> Camper-Test: La Strada Regent E

La Strada Regent E: Der Möglichmacher

06.05.2025
Bild & Text: Daniel Schlicke

Sechs Meter und Längsbetten, dazu Allrad und 3,5 Tonnen – La Strada kombiniert gleich mehrere schwierige Anforderungen im neuen Regent E. Wie gut funktioniert das in der Praxis?

Die Kastenwagen-Manufaktur La Strada ergänzt ihre Sprinter-Baureihe um eine Version mit Längs-Einzelbetten. Klingt halbwegs unspektakulär, ändert aber einiges. Vor allem am Grundriss, denn die Sitzbank für Mitfahrer entfällt, das Fahrzeug ist streng auf zwei Personen ausgelegt. Und vielleicht sogar an der Zielgruppe. Der neue Regent E bedient gleich zwei aktuelle Trends: Bequeme Längsbetten auf kompakten sechs Metern und Allrad bei einem B-Führerschein-tauglichen zulässigen Gesamtgewicht.

Zumindest der Allrad passt perfekt zum Hersteller aus dem hessischen Echzell. Auf Sprinter liegt der 4×4-Anteil dort schon heute bei mehr als 90 Prozent. Zugunsten einer realistischen Zuladung hatte man zuletzt von der magischen Gewichtsgrenze 3,5 Tonnen abgeschworen: La Strada nutzt grundsätzlich die 4,1-Tonnen-Variante des Sprinters und bietet dem Kunden – wenn möglich – eine Ablastung an. So geschehen auch bei unserem Testwagen, der fahrbereit und fast vollausgestattet mit 3.142 Kilogramm auf die Waage drückt. Das mag nach nicht besonders viel Zuladung klingen, doch wer keine größeren Experimente wagt, sollte durchaus gut klarkommen. Deutlicher wird der Gewinn im Vergleich mit dem Regent S mit Rückbank und Querbett: Der ganz ähnlich konfigurierte Testwagen aus CamperVans 2/2020 wog leer fast 100 Kilogramm mehr. Dazu kommen noch zweimal 75 Kilogramm, die die Norm für die zusätzlichen Passagiere rechnet. Da wird es ganz schnell eng.

Zwischen Bad und Fahrerhaus bleibt Platz für einen Kleiderschrank, standesgemäß innenbeleuchtet. Beim Frühstück dient er als wertvolle Ablage.

Knapp aber bequem: Der "Vesperplatz"

Und schon sind wir bei der Frage, wie eng es im Regent E aufgrund der Längsbetten wird. Wie gesagt, die Sitzbank für Mitfahrer entfällt, was Platz spart. Es bedeutet aber auch, dass man sich mit kleineren Umbauarbeiten arrangieren muss. Am schnellsten kommt man zu seiner Vesperpause, wenn die Fahrerhaussitze gedreht und der Tisch aus der klappbaren Ablage über dem Fahrerhaus im Boden arretiert wird. Das ist eigentlich keine große Sache, dauert aufgrund der sehr langen Sterngriffschraube aber doch eine gewisse Zeit. Dann aber steht der 74 mal 50 Zentimeter große Tisch ordentlich stabil. Etwas mehr Fläche wäre zwar schön, doch es gibt seitlich noch eine Ablage, und schon so erfordert es eine schlanke Statur, um sich vorbei am Küchenblock, über den Beifahrer- bis hin zum Fahrersitz durchzuschlängeln. Einmal Platz genommen, sitzt man sehr bequem auf dem optionalen Komfortsitz vom Zulieferer SKA – und man darf sich den restlichen Abend bedienen lassen.

Die Fußenden der Betten lassen sich zu einer Face-to-Face-Sitzgruppe umbauen. Der Tisch zieht dann nach hinten um. Die Platte kann ein Stück weit gedreht und verschoben werden.
Die Einzel-Längsbetten können mit einem Zusatzpolster verbunden werden. Dann funktioniert die Liegefläche auch quer, und die Sitzgruppe könnte aufgebaut bleiben.

Bequeme Längs-Einzelbetten. Auch quer nutzbar

Abstand gefällig? Der große Vorteil des Regent E sind seine Längs-Einzelbetten. Immerhin eins ist über zwei Meter lang, beide sind mit elf Zentimeter starken, eher straffen Matratzen auf Kunststoff-Tellerfedern ausgestattet und sehr bequem. Von den Fugen, die sich durch das Matratzenpuzzle durchaus auch im Liegebereich ergeben, ist in der Praxis nichts zu spüren. Auch dass die Einzelbetten streng genommen weniger als 70 Zentimeter breit sind, fällt kaum auf: Wer will, kann die Betten mit einem Zusatzpolster bis über den Hüftbereich hin verbinden, außerdem entstehen auf Schulterhöhe durch Karosserieverbreiterungen weitere elf Zentimeter pro Seite. Und so kann das Bett gut auch mal quer genutzt werden – beispielsweise wenn man einmal nicht perfekt nivelliert stehen sollte.

Dimmbare Lichtleisten, Schwanenhalsleuchten, USB-Steckdosen und textile Utensilientaschen komplettieren den Schlafbereich. Außerdem ergeben sich noch vor der eigentlichen Heckgarage viele wertvolle Stauräume. Die Schubladen, Bodenklappen und umlaufenden Dachstauschränke sind allesamt bestens zugänglich – ein weiterer Vorteil der Einzelbetten.

Mit Stoff kaschierte Wände sorgen für Gemütlichkeit. Wer es weniger bunt als in unserem Testfahrzeug mag: La Strada bietet 16 verschiedene Dekore für die Klappen an, neun für den Korpus und unterschiedlichste Polsterbezüge.

Das geräumige Bad ist eines der Highlights im Regent E. Die Falttür öffnet raumsparend nach innen. Beim Duschen wird sie von einer Gliedertür vor Spritzwasser geschützt. Für Gegenüber gibt es einen Vorhang.

Geräumiges Bad mit Tageslicht - und vielen Lichtleisten

Auch das Bad profitiert vom Verzicht auf die Rückbank. Mit 97 mal 82 Zentimetern fällt es ein gutes Stück größer aus als in den meisten Sechs-Meter-Sprintern. Ein Klappwaschbecken, welches zum Duschen unter einer passgenauen Holzverkleidung verschwindet, schafft zusätzlich Bewegungsfreiheit – zum Putzen ist der Ablauf in der Seitenverkleidung aber nicht wirklich optimal. Auch fehlt der Duschtasse ein zweiter Ablauf, und die Kassettentoilette baut mit 59 Zentimeter Sitzhöhe deutlich zu hoch.

Ein transluzentes Wandelement, ein Mini-Heki und ein optionales Badfenster lassen Tageslicht ins Bad, zahlreiche Lichtleisten leuchten es nachts wirklich optimal aus. Auch die neue Falttür ist praktisch: Dank ihr bleibt das Bad als Ausweichstelle für den schmalen Durchgang stets zugänglich. Wobei – mindestens 45 Zentimeter misst der Mittelgang, was nun wirklich kein schlechter Wert ist für den schmalen Sprinter.

Toilette ohne Chemie dank SOG-System

Trotz der hochbauenden Kassettentoilette waren wir einigermaßen begeistert, denn der Regent E war endlich mal wieder ein Testwagen mit SOG-System. Die Toilettenentlüftung für überschaubare 345 Euro Aufpreis erlaubt die gewohnten Entsorgungsintervalle von drei bis vier Tagen, jedoch ohne die Verwendung von chemisch-synthetischen oder sonstigen Zusätzen und tatsächlich ohne dass unangenehme Gerüche entstehen. Im Fall der Fälle – etwa wenn in der toskanischen Nebensaison fast die gesamte Camping-Infrastruktur lahm liegt – kann der Inhalt guten Gewissens auch mal in einem normalen WC entsorgt werden.

Schlauch ankoppeln und gut: Um das SOG-System muss man sich weiter nicht kümmern. Der WC-Schacht ist weitgehend abgekapselt, aber nicht abgedichtet.
Der Küchenblock ist kompakt gehalten: Arbeitsfläche gibt es nur bei geschlossener Glasabdeckung.

Kompakter Küchenblock mit Option zur Winkelküche

Gegenüber der Dusche steht ein kompakter Küchenblock mit stirnseitigem Kompressorkühlschrank und vier geräumigen Schubladen. Die gesamte Arbeitsplatte wird von einer Kocher-Spüle-Kombination belegt, die der Zulieferer CAN exklusiv für La Strada fertigt. Das Gerät aus Edelstahl mit großem Guss-Rost lässt sich leicht reinigen, und auch der Brennerabstand stimmt, sodass selbst größere Töpfe gleichzeitig befeuert werden können. Jedoch bleibt keinerlei Arbeitsfläche, wenn beide Glasabdeckungen geöffnet sind. Immerhin: Wird der Tisch an der hinteren Sitzgruppe aufgebaut, ergibt sich so etwas wie eine sehr große Winkelküche – die Arbeitshöhe stimmt.

Standheizung, Bordelektronik und der Frischwassertank kommen unter den Betten unter. Wird das Kopfteil hochgeklappt, kommt auch Sperrgut unter – quer schlafen für eine Person ist möglich.

Sehr solider Möbelbau

Bleiben der Hersteller-typisch sehr solide gemachte Möbelbau, der sich zumindest optisch individualisieren lässt und einige clevere Lösungen bereithält – auch bei der Ausstattung. Zum Beispiel verbaut La Strada ab Werk einen Unterflur-Gastank. Der beansprucht keinen Stauraum und lässt sich kostengünstig und europaweit an jeder LPG-Tankstelle füllen. Dank weiterer Kreuzchen auf der Ausstattungsliste wird auch die übrige Technik ausreichend autark – aber fast 500 Euro für 50 Amperestunden AGM-Batteriekapazität sind nicht mehr wirklich zeitgemäß.

Für uns wäre außerdem eine Gasstandheizung eine Überlegung wert – bedingt durch den Grundriss ist die Heizung unter dem fahrerseitigen Bett untergebracht, und das kann man nachts hören. Der Vorrat des Gastanks sollte genügen, und er lässt sich durch eine Füllstandsanzeige überwachen.

Es ist wie immer, haben ist besser als brauchen – besonders wenn der Boden tief oder schmierig wird. Für hartes Offroad fehlt dem Testwagen aber noch der Unterfahrschutz.

Thema Allrad

Das Thema Allrad dürfen wir im Falle des Regent E natürlich auch nicht vernachlässigen – denn die 3,5-Tonnen-Grenze ist ja nicht nur für Menschen mit B-Führerschein interessant. Über 3,5 Tonnen bedeutet teils deutliche Mehrkosten beim Thema Maut oder TÜV. Tempo 100 auf den deutschen Autobahnen wäre ja noch zu verschmerzen, 80 km/h in Österreich sind dann aber doch recht zäh. Andererseits: Bei einem Testverbrauch von über elf Litern bei verhaltener Fahrweise überlegt man sich zweimal, wie man den Tempomat einstellt. Abseits befestigter Straßen fährt der Sprinter 4×4 wie immer sehr souverän – der Unterschied zwischen einem La Strada und vielen anderen Kastenwagen mit Allrad ist, dass man das Gerumpel auch dem Möbelbau zutraut.

Aber der Grenzbereich des Antriebsstrangs ist meist gar nicht das Thema: Zumindest auf dem mitteleuropäischen Festland ist der Sprinter schlicht zu groß für viele unbefestigte Wege. Wirklich herausfordernde Routen sind zu schmal oder zugewachsen.

Kurvige Landstraßen sind gewiss nicht die Paradedisziplin des hochgebockten Sprinter 4x4, aber es geht. Abseits befestigter Straßen fährt er wie immer sehr souverän.

Fazit

Es hat schon seinen Grund, warum die Italiener im schlanken Fiat Panda 4×4 unterwegs sind – aber die schlafen auch ohne Rückbank nicht längs und nicht so bequem wie im Regent E. Der Vergleich ist natürlich Quatsch. Viel besser, man vergleicht den Regent mit anderen Fahrzeugen seiner Klasse.

Dann erscheint selbst der Testwagenpreis gerechtfertigt. Innerhalb der La-Strada-Familie, also ob Regent S mit Quer- oder Regent E mit Längsbett, gibt es preislich hingegen keine Unterschiede. Für uns als alleinreisendes Paar wäre die Sache klar.

Grundriss La Strada Regent E

Technische Daten

Basisfahrzeug: Mercedes-Benz Sprinter 419. Vierzylinder-Turbodiesel mit AdBlue und SCR-Katalysator. Hubraum 1.950 cm³, Leistung 141 kW (190 PS) bei 3.800/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 1.400/min. 9G-Tronic-Automatikgetriebe, über Lamellenkupplung elektronisch geregelter Allradantrieb. Euro 6e.
Maße und Massen: (L x B x H) 593 x 206 x 292 cm, Radstand 392 cm, Stehhöhe: 190 cm; Masse in fahrbereitem Zustand: 3.142 kg (Herstellerangabe); zulässige Gesamtmasse: 3.500 kg
Aufbau: Stahlblechkarosserie (L2H2) mit vier isolierten Rahmenfenstern. PU-Dämmung an Wand/Dach/Boden 22/22/40 mm* plus PE-Vlies-Kaschierung an den Wänden und Decke. Möbelbau aus beschichtetem Pappel-Sperrholz 12/15/19 mm. Dachlüfter im Bad, Dachhaube 28 x 28 cm und Dachfenster 75 x 50 cm im Wohnraum.
Füllmengen: Frisch-/Abwasser 95 l innenliegend/70 l außenliegend, beheizt; Gastank 16 kg unterflur, Dometic Kompressor-Kühlschrank 70 l, Diesel 93 l, AdBlue 22 l
Betten: Einzel-Längsbetten 202 x 79 cm, als Querbett 198 x 118–136 cm
Serienausstattung: (Auszug) Gewichtsvariante 4,1 Tonnen, 170-PS-Motor, Automatikgetriebe, Assistenzpaket, manuelle Klimaanlage, Multimediasystem mit 10,25-Zoll-Touchscreen, Votronic-Bord-elektronik mit 92-Ah-AGM-Bordbatterie, Drehkonsolen und freistehender Tisch, Kaltschaummatratzen auf Froli-System, umbaubar zur Gegensitzgruppe, Küchen- und Badausstattung, LED-Beleuchtung, Truma Combi 4
Sonderausstattung: (Auszug) Gewichtsvariante 3,5 t o. Aufpreis, 190-PS-Motor und Allrad 12.100 €, Technikpakete u. a. inkl. Ladebooster, Rückfahrkamera 4.088 €, Komfortpaket u. a. inkl. Fahrerhaus-Komfortsitze, Wohnraumteppich 2.300 €, LED-Scheinwerfer 2.342 €, Navigation 1.650 €, Park-Paket mit 360-Grad-Kamera 1.500 €, Geländereifen auf Delta-Alufelgen 3.900 €, Reserverad inkl. Träger 1.259 €, Schiebetür elektrisch 1.510 €, Upgrade Aufbaubatterie 150 Ah (AGM) 498 €, SOG-Toilettenentlüftung 345 €, Solaranlage (100 Wp) 1.195 €, Upgrade Truma Combi 6D 1.594 €, Metallic-Lackierung 2.215 €
Testverbrauch: 11,4 l
Grundpreis: 105.070 €
Testwagenpreis: 147.136 €

Infos: www.lastrada-mobile.de

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