podeste der Betten auf 60 Zentimeter beschränkt. Um die Breite bei Bedarf auf 87 Zentimeter zu erhöhen, lassen sich die beiden Schrankelemente – die als Podest für das Einzelbett auf der Beifahrerseite dienen – praktischerweise mit wenigen Handgriffen ausbauen.

Der Raum, den die großzügige Längsbettenanordnung beansprucht, fehlt an anderer Stelle, beispielsweise an der Sitzgruppe. Der Abstand von der Außenwand des Badezimmers, sprich der Rückenlehne der Quersitzbank bis zur B-Säule, beträgt lediglich 110 Zentimeter. Der Karmann Davis 590 mit 149 Zentimeter breitem Querheckbett stellt seiner Bordcrew an dieser Stelle mehr Platz zur Verfügung, nämlich genau 125 Zentimeter.

Das schafft deutlich mehr Beinfreiheit und damit erheblich mehr Komfort an der Halbdinette des Sechs-Meter-Vans. An dieser Stelle muss sich der Camper entscheiden, ob die Priorität für Längseinzelbetten die Komforteinbuße an der sicher öfter am Tag genutzten Sitzgruppe rechtfertigt.

Infobox

Technische Daten Knaus Davis 590

Basisfahrzeug: Fiat Ducato 35 L Kastenwagen, 120-PS Turbodiesel, Sechsgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb

Maße und Massen: (L x B x H) 599 x 205 x 265 cm, Radstand 403,5 cm, Masse fahrbereit 2.863 kg, zulässige Gesamtmasse 3.500 kg

Betten: Heckbett 190 x 149 cm

Füllmengen: Frisch-/Abwasser 150/90 l, Gas 2 x 5 kg

Serienausstattung u. a.: Fahrer- und Beifahrerairbag, ABS, ESP, Traktion Plus, Fahrerhaus-Klimaanlage, Tempomat, Bergabfahrhilfe, elektrische Fensterheber, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Rahmenfenster, Fahrerhaus- Sitzbezüge in Wohnraumstoff, Abwassertank unterflur gegen Frost isoliert, Isofix-Gurtsystem, 3 x 230 Volt, 3 x USB-Anschlüsse, 2 x 12 Volt-Stecker.

Mögliche Extras (Auszug): Aufstell-Schlafdach (7.890 €), 140-PS-Motor (990 €), Klimaautomatik Fahrerhaus (620 €), Alufelgen (890 €), Panorama-Dachfenster Skyroof (1.690 €), Umbau Sitzgruppe (530 €)

Grundpreis: 58.600 € Testwagenpreis: 71.210 €

Grundriss Karmann Davis 600

Die in drei Stufen ausklappbaren Tischplatten beider Modelle lassen sich auf den individuell benötigten Platz an der Tafel anpassen. Auch hier hat aber das Querbettmodell Karmann Davis 590 die Nase mit 92 mal 53/26 plus 42 mal 27 Zentimeter zu 92 mal 45/22 plus 40 mal 22 Zentimeter des Davis 600 vorn.

Im 190 Zentimeter langen Querheckbett des Davis 590 liegt es sich dank zwölf Zentimeter dicker Matratzen und Lattenrosten letztlich nicht weniger komfortabel als in den Längseinzelbetten des Davis 600. Dies gilt aber auch nur für Camper, die kleiner gewachsen sind als 1,90 Meter.

Zudem gestaltet sich der Einstieg in die quer eingebaute nächtliche Ruhestätte etwas umständlicher, weil die Camper nacheinander ein- und aussteigen müssen. Gut gemacht: Die Lattenroste lassen sich vollständig zur Seite umlegen und dank Zahnrad-Arretierungssystem senkrecht und bequem ohne fummeligen Schlaufenmechanismus an der Kabineninnenwand fixieren.

Die Garagenbreite unter dem Querbett beträgt stattliche 97 Zentimeter – mehr als im Davis 600 mit wie beschrieben maximal 87 Zentimetern. Einen weiteren Schlafplatz (530 Euro Aufpreis) sieht Karmann für beide Modelle nach umgebauter Sitzgruppe vor. Allerdings taugen diese höchstens als Kinderbett (Davis 590: 160 mal 95/50 Zentimeter; Davis 600: 146 mal 93/50 Zentimeter).

Knackpunkt eines jeden Campervans ist und bleibt der Stauraum. In diesem Punkt schlagen sich die mobilen Karmann-Geschwister im Branchenvergleich ganz ordentlich. Insgesamt nehmen jeweils sechs Oberschränke mehrere Ablagefächer und ein Kleiderschrank (Davis 590: 80 mal 58 mal 60 Zentimeter; Davis 600: 68 mal 57 mal 55 Zentimeter) Wäsche und Reiseutensilien auf. Dank der zusätzlichen beiden und bereits erwähnten ausbaubaren Stauboxen hat der 600er hier letztlich die Nase leicht vorn.

Infobox

Technische Daten Karmann Davis 600

Basisfahrzeug: Fiat Ducato 35 L Kastenwagen, 120-PS Turbodiesel, Sechsgang-Schaltgetriebe und Frontantrieb

Maße und Massen: (L x B x H) 599 x 205 x 265 cm, Radstand: 403,5 cm, Masse fahrbereit 2.863 kg, zulässige Gesamtmasse 3.500 kg

Betten: Heckbetten 198 x 78 und 172 x 75 cm

Füllmengen: Frisch-/Abwasser 85/75 l, Gas 2 x 5 kg

Serienausstattung u. a.: Fahrer- und Beifahrerairbag, ABS, ESP, Traktion Plus, Fahrerhaus-Klimaanlage, Tempomat, Bergabfahrhilfe, elektrische Fensterheber, elektrisch verstell- und beheizbare Außenspiegel, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Rahmenfenster, Fahrerhaus- Sitzbezüge in Wohnraumstoff, Abwassertank unterflur gegen Frost isoliert, Isofix-Gurtsystem, 3 x 230 Volt, 3 x USB-Anschlüsse, 2 x 12 Volt-Stecker.

Mögliche Extras (Auszug): Aufstell-Schlafdach (7.890 €), 140-PS-Maschine (990 €), Klimaautomatik Fahrerhaus (620 €), Alufelgen (890 €, Panorama-Dachfenster Skyroof (1.690 €), Umbau Sitzgruppe (530 €)

Grundpreis: 58.600 € Testwagenpreis: 61.100 € (ohne Aufstelldach und Skyroof)

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