> Yucon 55 SB Dauertest: Unsere Erfahrungen

Einer fürs Leben: Yucon 55 SB Dauertest

03.12.2025
Bild & Text: Daniel Schlicke

Kreuz und quer durch Europa und insgesamt über 30.000 Kilometer in weniger als einem Jahr – andere Dauertester waren längst nicht so beliebt.

Warum nicht gleich ein Kastenwagen? Das war die Frage, die wir uns stellten, als der Yucon 55 SB im vergangenen Sommer zum Dauertest antrat. Schließlich misst der Campingbus mit langem Radstand stolze 5,48 Meter, muss sich weniger mit der California-Klasse messen als mit ausgebauten Kastenwagen – und die bieten in aller Regel permanente Stehhöhe und die Annehmlichkeiten eines Badezimmers.

 

Längerer Radstand, mehr Komfort

Dass der Yucon ganz eigene Vorzüge bietet – und dass die Parkplatzsuche gar nicht so viel aufwendiger ist –, war jedoch schnell klar. Die Langversion (plus 40 Zentimeter) des typischen Campingbus-Grundrisses bietet hier und da ganz einfach ein paar entscheidende Zentimeter mehr. Und das Fahrverhalten des Renault Trafic ist immer noch näher am Pkw als das eines Kastenwagens.

Kaum ein Campingbus, der ähnlich viel Wohnraum bietet.
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Alternativ haben wir den langen Radstand gerne für den diebstahlsicheren Fahrradtransport genutzt – eine feine Sache!
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Fahrverhalten und Technik

Obwohl zur Wahrheit auch gehört, dass die Bedienkräfte der Lenkung recht hoch sind und dass das Fahrwerk teilweise bemängelt wurde. Schlechte Wegstrecken mit Querrillen ließen gerade die Vorderachse vernehmlich arbeiten, um nicht zu sagen, trampeln. Der Eindruck festigte sich nach den ersten Tausend Kilometern noch, als die Drehkonsolen zu knarzen begonnen, was auch durch Kriechöl und Fett nicht gänzlich abgestellt werden konnte. Die Fehlermeldung der Reifendruckkontrolle hingegen war einem defekten Sensor geschuldet – ein Garantiefall und schnell behoben.

Verlässlicher Motor und Verbrauch

Der Motor und das optionale Sechsgang-Automatikgetriebe ließen sich hingegen auch unter Last nicht aus der Ruhe bringen. Wie immer bei unseren Dauertestern war auch der Yucon häufig als Zugfahrzeug bei „den Antriebslosen“ (die Kollegen, die sich dem Wohnwagen widmen) im Einsatz, und auch die waren reichlich zufrieden: Der lange Radstand hält selbst unbeladene Caravans mit wenig Stützlast – was Gespanne schnell instabil macht – ruhig in der Spur. Auch der Verbrauch geht in Ordnung: 7,8 Liter sind‘s solo über den gesamten Testzeitraum, 8,2 Liter nahm sich der 55 SB im Gespannbetrieb.

Nicht wenige Testkilometer wurden im Anhängerbetrieb abgespult. Der Yucon zeigte sich unbeeindruckt, selbst beim Verbrauch.
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Möbel und Qualität

Wo wir das Fahrwerk gerade bemängelt haben, muss man umso deutlicher sagen: Die Einrichtung nimmt das absolut lautlos hin. Kein Klappern, Knarzen oder Quietschen kommt von hinten, auch nicht nach 30.000 Kilometern. Ob es an den robusten Möbelbauplatten aus HPL (Vollmaterial, nicht nur Furnier) liegt, die Yucon verwendet? Es funktioniert jedenfalls. Zu bemängeln gibt es am Ende lediglich einen Umleimer, der sich ablöst, sowie eine scharfe Kante im Bereich der unteren Liegefläche, die uns von Anfang an gestört hat.

Bettenkomfort im Yucon 55 SB

Stichwort Betten: Es läge in der Natur der Dinge, dass sich der Campingbus (mit Klappbetten), verglichen mit einem Kastenwagen (mit Festbetten) etwas schwertut. Nicht so der Yucon: Die eigens entwickelte Klappsitzbank bietet eine Liegefläche ohne nervige Konturen, und das Bett im Aufstelldach ist dank Topper (250 Euro) sogar noch bequemer. Dieses Extra sollte man sich unbedingt gönnen, auch weil der Topper keinen Stauraum frisst, sondern im geschlossenen Dach unterkommt – was nur den wenigsten Campervans bis zwei Meter Gesamthöhe gelingt. Die Bettenmaße sind zwar nicht riesig (Bank: 192 mal 118 cm, Dach: 188 mal 120 cm), aber absolut ausreichend. So bleibt selbst bis zu den gedrehten Fahrerhaussitzen mehr als ein Meter Wohnraum, auch wenn sich die Klappbank für drei Personen in der Schlafposition befindet.

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Neben dem Stauraumangebot sind es die beiden bequemen Betten, mit denen der Yucon immer wieder überzeugen konnte.
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Küche, Dusche und Alltagstauglichkeit

Die Küchenausstattung hat sich ebenfalls bewährt. Alles funktioniert wie am ersten Tag, und während man in anderen Campingbussen den einfachen Weg zum Restaurant wählt oder maximal einen One-Pot kocht, kann man dank mehrerer Vorratsschränke und dem großem Zweiflammkocher aus dem Vollen schöpfen.

Auch der Wasservorrat (60 Liter) liegt weit über dem Durchschnitt dieser Fahrzeugklasse. So kann die Außendusche ordentlich genutzt werden. Eine mobile Toilette war ebenfalls an Bord (150 Euro), und so haben wir das eingangs erwähnte Kastenwagen-Bad nie vermisst – obwohl wir fast immer zu faul waren, das Heckzelt (650 Euro) aufzubauen, um uns mehr Privatsphäre zu schaffen.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Mit einem Grundpreis von 55.500 Euro ist der Yucon 55 SB inzwischen sogar etwas günstiger zu haben. Der fast ideal ausgestattete Testwagen bringt es auf angemessene 72.000 Euro. Er ist großzügig, zugleich kompakt genug und dazu gut verarbeitet – eben einer fürs Leben oder zumindest für jede Lebenslange.

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