Die gute alte Kühltasche gibt es seit einiger Zeit auch in Hightech: Dank spezieller Kühlelemente versprechen Passiv-Kühlboxen mehrere Tage autarkes Camping mit kalten Getränken, verderblichen Lebensmitteln oder wichtigen Medikamenten – ganz ohne die Stromreserven des Campervan zu strapazieren. Klingt nach einer guten Idee für alle, die ihre Kühlkapazitäten mit vergleichsweise geringem Aufwand erhöhen und es bei der Bordelektronik bei den Basics belassen wollen. Doch damit die Theorie auch in der Praxis gelingt, ist ein bisschen was zu beachten.
Wie funktionieren moderne Passiv-Kühlboxen?
Moderne Passiv-Kühlboxen sind erstens sehr gut isoliert und funktionieren zweitens mit Hilfe von speziellen Kühl-Elementen. Deren Kühlmittel – das sogenannte Phasenwechselmaterial (PCM) – kann, anders als Wasser, einen Taupunkt von unter Null Grad Celsius haben. Dann übernimmt das Kühlelement stets die Kühlarbeit und bewahrt das Eis vor dem Schmelzen. So bleibt die Box deutlich länger kühl
Je nach PCM kann der Tau- bzw. Gefrierpunkt variieren. Es gibt auch Hersteller, die verschiedene PCMs anbieten, mit denen sich verschiedene Temperaturbereiche realisieren lassen.
Tipp 1: Gut gekühlt starten
Wenn die Kühlbox an einem warmen Ort gelagert wird, muss diese erst auf Temperatur gebracht, sprich selbst gekühlt werden. Dabei verpufft ein ordentlicher Teil der eigentlichen Kühlleistung. Deshalb sollte eine Passiv-Kühlbox an einem möglichst kühlen Ort gelagert werden. Im Idealfall wird sie vor der Benutzung durch ein Eis-Pack aus der heimischen Gefriere noch weiter herabgekühlt.
Tipp 2: Eis on top
Zusätzlich zu den Kühlelementen der Hersteller sollte man mit Eiswürfeln arbeiten. Dabei gilt: Je mehr Eis, desto länger hält es sich. Der Hersteller unserer Test-Kühlbox empfiehlt ein Verhältnis von zwei Drittel Eis zu einem Drittel Kühlgut. Und auch, dass der Inhalt on Top nochmal mit Eis bedeckt werden sollte.
Tipp 3: Brutto-/Netto-Inhalt
Die Kühlakkus und vor allem das zusätzliche Eis bedeuten natürlich, dass das Volumen von Passiv-Kühlboxen nicht direkt mit dem von Kompressor- oder Absorber-Kühlschränken verglichen werden kann. Bei selbem Volumen deutlich weniger Kühlgut transportiert werden. Das sollte beim Kauf beachtet werden. Wenn man den Platz im Fahrzeug hat: Es gibt auch deutlich größere Passiv-Kühlboxen als die getestete.
Tipp 4: Block- vs. Crushed-Eis
Kleineres, gewürfeltes Eis kühlt eine Kühlbox und deren Inhalt schneller, Blockeis hingegen schmilzt viel langsamer. Profis verwenden eine Mischung aus beidem, um den Inhalt zuverlässig und langfristig zu kühlen.
Tipp 5: Luft ist der Feind
Große Luftflächen in der Kühlbox beschleunigen das Schmelzen des Eises, da das Eis verbraucht wird, weil es die Luft kühlen muss und nicht den Inhalt. Auch deshalb die Mischung aus Blockeis und Eiswürfeln. Und auch deshalb sollte die Kühlbox mit zusätzlichem Eis aufgefüllt werden.
Tipp 6: Box beschriften, Trennwände nutzen
Und weil Luft der Feind vom Eis ist, sollte die Kühlbox möglichst selten geöffnet werden. Wer die Box zum Beispiel mit Kreppband und einem Filzmarker beschriftet und außerdem Trennwände nutzt, vermeidet längeres herumwühlen.
Tipp 7: Draußen, aber schattig stellen
Logisch: nicht nur Luft, auch direkte Sonneneinstrahlung tut dem Eis nicht gut. Eine Passiv-Kühlbox (wobei, nicht nur die) sollte deshalb niemals länger als nötig in der Sonne stehen. Weil sich auch der Campervan in der Sonne stark aufheizt, stellt man ie Kühlbox am besten auf die Schattenseite des Fahrzeugs.
Tipp 8: Lass das Wasser nicht ab
Solange die Kühlbox in Gebrauch ist, sollte das Schmelzwasser nicht abgelassen werden. Das Wasser ist immer noch kälter als die eindringende Luft und hilft, das restliche Eis zu isolieren. Unverpackte Lebensmittel sollten der Hygiene wegen jedoch aus dem Schmelzwasser herausgehalten werden. Dafür bieten einige Hersteller Einhängekörbe an.
Passiv-Kühlbox im Praxistest: Yeti Tundra 35
Neben schicker Farben – außer dem Weiß der Test-Box stehen vier Standard-Farben und zahlreiche Limited Editions zur Verfügung – und kühler Bierdosen (ja, Yeti misst das Volumen auch in der Einheit Bierdosen) verspricht die Tundra 35 allem voran jede Menge Strapazierfähigkeit. Das Marketing des Herstellers spricht von einer rotationsgeformten Kunststoff-Hülle, was fancy klingt, sich aber tatsächlich sehr robust anfühlt. Auch die Gummi-Verschlüsse und -Füße machen einen guten Eindruck – die Box steht rutschfest und ist auslaufsicher. Zum Öffnen der Verschlüsse ist etwas Kraft nötig, aber es geht. Zum Tragen gibt es seitlich jeweils eine Kordel und eine Griffmulde – letztere ist deutlich ergonomischer.
Hinter der Kunststoffhülle befinden sich eine bis zu acht Zentimeter starke Polyurethan-Isolierung, die Wärme draußen und Kälte drinnen hält. Durch die Dicke Isolierschicht ergibt sich ein relativ großes Packmaß von 54 x 40 x 51 Zentimertern, zumindest im Verhältnis zu den 35 Litern Volumen – man muss ja bedenken, dass vom Volumen noch ein paar Liter für die Kühlakkus und das Eis abgezogen werden müssen. Selbiges gilt für’s Gewicht, wobei glatt neun Kilogramm leer in Ordnung sind. Und auch der Preis ist relativ: 280 Euro klingt sportlich für eine Passiv-Kühlbox, und auch die Yeti Kühlakkus sind nicht gerade billig. Gas- und Strom-Reserven kosten aber auch.
Konkret lautete das Yeti-Versprechen kühle Getränke auch noch nach 48 Stunden. Unser Praxistest fand an einem sommerlichen Wochenende statt, an dem die Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius schwankte. Übrigens haben wir bewusst auf einen Labortest mit der Erhebung einer Temperaturkurve verzichtet – die praxisnahe Verwendung mit unregelmäßigem Öffnen sowie mit Standort-Änderungen und Temperatur-Schwnakungen erschien uns wichtiger. Neben einigen Glasflaschen wurde die Kühlbox mit einem 900-Gramm- und einem 250-Gramm-Kühlakku sowie mit Eiswürfeln im empfohlenen Verhältnis von zwei Drittel Eis zu einem Drittel Kühlgut befüllt.
Kurzum: die Tundra 35 hält, was Yetiver verspricht – zumindest wenn man sich an unsere Tipps hält. Nach 48 Stunden war das letzte Bier immer noch kalt, und noch einige Eiswürfel vorhanden. Das Eiswasser hatte knapp unter fünf Grad Celsius. Zur Wahrheit gehört für uns aber auch, dass eine mit Eis und später Eiswassser gefüllte Passiv-Kühlbox eher etwas für Getränke ist: Frisches Gemüse mag keine Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts und mittelmäßig wiederverschließbare Käsepackungen oder gar Fleisch und Fisch sollte man nicht im Eiswasser schwimmen lassen.
Passiv-Kühlboxen: 7 Modelle für kühle Getränke unterwegs
Kein Strom in Sicht? Macht nichts: Passiv-Kühlboxen halten Snacks und Getränke trotzdem stunden- oder sogar tagelang kühl und lassen sich dabei problemlos an See, Strand oder Grillplatz mitnehmen. Zum Artikel