> Fahrtest VW T6.1: Assistenzsysteme, Motoren, Cockpit und Ausstattung

Bulli denkt jetzt mit

26.08.2019

Neue Assistenzsysteme stehen im Mittelpunkt des Facelifts beim VW T6. Was sie leisten, zeigt die erste Testfahrt in den Niederlanden.

Volkswagen hat Transporter, Caravelle und Multivan erneuert und setzt dabei einmal mehr auf das Motto Evolution statt Revolution. Hier ein bisschen Chrom, dort ein wenig mehr Ausstattung und vor allem neue Assistenzsysteme – der T6.1 ist unverkennbar der in seiner kantigen Form seit 2003 bekannte Bulli geblieben. Den Kreis noch ein bisschen runder zu machen, nennt der Produktmarketingleiter für die T-Modellreihe von VW Nutzfahrzeuge, André Bertelsmeier, denn auch das Ziel des Facelifts. Das Rad neu erfunden haben die VW-Ingenieure dafür freilich nicht.

Das PKW-ähnliche Fahrvehalten kann auch in den engen Gassen zwischen den Kanälen überzeugen.

Die Möglichkeit zur ersten Probefahrt bietet VW in Amsterdam. Die Dieselmotoren erfüllen jetzt die Abgasnorm Euro 6d-TEMP-EVAP, die für Neuzulassungen seit 1. September vorgeschrieben ist. Der 146 kW/199 PS starke Topmotor schiebt mächtig an, das Direktschaltgetriebe reicht flott die sieben Gänge durch. Das unten abgeflachte Lenkrad stammt aus dem Passat und liegt gut in der Hand. Zusammen mit der neuen elektromechanischen Lenkung vom Zulieferer ZF trägt es seinen Teil zur ausgeprägten Handlichkeit des T6.1 bei. Laut VW ist die Lenkung zehn Prozent direkter als bisher. Enge Straßen entlang der Grachten in der Amsterdamer City sind für den Multivan kein Problem.
Die elektromechanische Lenkung ist zudem die Voraussetzung für eine ganze Armada von Assistenzsystemen, die erstmals in den VW-Bus Einzug halten. Bereits ab Werk spendiert VW Transporter, Caravelle und Multivan einen Seitenwindassistent, der über das ESP eingreift und das Fahrzeug gezielt einbremst. Auch die Multikollisionsbremse, die nach einem Unfall das Auto abbremst und so weitere Zusammenstöße verhindern

soll, ist auch beim einfachsten Transporter Serie – wie auch ein Radio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Fast alle anderen der insgesamt bis zu 20 Assistenten lässt sich VW extra bezahlen. Der Spurhalteassistent Lane Assist schafft es kurzzeitig auch ohne die Hände des Fahrers am Lenkrad, in der Spur zu bleiben. Droht das Auto eine Begrenzungslinie zu überfahren, wird automatisch sanft gegengelenkt. Nach wenigen Sekunden fordert der T6.1 den Fahrer allerdings akustisch dazu auf, das Steuer zu übernehmen. Bei den Testfahrten auf der Amsterdamer Stadtautobahn zeigt sich, dass die Technik auch ein Stück Verkehrserziehung leistet: Wer ohne zu blinken die Spur wechseln will, spürt beim Lenken einen deutlichen Widerstand beim Überfahren der Linie.

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Erhältlich sind zahlreiche weitere Systeme. Der Park Assist lenkt automatisch in Längs- und Querlücken, der Anhängerrangierassistent Trailer Assist hilft beim Rückwärtsfahren mit dem Gespann. Dazu kommen Automatische Distanzregelung ACC, Rückfahrkamera Rear View, Umfeldbeobachtung Front Assist und Verkehrszeichenerkennung. Über das in der höchsten Ausstattungslinie Highline serienmäßige Digital-Cockpit lässt sich die Funktion der Systeme steuern und darstellen. Per Tasten im Lenkrad entscheidet der Fahrer, was er gerade angezeigt haben möchte – von klassischen Rundinstrumenten bis zur Navi-Karte ist alles möglich. Dank „We Connect“-System klappt auch die Spracheingabe.

Umstieg in den Transporter mit 81 kW/110 PS und Schaltgetriebe. Diese Motorvariante muss wie der Einstiegsmotor mit 66kW/90 PS nach wie vor mit fünf Gängen auskommen. Was sofort auffällt: Die Kunststoffe sind in der Nutzfahrzeugversion von deutlich einfacherer Machart. Der Motor zeigt sich aber ausreichend kräftig, Mitschwimmen im Verkehr ist locker möglich. Goldene Mitte dürfte für viele Käufer das Aggregat mit 110 kW/150 PS darstellen. Der Wunsch nach mehr Leistung kommt bei den Testfahrten mit dieser Variante

Im Transporter mit 110 PS schaltet der Fahrer manuell durch 5 Gänge. Ohne Beladung ist dieser sicherlich ausreichend motorisiert.

des 2,0-Liter-TDI jedenfalls nicht auf. Auf einen Hybridantrieb verzichtet VW. Die Einsparungen bei Verbrauch und CO2-Emissonen stünden in keinem Verhältnis zu Aufwand und Kosten, begründete VWN-Markenvorstand Thomas Sedran. Auch ein Plug-in-Hybrid zum Laden an der Steckdose oder ein Erdgasantrieb sind nicht geplant. Sedran verweist darauf, dass die angebotenen Diesel bereits sehr effizient seien. Bei den Testfahrten in und um Amsterdam zeigte der Bordcomputer des 150-PS-Mulivan mit Automatik Werte von knapp mehr als acht Litern pro hundert Kilometer. Für 2020 ist eine Elektroversion des T6.1 geplant – allerdings zugeschnitten auf die gewerbliche Nutzung und deshalb nicht für den Multivan (oder später California) vorgesehen.

Preislich startet der Multivan mit 110-PS-Diesel in der Sonderedition Family bei rund 37.000 Euro. Für die Trendline-Version ruft VW bereits mehr als 41.000 Euro auf – rund 2500 Euro mehr als für den bisherigen 102-PS-TDI, allerdings auch mit mehr Serienausstattung. Anfang November sollen die ersten neuen Bullis zu den Kunden rollen. Der überarbeitete California mit Camper-Ausbau folgt. Hier ergänzen ein neues Möbeldekor und viele Detailver-besserungen das Facelift. Unter anderem soll aber auch der Liegekomfort im elektro- hydraulischen Aufstelldach verbessert worden sein.
www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de

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