Streaming im Campervan: Vom richtigen Equipment bis zum passenden Abo – so streamst du Filme und Serien auch auf Reisen. Plus: Welche Datenfallen du unbedingt vermeiden solltest.
Router montiert, Dachantenne installiert, SIM-Karte eingelegt – jetzt kann das Streaming-Vergnügen im Camper endlich losgehen, oder? Noch nicht ganz. Denn bevor du dich entspannt zurücklehnst und deine Lieblingsserie genießt, gilt es, ein paar Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.
Zunächst die Frage, wenn du einen Fernseher an Bord hast: Ist dieser überhaupt streamingfähig? Bei einem modernen Smart-TV mit Internetzugang ist die Sache einfach: Du installierst die gängigen Streaming-Apps wie Netflix oder Disney+ und kannst direkt starten. Das ist der komfortabelste Weg. Hast du jedoch noch ein älteres Modell an Bord, mit dem du ansonsten zufrieden bist, lässt sich auch dieses problemlos nachrüsten. TV-Sticks oder TV-Boxen verwandeln jedes betagte Gerät in einen Smart-TV. Anbieter wie Amazon (Fire TV Stick), Google, Telekom, waipu.tv (4K Stick), Xiaomi (TV Box) oder Apple (TV Box) bieten entsprechende Lösungen bereits ab etwa 45 Euro an. Du schließt sie per HDMI- oder USB-Kabel an, verbindest sie mit dem Internet – und schon zeigt auch ein älterer Fernseher Streams ohne Probleme.
Streaming – wörtlich „Strömung“, sinngemäß eher Datenstrom – bezeichnet das Abspielen von Musik oder Filmen über das Internet, ohne dass du diese komplett herunterladen musst. Die Datei landet nicht permanent auf deinem Gerät, sondern kommt als kleine Datenpakete an, die während des Abspielens in Echtzeit geladen werden. Das spart Speicherplatz und vor allem Zeit. Nach dem Abspielen verschwindet der Datenstrom wieder.
Ein zweites Problem taucht häufig beim Datenvolumen auf. WLAN-Netze auf Stell- und Campingplätzen geraten besonders abends an ihre Grenzen, wenn alle gleichzeitig online gehen. Die verfügbare Bandbreite sinkt, Streams ruckeln, Bilder hängen oder die Übertragung bricht ab. In solchen Fällen bleibt nur die mobile Datenverbindung. Und genau hier entsteht der nächste Engpass. Wer einen Tarif mit begrenztem Highspeed-Volumen nutzt, verbraucht diesen Vorrat schnell; ein bis zwei Stunden Streaming am Abend reichen oft schon aus.
Die Zahlen zeigen das deutlich: Laut einer Untersuchung der Reise-eSIM-App Saily benötigt Musik-Streaming etwa 72 MB pro Stunde. Ein 90-minütiger Spielfilm beansprucht je nach Auflösung 1 bis 3 Gigabyte, wie Matthias Jost, Key Account Manager bei Zenec, erklärt. Ist dein Highspeed-Volumen verbraucht, drosseln Anbieter die Geschwindigkeit häufig so stark, dass Streaming unmöglich wird. Ein Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen schafft Abhilfe. Solche Angebote beginnen oft bei etwa 25 Euro im Monat und zahlen sich für regelmäßiges Streaming aus.
Auch die verfügbare Bandbreite unterscheidet sich je nach Anbieter. Matthias Jost betont einen wichtigen Punkt: Direktanbieter wie Telekom, Vodafone oder O2 priorisieren ihre Kunden häufig, sobald das Netz ausgelastet ist. Günstigere Drittanbieter erhalten dann oft weniger Bandbreite. Ein weiterer Aspekt betrifft die Wahl zwischen Roaming mit der heimischen SIM-Karte oder einer lokalen SIM. Roaming nutzt zwar alle verfügbaren Netzbetreiber, lokale SIM-Karten profitieren jedoch in vielen Ländern von einer bevorzugten Behandlung im Heimnetz.
Jetzt zur entscheidenden Frage: Was möchtest du eigentlich schauen? Davon hängt ab, welchen Dienst du brauchst. Wer mit dem klassischen TV-Programm zufrieden ist, greift zu IPTV. Das „Internet Protocol Television“ überträgt bekannte Sender übers Netz und kommt über Anbieter wie Telekom (Magenta TV), Vodafone (Giga TV), 1&1 oder O2. Dafür benötigst du eine TV-Box oder einen Stick.
Unabhängige Anbieter wie Zattoo, waipu.tv, Joyn oder HD+ übertragen Sender ebenfalls übers Internet. Du brauchst dafür lediglich einen Smart-TV oder ein älteres Gerät mit Stick. Auch hier ist ein Abo üblich. Eine Ausnahme: Zattoo zeigt die öffentlich-rechtlichen Sender kostenlos, allerdings mit Werbung.
Die IP-TV-Angebote starten preislich bei etwa zehn Euro monatlich. Einige Anbieter locken Neukunden mit einem oder mehreren Gratismonaten. Doch Vorsicht: Fast alle erhöhen den Preis nach sieben oder zwölf Monaten. Hier solltest du genau hinsehen und das Kleingedruckte studieren. Weitere Informationen zu IP-TV findest Du unter www.IPTV-Anbieter.info.
Eine interessante Alternative zu IP-TV sind die Mediatheken der Sender – besonders dann, wenn du TV-Sendungen nicht live, sondern zeitversetzt schauen möchtest. Die ARD- und ZDF-Mediathek ist kostenfrei verfügbar und bietet zahlreiche Sendungen aus dem TV-Programm als Stream an. Allerdings sind aus Lizenzgründen nicht alle Inhalte verfügbar.
Pro7, Sat1 und Kabel1 haben ihre Mediatheken in Joyn gebündelt. Der „Super-Streamer“, wie sich Joyn selbst nennt, stellt neben IP-TV auch viele Sendungen und Serien kostenlos zum Streamen bereit, allerdings mit reichlich Werbeunterbrechungen. Wer die Werbung umgehen will, braucht ein kostenpflichtiges Abo (6,99 Euro monatlich).
RTL betreibt mit RTL+ eine eigene Mediathek. Auch hier sind einige Sendungen und Filme gratis verfügbar. Für den Großteil des Angebots sowie Live-TV über IP-TV ist jedoch ein Abo erforderlich (Basic mit Werbung ab 5,99 Euro monatlich, Premium und Max für 8,99 beziehungsweise 12,99 Euro).
Eine weitere Möglichkeit, Filme und Serien sowie zum Teil auch Live-Übertragungen von Sport-Events zu schauen, sind private, kostenpflichtige Streaming-Anbieter. Netflix ist sicher der bekannteste Name, aber auch Amazon Prime, Disney+, Paramount+, WOW, Apple TV oder DAZN (nur Sport) bieten ein breites Spektrum an nationalen und internationalen Spielfilmen, Serien und Eigenproduktionen.
Bei allen Diensten musst du ein Abo abschließen. Fast alle bieten verschiedene Modelle an, die sich hauptsächlich in den Punkten Werbung (ja oder nein), Video-Auflösung und Anzahl der Geräte unterscheiden, auf denen gleichzeitig verschiedene Inhalte gestreamt werden können. Bei Netflix kostet das Standard-Abo mit Werbung, 1080p-Auflösung (Full HD) und zwei parallelen Streams 4,99 Euro im Monat. Das Premium-Abo ohne Werbung mit 4K (Ultra-HD) plus HDR und vier Geräten schlägt mit 19,99 Euro zu Buche.
Ein großer Vorteil, den fast alle kostenpflichtigen Streaming-Portale bieten: Zahlreiche Filme und Serien lassen sich – teilweise zeitlich begrenzt – auf Smartphone oder Tablet herunterladen. So können Mitfahrer auch während der Fahrt ohne Internetverbindung eine Sendung schauen. Wer sein Datenvolumen schonen möchte oder muss, lädt sich den Film für den Abend bereits vormittags aufs Tablet – zu dieser Zeit wird das Stellplatz-WLAN meist kaum genutzt und bietet ausreichend Bandbreite.
YouTube: Die Plattform für alles
Einen Sonderfall stellt YouTube dar. Ursprünglich als Plattform gegründet, auf der Privatpersonen mit eigenem Konto Videos hochladen konnten, nutzen mittlerweile immer mehr Sender YouTube und stellen dort komplette Sendungen, Serien oder Dokumentationen zur Verfügung. Da YouTube-Videos in der Regel kostenlos verfügbar sind, findest du hier oft nur eine begrenzte Auswahl bestimmter Sendungen. Auch hier gilt: Wer keine Lust auf ständige Werbeunterbrechungen hat, muss zahlen (5,99 bis 23,99 Euro monatlich).
Um auch unterwegs und vor allem im Ausland problemlos Filme und Serien zu streamen, brauchst du neben der nötigen Hardware (LTE-Antenne, Router, Smart-TV oder TV-Stick) ausreichend Datenvolumen und Bandbreite. Das solltest du vor Abschluss eines Datentarifs unbedingt bedenken. Mediatheken stellen Inhalte zumindest teilweise kostenlos zur Verfügung, Streaming-Anbieter wie Netflix erfordern ein kostenpflichtiges Abo. Geoblocking lässt sich übrigens durch eine VPN-Verbindung umgehen, die relativ einfach zu installieren ist und es dir auch im Ausland ermöglicht, dieselben Sendungen wie zu Hause zu schauen. Mit der richtigen Vorbereitung steht dem Streaming-Abend im Campervan nichts mehr im Weg.
Streaming funktioniert in Deutschland auch unterwegs im Camper genauso wie im heimischen Wohnzimmer. Im Ausland sehen viele jedoch weiterhin eine Fehlermeldung oder einen schwarzen Bildschirm. Ursache ist das sogenannte Geoblocking. Zwar wurde es 2018 durch die Portabilitätsverordnung innerhalb der EU für kostenpflichtige Streamingdienste offiziell aufgehoben, in der Praxis gelten dennoch häufig unterschiedliche Lizenzrechte je nach Land. Eine Möglichkeit, dies zu umgehen, ist die Nutzung einer VPN-Verbindung (Virtual Private Network). Dienste wie NordVPN verändern die IP-Adresse und verbergen den Standort. Solche Angebote beginnen bei etwa 12,99 Euro für ein Monatsabo und bei rund 4,99 Euro pro Monat im Jahresabo. VPN-Verbindungen sind grundsätzlich legal. Die Umgehung des Geoblockings bewegt sich jedoch in einer Grauzone, wenn sie damit gegen die AGB des jeweiligen Streaminganbieters verstößt. Der Dienst kann den Account sperren, rechtliche Folgen sind bislang nicht zu erwarten.