Einfach nur wow. Schon mal im Dachzelt beim Einschlafen in den Sternenhimmel gelinst? Oder dort frühmorgens die ersten Sonnenstrahlen auf der Nase gespürt? So hoch oben über dem Rest der Welt – dabei der Natur ganz nahe und doch irgendwie behütet und weit weg vom Krabbelgetier und dem nasskalten Untergrund. Ganz ohne Frage: Reisen mit dem Dachzelt ist ein hochattraktives Reisekonzept und weit mehr als ein lauer Kompromiss. Wer es einmal genossen hat, startet mit seinem luftigen Penthouse wieder gerne auf eine Tour.
Tatsächlich wandelt kein anderes Konzept ein Fahrzeug so schnell zu einem quasi vollwertigen Camper wie eben ein Dachzelt. Dachträger samt Querträger aufs Auto, Dachzelt daran verschrauben und schon kann es mit dem neu gewonnenen Schlaf- beziehungsweise Wohnraum losgehen.
In puncto Preisgestaltung starten die Angebote kleinerer Faltdachzelte ab zirka 1.500 Euro, Hartschalen- oder Hybridzelte sind meist deutlich teurer, je nach Modell und Zubehör sind mindestens 500 Euro mehr fällig, schnell liegt man bei 3.500 bis 4.000 Euro. Doch die Kaufentscheidung sollte nicht allein über das zur Verfügung stehende Budget gefällt werden.
Denn Dachzelte unterscheiden sich teils gravierend. Und ob man tatsächlich das für sich individuell passende Konzept gefunden hat, merken nicht wenige Dachzelt-Novizen erst dann, wenn sie damit auf Tour sind. Umso schmerzlicher, wenn man nun erst erkennt, dass das Modell so gar nicht zu den persönlichen Ansprüchen passt.
Grund genug für das Team von 4×4-Camper eine Auswahl attraktiver Dachzelte und verschiedener Konzepte etwas genauer zu beleuchten und als kompakte Kaufberatung auf diesen Seiten vorzustellen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit hat diese Beratung nicht – zu gewaltig ist das Angebot auf dem Camping-Zubehörmarkt zwischenzeitlich. Anhand einiger etablierter Player im Markt stellen wir Ihnen exemplarisch wichtige Features und Ausstattungsmerkmale verschiedener Konzepte vor, um Ihren Blick für wesentliche (Qualitäts-)Unterschiede der einzelnen Zelte zu schärfen. Wer diese Kaufberatung aufmerksam durchliest, sollte gewappnet sein für eine kompetente Kaufentscheidung.
Im Folgenden haben wir Ihnen in Kooperation mit den Dachzeltnomaden eine Übersicht der drei gängigen Dachzelttypen zusammengetragen. Sie ermöglicht die erste Groborientierung bei der Auswahl eines Dachzeltes. Die Wahl des Konzeptes entscheidet auch maßgeblich, wie problemlos Sie später das Dachzelt durch ein Vorzelt oder Markise erweitern können. Es folgt der Fragenkatalog „Augen auf beim Dachzeltkauf“. Er lenkt Ihren Blick auf wichtige Details der Zelte, die schon in Ihrer engeren Auswahl sind.
Immer noch unentschlossen? Dann nutzen Sie doch eines der zahlreichen Mietangebote und prüfen Sie erst einmal für ein langes Wochenende, ob Ihnen ein Konzept oder ein Modell auch wirklich anspricht. Das gilt ganz besonders für Luft-Dachzelte, wie sie Anbieter wie Gentletent oder Dometic anbieten. Der vermeintliche Vorteil eines schnellen Auf- und Abbaus ist insbesondere bei Dachzelten kaum gegeben. Diese Übersicht zeigt, wo man ein Dachzelt mieten kann.
Noch ein paar Worte zum Abschluss. Eines sollte jedem Dachzeltnutzer unmissverständlich klar sein: Derart hoch auf dem Fahrzeugdach montiert, macht sich jedes zusätzliche Kilogramm Last doppelt bemerkbar. Ausweichmanöver bei höherer Geschwindigkeit sind kritischer, ebenso Schrägfahrten im Gelände. Und je schwerer das Zelt im Verhältnis zum Fahrzeuggewicht ist, desto gravierender macht es sich bemerkbar. Ein 75 Kilogramm schweres Zelt bringt einen Jimny im Gelände schneller in Schwierigkeiten, als beispielsweise einen schwereren Pick-up oder 4×4-Bulli mit deutlich breiterer Spur. Aber auch hier gilt: Wer clever und achtsam unterwegs ist, wird kritische Passagen eher umfahren und eben eine Alternativroute zum geplanten Ziel einschlagen. Einmal angekommen heißt es dann: Genuss pur im luftigen Penthouse.
Man unterscheidet drei verschiedene Dachzelttypen: Klappdachzelt, Hartschalendachzelt und Hybriddachzelt. Bei der Auswahl sollten Interessenten in erster Linie ihr Reiseverhalten im Fokus haben. Wer täglich weitertingelt, wird minimale Auf- und Abbauzeiten schnell zu schätzen wissen, wer in praller Sonne oder bei Regen ein Faltdachzelt auf einem hohen Pick-up oder 4×4-Bulli einpacken muss, benötigt ein stabiles Nervenkostüm – und wer häufig in Gebieten mit hoher Regenwahrscheinlichkeit reist, wird ohne regengeschützten Einstieg wahrscheinlich nicht glücklich werden. Das individuell passende Dachzelt? Wie so häufig: der optimale Kompromiss.
Hartschalendachzelte bestechen durch den sehr schnellen Auf- und Abbau von gerade einmal 20 Sekunden bis zu 1–2 Minuten. Die Hartschale (vorzugsweise aus robustem Gfk- und nicht billigem ABS-Kunststoff) vermittelt das Gefühl, ein festes Dach über dem Kopf zu haben, die meist innen mit Stoff bezogene Deckschale ist tendenziell besser isoliert als ein reines Zeltdach – ein Vorteil, den sie bei niedrigen Temperaturen ausspielen. Bei Hitze gilt: Hartschalendachzelte heizen sich bei intensiver Sonneneinstrahlung stärker auf. Innenzelte oder Thermohauben sind optional erhältlich, um bei niedrigen Temperaturen noch etwas mehr Komfort zu erhalten.
Das Hartschalendachzelt kann im nassen Zustand abgebaut werden, ohne den Innenraum übermäßig feucht zu machen. Die Menge an nassem Stoff ist geringer als bei Klappdachzelten. Dennoch gilt: Auch ein Hartschalendachzelt sollte man zum Trocknen öffnen. Ein klarer Pluspunkt: Hartschalendachzelte bieten meist mehr Staumöglichkeiten im Innenraum als die meisten Klappdachzelte, weil sie durch die größere Grundfläche und weniger Zeltstoff mehr Raum für Bettzeug und noch zusätzliche flache Gegenstände bieten, teils ist es möglich, Stühle oder Tische zu verstauen, teils sind Dachlasten bis zu 300 Kilogramm möglich (für z. B. Ersatzrad, Brennholz, Sportgeräte, Boxen).
Je nach Oberflächengegebenheit ist teilweise die Montage von Solarpanels möglich, die damit sowohl im geschlossenen als auch im offenen Zustand einsatzbereit sind. Außerdem sind Hartschalendachzelte meistens optisch ansprechender, da sie wie eine überdimensionierte Dachbox aussehen. Ihre bessere Aerodynamik senkt sogar den Spritverbrauch. Aufgebaut sind sie deutlich unauffälliger, da sie ähnlich wie ein Hubdach nach oben hin öffnen und somit nicht wie ein Hybrid- oder Klappdachzelt an der Seite über das Fahrzeug hinausstehen und somit nicht mehr Raum um das Fahrzeug herum einnehmen.
Vorteile
Nachteile
Die Nachteile eines Hartschalendachzeltes: Sie sind meist etwas teurer als Hybrid- und Klappdachzelte, ihre Schlaffläche ist durch das Öffnen nach oben auf die Grundfläche beschränkt. Ergo hat das Hartschalendachzelt mit einer Grundfläche von beispielsweise 1,40 mal 2,00 Metern auch eine entsprechend identische Matratzengröße. Serienmäßig besitzen Hartschalendachzelte meist keinen überdachten Eingang oder Regenschutz, regnet es, nimmt man die Nässe mit ins Zelt. Einige Dachzelte bieten die Möglichkeit, die Türen auszustellen. Optional sind bei einigen Herstellern Vorzelte, Umkleidekabinen oder Sonnensegel erhältlich. Leider ähnelt der Aufbau der Vorzelte meist dem recht aufwändigen von konventionellen Steilwandzelten, zudem können die Vorzelte aufgrund ihres Packmaßes nicht im Zelt transportiert werden. Ein für viele Overlander gravierender Nachteil: Hartschalendachzelt benötigen durch ihr große Grundfläche mehr Platz auf dem Dach – weniger Fläche für Boxen oder Zubehör steht zur Verfügung. Je nach Größe des Hartschalendachzeltes ist es schwerer als ein Klappdachzelt, da diese mehr Fläche und mehr Volumen bei weniger Gewicht bieten. Es gibt keine beziehungsweise wenig Ablagefläche für Schuhe. Diese finden alternativ auf dem Reifen im Radkasten, zwischen Autodach und Zelt oder im Fahrzeug Platz.
Günstige Klapp- oder Softtop-Dachzelte sind besonders bei Familien sehr beliebt und in wärmeren und trockenen Klimaregionen häufig im Einsatz. Sie zeichnen sich durch geringes Gewicht, kompaktes Packmaß in Kombination mit einem großen Platzangebot und luftigem Raumklima aus. Beim Öffnen eines Klappdachzeltes wächst die Grundfläche zu einer doppelt so großen Schlaffläche. Einige Modelle bieten einen überdachten Einstieg, unter dem man bei Regen trockenen Fußes ins Dachzelt gelangt. Außerdem gibt es für fast jedes Modell ein passendes Vorzelt.
Dieses schafft einen zusätzlichen Vorraum, den man sogar als zusätzlichen Schlafraum nutzen kann. Die Spitzdachform offeriert ein angenehmes Raumgefühl, meist mit Sitzhöhe von bis zu 1,20 Metern. Bei offenen Seitenfenstern hält man es im Sommer auch mal in der Sonne aus.
Der zeitintensive und aufwendige Auf- und Abbau des Klappdachzeltes ist ein Nachteil, den man auf dem Radar haben sollte. Hier gehen gut und gerne 10 bis 15 Minuten ins Land, bis man das Gestänge montiert und demontiert hat, den Zeltstoff gestopft und die Abdeckplane für den Transport wieder übergezogen ist – je höher das Fahrzeug, desto aufwändiger und zeitraubender, ein Nervfaktor bei Regenwetter oder Kälte. Das nasse Zelt braucht aufgrund der größeren Oberfläche und -konstruktion länger zum Durchtrocknen als ein Hartschalenzelt. Bei häufigem Auf- und Abbau bei Nässe können Innenraum und Bettwäsche nicht trocknen. Bei dieser Witterung lagert man Bettzeug/Schlafsäcke besser im Fahrzeug. Bei hohen Fahrzeugen ist meist eine zusätzliche Leiter notwendig, um an das Dachzelt zu kommen. Der Platz für die Leiter und den Einstieg muss auf der Öffnungsseite vorhanden sein. Außerdem sind Klappdachzelte im Gegensatz zu Hartschalendachzelten nicht ohne Leiter nutzbar, da diese essenziell für das Abstützen der Liegefläche sind. Auch die Aerodynamik und somit der höhere Spritverbrauch und die bei der Fahrt entstehenden Windgeräusche sind Punkte, die man bei der Wahl zum Klappdachzelt beachten sollte.
Vorteile
Nachteile
Hybriddachzelte versuchen möglichst viele Vorteile von Hartschalenzelten und Klappdachzelten zu vereinen und Nachteile zu verringern. Hybriddachzelte gibt es in unterschiedlichen Bauarten und Formen. Sie erfreuen sich nicht nur bei Familien mit Autos mittlerer Größe wachsender Beliebtheit.
Die Hybriddachzelte zeichnen sich dadurch aus, dass sie in einer Hartschale verpackt sind, der eigentliche Raum aber erst durch das Auffalten des Stoffes gebildet wird. Dadurch vereinen sie den schnellen und unkomplizierten Aufbau der Hartschalenzelte mit dem Platzangebot, sprich der großen Schlaf- und Liegefläche, von Klappdachzelten.
Manche Hybriddachzelte haben ein fest integriertes Vorzelt oder einen überdachten Einstieg. Außerdem gewinnt man durch die Größe ein angenehm offenes Raumgefühl. Bei Regen oder Kälte kann man es ähnlich flott wie ein Hartschalendachzelt abbauen.
Leider kombiniert dieser Dachzelttyp nicht nur die Vor-, sondern auch die Nachteile der beiden anderen Dachzeltarten. Das Hybriddachzelt benötigt durch die Hartschalenabdeckung eine größere Grundfläche auf dem Autodach und durch die beim Aufklappen größeren Liegefläche mehr Platz um das Fahrzeug herum. Der Preis und das Gewicht des Hybriddachzeltes sind höher als der eines Klappdachzeltes und siedelt sich eher im Bereich eines Hartschalendachzeltes an.
Vorteile
Nachteile
Haben Sie sich für einen Dachzelttyp entschieden? Dann heißt es nun aufmerksam wichtige Merkmale fokussieren. Arbeiten Sie diese Checkliste bei der Begutachtung Ihrer Favoriten ab:
Der Markt ist schnelllebig, die Auswahl an Dachzelten und Dachzelt-Herstellern schier unendlich. Ein paar besonders schöne Modelle etablierter Hersteller haben wir dennoch genauer unter die Lupe genommen. Auch hierbei gilt: Vor- beziehungsweise Nachteile sind individuell zu bewerten und abhängig von der geplanten Nutzung.
Wer sich für einen bestimmten Dachzelt-Typ entschieden, und wichtige Anforderungen fokussiert hat, findet hier garantiert sein individuell passendes Dachzelt.