> Camper-Test: Flowcamper Max Autark

Für jede Lebenslage – Flowcamper Max Autark im Test

23.10.2025
Bild & Text: Daniel Schlicke

So sieht sie aus, die eierlegende Wollmilchsau von Flowcamper: Eins größer als üblich, aber genauso gemütlich und mit jeder Menge fernreise-tauglicher Lösungen – plus modifiziertem Dachzelt für die Familie.

Wer nach einem potenten Campervan mit Allrad und vier Schlafplätzen sucht, dem wird für gewöhnlich ein Sprinter mit fest verklebtem Aufstelldach angeboten oder – schon seltener – einer mit Stockbetten. Beide Varianten haben den Nachteil, dass sie nur in eben jenen Lebensabschnitt passen, in dem man a) bereits Kinder hat und b) diese noch mit den Eltern verreisen wollen. Früher oder später heißt es dann, ein schweres Aufstelldach durch die Gegend fahren, das den Wohnraum abdunkelt, oder eins der beiden Stockbetten nutzen, wobei keines davon auf idealer Höhe hängt. Über kurz oder lang bleibt oftmals nur der Verkauf.

Eine spannende Lösung für das Dilemma bietet Flowcamper. Die Manufaktur, die eigentlich eher in der VW-Bus-Ecke verortet ist, hat seit 2020 auch einen Kastenwagen auf Sprinter-Basis im Programm: den Max Autark.

Flowcamper-Dachzelt mit Durchstieg

Neben dem klassischen Aufstelldach können Familien auch ein Dachzelt ordern. Doch Flowcamper wäre nicht Flowcamper – und diese Einleitung obendrein übertrieben – wenn es sich um ein reguläres Dachzelt handeln würde.

Auf einem eigens konstruierten Dachträger aus schwarz-eloxierten Aluminiumprofilen kommt ein extrem robustes, modifiziertes Alu-Cab Gen 3-R zum Einsatz, das von Flowcamper um einen zweischaligen Durchstieg ins Fahrzeug ergänzt wurde. Hierher wurde auch der Schließmechanismus verlegt, sodass sich das Dachzelt wie vom Aufstelldach gewohnt von innen ver- und entriegeln und über eine Teleskopleiter erklimmen lässt.

Der Durchstieg ins Dachzelt misst 70 mal 47 Zentimeter und kann mit Zusatz-Polstern verschlossen werden.

Oben gibt es umlaufende Fenster mit Fliegen- und Regenschutz, eine Ablage und einen Organizer, USB-Steckdosen, LED-Licht und auf Wunsch auch einen Heizungsausströmer oder Solarpanels. Dach und Boden sind aus Alu-Sandwich und mit einem PE-Schaumstoff gedämmt. Und natürlich gibt es eine bequeme, sieben Zentimeter starke Kaltschaummatratze, die auf einem Abstandsgewirke liegt. 185 mal 125 Zentimeter misst die Liegefläche, wenn der Durchstieg mit zwei zusätzlichen Polstern verschlossen wird – das ist etwas weniger als im vergleichbaren Aufstelldach, doch dafür bleibt im Heckbereich des Sprinters Platz für eine große Dachluke (70 mal 100 Zentimeter).

Der eigentliche Clou: Wenn die Kinder älter geworden sind (oder zu cool, um mit den Eltern zu reisen), wird das Dachzelt gegen eine weitere Dachluke (50 mal 70 Zentimeter) getauscht. Flowcamper hilft bei der Umrüstung und auch bei der Vermittlung der Gebrauchtteile – das habe in der Vergangenheit bereits wunderbar funktioniert, verspricht der Hersteller.

 

Auch im Dachgeschoss gibt es Ablagen und eine Halterung für die Zustiegs-Leiter, auf Wunsch sogar Warmluft-Ausströmer.

Grundriss mit Reise-Fokus

Was den Einstiegspreis mit erklärt, ist der liebevoll und aufwändig gemachte Ausbau: die Möbel aus geölter Fichte, die Verkleidungen aus dickem Filz, die Stoffe Öko-Tex zertifiziert. Dazu wurde der auf den ersten Blick klassentypisch anmutende Grundriss mit einigen cleveren Details gespickt. Flowcamper legt viel Wert auf einen großzügigen, aber funktionalen Wohnbereich. Das beginnt schon beim zweigeteilten Dachstauschrank über dem Fahrerhaus – ein gelungener Kompromiss, um den sich nur wenige Hersteller Gedanken machen.

 

Zweigeteilte Ablagen über den Sitzen im Cockpit ermöglichen in der Mitte Kopffreiheit
Angenehmes Ambiente aus Fichtenholz und Filz. Der kurze Küchenblock schafft viel Bewegungsfreiheit im vorderen Fahrzeugbereich.

Bad

Ganze 125 Zentimeter misst der vordere Wohnbereich von der B-Säule bis zum Bad. Zwar ist der Mittelgang strenggenommen nur 33 Zentimeter breit, doch nur an seiner schmalsten Stelle: Direkt hinter der Rückbank öffnet sich gefühlt ein zweiter Raum – bei Bedarf entsteht hier ein unkonventionelles Raumbad mit klappbaren Wänden.

Die Klappwände können als Raumteiler genutzt werden, und bei Bedarf entsteht ein großer Waschraum mit 70 mal 70 Zentimeter großer Dusche. Im Ganzen misst das Bad sogar 116 mal 75 Zentimeter. Passend zum Autarkie-Gedanken gehört die OGO-Trockentrenntoilette von TomTur zur Ausstattung. Hierfür hat Flowcamper noch eine eigene Entlüftung entwickelt, und auch an den zwingend benötigten Mülleimer wurde gedacht.

Und weil weit ab vom Schuss oftmals auch eine Katzenwäsche genügt: Die Edelstahlspüle (30 mal 33 Zentimeter) der Küche ist an robusten Auszügen geführt und kann mit einem Handgriff in den Nassbereich gezogen werden. Zum Duschen genügen die Brause der Küche und eine zweite Halterung.

Magnete halten die faltbaren Badwände.

Küchenblock

Der Küchenblock trägt ebenfalls zum luftigen Raumkonzept bei. Er baut tief, aber nicht besonders breit. Der Trick liegt in einem weiteren Auszug, in dem der zweiflammige Gaskocher untergebracht ist – einfach per Bajonettverschluss an die Gasanlage anschließen oder bei schönem Wetter draußen verwenden. Der große Vorteil: Rekordverdächtige 70 mal 47 Zentimeter Arbeitsfläche sind jederzeit nach Belieben nutzbar.

Gleichzeitig bleiben ausreichend viele Stauräume. Ein optionales System-Regal mit zwei Euroboxen ergänzt den Stauraum in der Küche. Holzleisten dienen als Führung, ein einfaches Brett mit Nut genügt als Verriegelung – genial!

Zwei Euroboxen zum Ausziehen ergänzen den Stauraum in der Küche.

Der Kühlschrank ist als Auszug an der Stirnseite des Küchenblocks verbaut. Er ist tiefkühlfähig und bequem auch von außen erreichbar. Nur wenn der Kocher darüber auch ausgezogen ist, wird es etwas unübersichtlich.

Trotz der großen Arbeitsfläche bleibt somit genügend Platz für einen gemütlichen Wohn-Ess-Bereich.

 

Filz rundum lässt das Querbett etwas höhlenartig wirken, durch die große Dachluke und die Heckfenster gelangt aber genügend Licht und Luft. Links verbessert der offene Dachschrank die Kopffreiheit.

Fernreise-Erfahrung und redundante Technik

Der große Flowcamper – den es auf Wunsch auch in ganz groß, also mit langem Radstand und/oder Superhochdach gibt – ist nicht nur für Familien spannend: Ähnlich durchdacht wie die Dachzelt-Lösung zeigt sich das gesamte Fahrzeug. So kombiniert Flowcamper den Systemträger der Hecktür mit einem Schiebefenster, das sich trotz des Reserverad-Halters noch ordentlich weit öffnen lässt.

Kein Wunder: Die Erfahrungen, die in den Sprinter geflossen sind, sammelt Flowcamper-Chef Martin Hemp schon eine ganze Ecke lang. Fotos auf der Website erzählen von rund 30 Jahren Fernreise-Expertise im ausgebauten Unimog, Magirus oder HJZ.

 

Mitgedacht: Diskretes Schiebefenster hinter dem Reserverad-Halter.

Konkret ist die gesamte Ausbau-Technik redundant ausgeführt. Es gibt zwei Lithium-Batterien, zwei Gasflaschen, zwei Standheizungen, zwei Wassertanks und auf Wunsch auch zwei Druckwasserpumpen samt Filteranlage. Die beiden rollbaren Frischwasser-Tanks lassen sie sich auch dort befüllen, wo das Fahrzeug nicht hinkommen würde.

Das schafft nicht nur viel Autarkie, sondern auch zusätzliche Sicherheit, wenn weit ab vom Schuss doch einmal etwas kaputt gehen sollte. Zudem werden die Komponenten durchweg praxisgerecht sowie wartungsfreundlich verbaut und teils innovativ eingesetzt – zum Beispiel wurde für die Heizungen eine ausgeklügelte Luftverteilung erdacht, die auch die Stauräume und den Fußboden inklusive Duschtasse umfasst.

Die beiden rollbaren Frischwasser-Tanks runden das redundante Konzept ab.

Fernreise-Charakter haben auch die bereits erwähnten Dachluken: Zum Einsatz kommen solche vom Zulieferer Hünerkopf. Ihre robuste, dreifache Verglasung aus Makrolon ist schlagfest und glasklar, der Rahmen aus thermisch getrennten Aluminiumprofilen gefertigt. Mittels Handhebel und Gasdruckdämpfer lassen sich die Luken problemlos auch von kleineren Menschen anheben und absenken.

Drei dieser edlen, aber auch schweren Dachluken gehören zur Ausstattung ab Werk. Bei der Version mit Dachzelt lässt sich die große Dachluke im Heck trotzdem problemlos aufstellen.

Fazit

Ganz allgemein sind Technik und Ausbau schon in der Basis absolut (fern-) reisefertig ausgestattet – so relativiert sich der hohe Grundpreis teilweise. Damit das Basisfahrzeug da mithalten kann, sind jedoch noch einige Kreuzchen auf der Preisliste von Mercedes-Benz fällig.

Ausreichend viele Stauräume, eine ordentlich bemessene Sitzgruppe und ein gemütliches Doppel-Querbett im Heck – wer mehr will, wählt den 6,96 Meter langen Max Autark Grande. Kurzum: Wer Naturmaterialien mag und den entsprechenden Geldbeutel hat, der erhält bei Flowcamper einen fernreisetauglichen Kastenwagen, der obendrein wandelbar ist und dadurch fit für jede Lebenslage.

 

Flowcamper Max Autark im Grundriss
Allradantrieb, Unterfahrschutz, Dachzelt mit Spoiler zwischen Dach und Aufbau, redundante Technik: Gut gerüstet für die Fernreise.

Technische Daten

Basisfahrzeug: Mercedes-Benz Sprinter Pro 317 CDI, Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum 1.950 cm³, max. Leistung 125 kW (170 PS) bei 3.800/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 1400/min. Sechsgang-Handschaltgetriebe, Hinterradantrieb. Euro 6e
Maße und Massen: (L x B x H) 593 x 206 x 297 cm, Radstand: 392 cm. Stehhöhe: 198 cm. Masse in fahrbereitem Zustand: 3.520 kg (Herstellerangabe), zulässige Gesamtmasse: 4.100 kg (Basis: 3.500 kg)
Aufbau und Ausbau: Stahlblechkarosserie mit Werkshochdach (L2H2) und GFK-Karosserieverbreiterungen. Geräusch- und wärmedämmende Armaflex-Isolierung (EPE) an Wand und Dach 19 mm plus Automotiv-Vlies, Dampfsperre und Hinterdämmung der Verkleidungen; Boden 25 mm PU, Belag in Linoleum. Isolierte Alu-Rahmenfenster mit Insektenschutz und Verdunkelung (im Bettenbereich aus Filz), 3x Dachfenster mit Dreifach-Makrolon-Verglasung. Fußbodenheizung. Innenverkleidung aus Filz, Möbelbau aus nordischer Fichte; Dreischichtplatte, geölt. Duschwanne aus pulverbeschichtetem Aluminium, Stoffe Öko-Tex zertifiziert
Füllmengen: Frisch-/Abwasser: 2x 50 Liter innen-/1x 60 l außen-liegend (isoliert und beheizt), Gas: 2x 5 kg, Kompressor-Kühlschrank Indel Marine 65 l, Diesel: 93 Liter, AdBlue 22 l
Betten: Heckdoppelbett, quer: 200 x 125 cm, Dachzelt: 185 x 125 cm
Serienausstattung: (Auszug) Lackierung in Uni Blaugrau, Möbelbau mit Komfortbett, Küchen- und Badausstattung, TomTur OGO-Trockentrenntoilette, herausnehmbarer Gaskocher, Sitzgruppe mit Drehsitzen, Komfortsitzbank (ohne Gurte) und Ausdrehtisch, Bordelektronik mit Lithium-Batterie (2x 100 Ah), Ladebooster, Solarregler MPPT (vorbereitet) und Inverter (1.300 W), Steckdosen und LED-Beleuchtung, 2x Diesel-Luftheizung (je 1,8 kW) inkl. Warmwasserboiler (9 l) und Fußbodenheizung
Sonderausstattung: (Auszug) Sprinter 419 CDI mit 190 PS, 9G-Tronic und Allradantrieb (ab 182.900 €), Park-Paket mit Rückfahrkamera 765 €, Sitzheizung vorn 474 €, Kraftstoff-Filter mit Wasserabscheider 204 €, BF Goodrich AT-Bereifung auf Stahlfelgen in Sonderlackierung 2.881 €, Alphadynamik Offroad-Trittstufe 2.388 €, Alu-Unterfahrschutz für Motor & Ölwanne 1.807 €, Systemträger Hecktür inkl. Reserveradhalter 3.367 €, Markise 1.690 €, Dachträger für Dachzelt 5.690 €, Dachzelt inkl. Anpassungen für Durchstieg 6.900 €, Rückbank mit Gurtplätzen 1.290 €, indiv. Folierung 2.900 €
Grundpreis: 159.900 €
Testwagen: 215.388 €

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