> Tuning-Upgrade VW T4: Lenkrad neu beziehen und Softwareoptimierung

Lenkradveredelung und Softwareoptimierung für T4

07.07.2023
Text: Andreas Güldenfuß | Bild: meinlenkrad.de, A. Güldenfuß

Das Lenkrad des T4 ist mittlerweile ziemlich abgegriffen, zudem löst sich allmählich auch der Schaum im Inneren ab. Wir schicken es zur Veredelung zum versierten Handarbeitsbetrieb. Außerdem bekommt der Bulli eine Softwareoptimierung.

Wenn der Syncro plötzlich anreißt, muss man ihn gut im Griff haben. Wie, das erfahrt ihr hier. Nicht nur VW T4-Fahrer, fast alle Camper kennen es: Unsere Basis-Nutzfahrzeuge sind selten mit einem feinen Lenkrad, sondern eher mit einem Steuerrad, welches den Kollegen von der Baustelle mit schwieligen Pranken widersteht, ausgestattet. Robust, praktisch, abwaschbar lautet die Devise. Plastik statt Leder, vegan, aber nicht schön. Wenn das Lenkrad, egal ob Kunststoff oder Leder, nach 20 Jahren dann speckig und abgegriffen ist, und sich der Schaum im Inneren schon auflöst und verdreht, kann man mal über das Thema neu machen nachdenken.

Feine Handarbeit aus Dresden: Design, Leder, Stichform, sogar die Farbe des Fadens kann man auswählen.
Foto: meinlenkrad.de

Neu beziehen wäre die einfache und naheliegendste Option. Wenn sich der Schaum aber gelöst hat, bringt das nicht viel. Die Firma meinlenkrad aus Dresden hat auch dafür eine Lösung: Hier wird das originale Lenkrad bis auf den Rahmen, das Skelett, gestrippt. Dann wird es je nach Wunsch in eine neue Form gebracht und ebenfalls nach Wunsch neu bezogen. In der Regel dauert so ein Umbau rund vier Arbeitstage, eine gute Woche ist das Fahrzeug also lenkradlos. Bei uns war klar, dass der Bus eine Weile stehen wird, und deshalb sind ein paar Tage ohne Lenkrad kein Problem – fahren kann der Bus eh nicht.

Bildergalerie

Softwareoptimierung VW T4

Eines Abends, kalt, nass und neblig mit dem T4 losgefahren. Der Motor kalt, also ganz piano den Berg hoch. Dennoch, mit Tempo 40 im dichten Nebel auf der Landstraße? Auch warmgefahren hat sich alles sehr zäh angefühlt. Wo ist die Leistung? Und überhaupt, wieso eigentlich nicht mehr davon? Das erste Problem war schnell behoben: anhalten, Stirnlampe aufsetzen, Motorhaube auf. Das Chaos, welches der Marder angerichtet hat, beseitigen und den Unterdruckschlauch wieder aufstecken. Aber die Leistung, da war doch was?

Ein treuer Kunde, der sich unter T wie Tuning in den Anzeigen versteckt: Tec-Power aus Remagen. In der Vergangenheit hatte man schon ein paar Geschichten mit denen gemacht, mal mit einem VW T5, Fiat, Ford, Iveco – die haben doch auch was für den VW T4? Dass die 102 PS, die der AXL-Motor serienmäßig haben soll, etwas untertrieben sind, ist hinlänglich bekannt. Der TÜV-Prüfer, der privat einen AHY mit 150 PS fährt, hat sogar gemeint, der AXL läuft besser als seiner.

Also waren die Erwartungen auf die 130 PS, die meist für den 2,5-Liter-TDI angeboten werden, nicht so groß. Um Leistung, also das Ergebnis aus Drehmoment mal Drehzahl, sollte es auch gar nicht gehen. Das Drehmoment bei niedriger Drehzahl ist viel spannender, denn so ein alter VW T4 fühlt sich bis 3.000/min am wohlsten. Besonders in der Kombination Syncro mit Hochdach ergibt schnelles Fahren keinen Sinn. Der Luftwiderstand lässt den Verbrauch ordentlich steigen, es macht viel mehr Spaß, langsam im unteren Drehzahlbereich unwegsame Wege zu erkunden.

Über 20 Jahre Erfahrung in der Softwareoptimierung mit einem besonderen Schwerpunkt auf größeren Fahrzeugen, also Wohnmobile, Lkw und Transporter, machen hier den Unterschied. Auf Basis der originalen Software im Steuergerät werden die Parameter so optimiert, dass beim T4 beispielsweise aus 102 plötzlich 137 PS und aus 250 bis zu 320 Nm Drehmoment werden.

Steuergerät neu programmieren und optimieren – 770 Euro, die sich lohnen.

Das Ganze, zumindest für den Kunden, ganz einfach: Steuergerät ausbauen, einschicken, warten, wieder einbauen und fertig. In Remagen wird das Steuergerät geöffnet, angeschlossen, die darauf vorhandenen Daten ausgelesen, diese optimiert und wieder aufgespielt. Dadurch bleibt die Grundstruktur erhalten, der Eingriff bleibt vom Fahrzeug unerkannt und alle Diagnosetools und Auslesegeräte funktionieren wie gehabt, da sie bis in diese Tiefe nicht vordringen. Nach der Operation muss man das Steuergerät nur wieder anstecken und die Batterie wieder anklemmen. Bei Unzufriedenheit gibt es 30-Tage-Geld-zurück-Garantie, die originale Software bleibt bei Tec-Power gespeichert.

Bei unserem T4 wurde die Zeit ohne Steuergerät für das Lenkrad genutzt. Wie gesagt, das alte Lenkrad wird bis auf das Metallskelett gestrippt, der alte PU-Schaum entfernt, der Rahmen gereinigt und auf Beschädigungen untersucht. Dann wird je nach gewünschter Version die neue Form um den Lenkradkranz gegossen. Man kann dies natürlich auch ganz klassisch im originalen Design haben – wir sind ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen, aber fürs H-Kennzeichen könnte man das Lenkrad sogar wieder zurückrüsten.

Der alte T4 hat jetzt jedenfalls: Design V3, sportliches Design, Abflachung unten, Verdickung innen komplett, Lenkradbezug seitlich aus RS Leder perforiert, oben und unten Alcantara Schwarz und als Nahtform einen Performancestich in blau. So schnell wird aus T4 TDI ein T4 GTI, zumindest, wenn man das neue Lenkrad in der Hand hält.

Die Übertreibung des Jahres, aber die 137 PS zerren wirklich. Beim Beschleunigen in der Kurve spürt man deutlich die Rückstellkräfte am Lenkrad und ist froh über den Grip an jeder Stelle. Der dickere Kranz liegt super in der Hand und das Material fühlt sich sehr angenehm an. Das gesteigerte Drehmoment zieht den Bus plötzlich Steigungen im fünften Gang hoch, wo früher der Dritte angesagt war. In der Theorie kann man den Fünfzylinder sicher sparsamer, weil untertouriger, fahren.

In der Praxis muss man sich sehr zurückhalten, um das neu entfachte Temperament nicht ständig auszunutzen. Er würde sogar schneller fahren, denn plötzlich zieht der VW auch beladen mit Hochdach im fünften Gang bis in den roten Bereich. Viel spannender ist aber wirklich die Leichtigkeit, mit der der Bus jetzt offroad, erster Gang knapp über Standgas, völlig ohne Probleme durch unwegsames Gelände und knackige Steigungen im Wald hochzieht. Genau das richtige für unsere Balkan-Tour im Oktober. Mehr Infos: www.meinlenkrad.de, www.tec-power.de

Infobox

Selten hat die Rubrik getestetes Zubehör so viel Spaß gemacht. In Summe kosten die Upgrades Lenkrad und Steuergerät rund 1.000 Euro, die Ergebnisse sind jeden Cent wert – vielleicht auch, weil es mal nicht schnell mit DIY selbstgemacht ist. Hier sind absolute Profis am Werk und das spürt und sieht man auch. Echt empfehlenswert.

Zum Weiterlesen:

Mehr Beiträge zum T4-Camper-Selbstaubau findet ihr hier.

AKTUELLE AUSGABE
07/2024
Abo
abschließen,
Prämie
sichern!
Akuelle image