> Lieferengpässe: Sunlight Rolling Storys Vanlife-Podcast

Paradoxe Situation

13.03.2022

Im neuesten Vanlife-Podcast spricht Jasper Jauch mit Sunlight-Geschäftsführer Stephan Brutscher über Camper-Boom, Lieferengpässe und eine unvorhersehbare Preispolitik.

Die stockende Lieferungsituation bereitet Automobilbranche und Kunden Kopfschmerzen. Ein Auszug aus dem neuesten Sunlight-Podcast Rolling Storys:

JJ: Zeit ist Geld, das merkt auch Sunlight gegenwärtig. Warum gibt es bei Campervans Lieferengpässe und Preiserhöhungen?

Sunlight: Bei diesem komplexen Thema müssen wir schon auf die Zeit vor Corona blicken. Kastenwagen und Campingbusse lagen schon damals im Trend. Wir hatten schon hohe Auftragseingänge, durch Corona wurde das Ganze sozusagen nochmal geboostert. Entsprechend hoch war die Nachfrage bei den Chassis-Herstellern. Dann musste der Einzelhandel wegen der Pandemie schließen, und der Onlinehandel begann zu boomen. Entsprechend musste sich die ganze Logistik-Branche erst einmal auf die neue Situation, die höhere Anzahl an Paketen, umstellen. Die haben in der Folgeebenfalls mehr Chassis bestellt.

JJ: War das der erste echte Engpass?

Sunlight: Ja, schon da wurden uns weniger Basisfahrzeuge geliefert, als wir bestellt hatten. Wir haben unser Angebot auf andere Chassis-Hersteller ausgeweitet. So konnten wir unsere Produktion aufrechterhalten. Trotzdem haben sich die ersten Liefertermine verschoben, bis die Chassis-Hersteller angefangen haben, ihre Produktion zu optimieren, um entsprechend den Output zu erhöhen – was absolut verständlich ist.

 

JJ: Welchen Einfluss hatte die Änderung auf die Produktion?

Sunlight: Dass sich die Reihenfolge der angelieferten Chassis veränderte. Da kamen Fahrwerke früher und Chassis später, die wir schon vorher gebraucht hätten. Das hatte zur Folge, dass wir immer mehr und mehr Lieferverzögerungen hatten.

JJ: Aber das war doch ein eher logistisches Problem. Was war mit dem heiklen Thema des weltweiten Halbleiter-Mangels?

Sunlight: Corona, Homeoffice, IT- und Entertainment-Branche explodierten, die Leute sind viel zu Hause und wollten plötzlich ihr Heimkino aufrüsten. Ausgerechnet zu dieser Zeit ist in Asien ein Halbleiter-Werk abgebrannt, das die Automobilindustrie, also auch Nutzfahrzeug-Hersteller belieferte. Tatsächlich mussten deshalb die ersten Fahrzeug-Hersteller ihre Werke schließen, und die Liefertermine verzögerten sich weiter. Auch wir mussten unsere Produktion teilweise komplett herunterfahren.

JJ: Auch die Havarie im Suezkanal, als da das Containerschiff, die „Ever Given“, feststeckte?

Sunlight: Auch das hatte einen Effekt. Die gesamten Lieferketten sind mittlerweile ein Thema. Ausbau-Material, das nicht rechtzeitig kommt. Da war die Lage ohnehin angespannt, und wenn ein Vorlieferant von unserem Lieferanten wegen Rohstoffmangels aussteigt, dann kommt eins zum anderen. Wir mussten zum Teil Fahrzeuge unfertig produzieren. Sobald das fehlende Material da war, wurden die Fahrzeuge zurück in die Produktion geschoben und nachgerüstet. Das ist ein massiver Aufwand und total ineffizient.

JJ: Mit welchem Effekt?

Sunlight: In Summe haben wir aktuell einen Lieferverzug von bis zu acht Monaten auf den avisierten Liefertermin.

JJ: Resultiert daraus die aktuelle Preisentwicklung?

Sunlight: Ja. Die Materialpreise steigen, das sieht man selbst in den Baumärkten. Auch die Logistikpreise: Ein Seecontainer hat früher rund 2.500 US-Dollar gekostet, mittlerweile kostet er zwischen 10.000 und 12.000 Dollar, das ist Wahnsinn. Unsere Prozess- und Produktionskosten sind auch immens gestiegen. Bandstillstände kosten, für uns und auch für die Chassis-Hersteller, die diese Kosten an uns weitergeben. Daraufhin mussten wir zum 1. November 2021 das erste Mal bei Sunlight unterjährig die Preise erhöhen. Verrückte Situation, und auch paradox:Wir haben historisch hohe Auftragseingänge, müssen unsere Mitarbeiter aber dennoch teilweise in Kurzarbeit schicken.

Den ganzen Podcast zum Nachhören findest Du unter www.sunlight.de

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