> AdBlue-Verbrauch beim Camper

Und was nimmt sich Deiner?

08.03.2022

Wie viel AdBlue verbrauchen moderne Dieselmotoren in Campern? Antwort gibt eine Leserumfrage unserer Schwesterredaktion Reisemobil International. Hauptärgernis ist nicht allein der hohe Konsum des Zusatzstoffes.

Leser Thomas Beyer aus Kaarst machte sich in einem Brief an die Redaktion Luft: „Seit März 2021 habe ich einen Knaus 650 mit dem Fiat-160-PS-Dieselmotor, Euro-6d-Temp und Neungang-Automatik. Entsetzt bin ich vor allem über den AdBlue-Verbrauch von vier bis fünf Litern auf 1.000 Kilometer. Nach spätestens 1.800 Kilometern nervt die Reserveleuchte des 19 Liter großen AdBlue- Tanks, obwohl er noch fast halb voll sein müsste.“ Und er merkte an: „Ein Freund von mir fährt einen VW Grand California 600, Baujahr 2020, mit 6d-Temp. Sein 177-PS-Motor verbraucht knapp einen Liter AdBlue auf 1.000 Kilometer.

Die Redaktion der Reisemobil International hat darauf hin ihre Leser gefragt: Wie sind Ihre Erfahrungen zum Thema AdBlue? Es ging dabei um zwei Fragen:

  1. Wie viel AdBlue verbraucht ein modernes Reisemobil?
  2. Ab wann zeigt die Reserveleuchte an, dass der Tankinhalt zur Neige geht?
Ohne den Zusatzstoff AdBlue laufen moderne Dieselmotoren nicht.

Der Verbrauch variiert

Beides ist deshalb wichtig, weil Motoren ab der Schadstoffklasse Euro 6 ohne den Zusatzstoff nicht laufen. Sie sind mit einem SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) ausgestattet, der mit AdBlue hinter der Verbrennung die Stickoxidemissionen (NOx) begrenzt. So werden die strengen Vorgaben zur Luftreinhaltung erfüllt. Deshalb erhalten die Fahrzeuge eine Zulassungsgenehmigung.

Die verbrauchte Menge an AdBlue variiert: Auf Hochtouren, etwa bei besonders schneller Fahrt oder mit hoher Drehzahl einen Alpenpass hinauf, benötigt der SCR-Katalysator mehr AdBlue. Im Schnitt beträgt der Verbrauch laut Fachleuten drei bis fünf Prozent des Kraftstoffverbrauchs.

AdBlue ist kein Kraftstoffzusatz. Es handelt sich dabei vielmehr um eine Lösung aus Wasser und Harnstoff (siehe Definition) in einem Extra-Tank. Der muss regelmäßig nachgefüllt werden. Neuere Wohnmobile auf Citroën, Peugeot, Mercedes- Benz, Renault und VW/MAN verfügen schon länger über einen AdBlue-Tank. Fiat indes stattet den Ducato erst seit Modelljahr 2020 mit einer AdBlue-Einspritzung aus.

Besser frühzeitig tanken

Ohne diese Abgasreinigung hätte das beliebte Basisfahrzeug die Zulassung nach Euro-6d-Temp nicht erhalten. Fiat erklärt auf seiner Internetseite dazu: „Diese Technologie ermöglicht die Erfüllung der Anforderungen für die Dieselemissionen und erhält gleichzeitig den Kraftstoffverbrauch, die Fahrbarkeit, das Drehmoment und die Leistung für Ihr Fahrzeug.

Der TÜV Süd rät deshalb, rechtzeitig nachzutanken: „Geht AdBlue aus, kann der Fahrer den Dieselmotor im schlimmsten Fall nicht mehr starten. Dies kann (…) schon passieren, wenn die Reichweite des Gemisches auf weniger als 1.000 Kilometer sinkt.

Wann aber ist rechtzeitig? Bei manchem Campervan jedenfalls früher, als viele Besitzer vermutet haben. Dieses Bild ergibt sich aus den Antworten der Leser von Reisemobil International.

Das sagen Wohnmobilisten

Fiat Ducato
„Ich habe seit 2020 ein Wohnmobil auf Fiat Ducato mit 180 PS. Auch ich wundere mich über den horrenden AdBlue-Verbrauch. In der ersten Zeit habe ich alle 1.000 Kilometer einen Fünf-Liter-Kanister nachgefüllt. Laut Fiat ist das normal. Sobald die Kontrollleuchte kommt, gehen dann aber neun Liter in den Tank. Warum so früh, wenn 19 Liter in den Tank passen?“ Frank Abraham

Stefan Braunias aus Düsseldorf schreibt: „Fiat Ducato, 160 PS, Neungang-Automatik, Erstzulassung 9/2020, 6d-Temp. Nach 15.000 Kilometern benötige ich vier bis fünf Liter AdBlue auf 1.000 Kilometer.

„Uns nervt es, dass 1. die Reserveleuchte bei 1.800 Kilometern leuchtet, 2. es keine Tankanzeige gibt. Ich schreibe konsequent den Kilometerstand und die Menge auf und komme nach 25.300 Kilometern auf einen Verbrauch von 3,72 Litern auf 1.000 Kilometer. Im Vergleich zu anderen Herstellern ein drei- bis vierfach höherer Verbrauch.“ Herbert Kick

„Die erste Warnung kam bei unserem Ducato nach 2.300 Kilometern. Wir stellten sehr erstaunt fest, dass gerade einmal die Hälfte der Tankfüllung verbraucht war. Ich konnte 9,2 Liter nachfüllen.“ Frank Kern

„Mittlerweile fahren wir einfach 3.000 bis 3.500 Kilometer mit einer AdBlue-Füllung und ignorieren die Warnlampe. Es passen dann immer so 16 bis 18 Liter des Harnstoffes hinein.“ Anja und Andreas Moritz

„Ich besitze einen Laika Ecovip 309S aus dem Jahr 2020 auf Ducato mit 140 PS und der Neungang-Automatik (6d-Temp). Über 12.000 Kilometer habe ich 21 Liter AdBlue gebraucht, was 1,8 Liter pro 1.000 Kilometer bedeutet. Davor hatte ich vier Jahre einen Hymer mit Sprinter-Chassis und Euro-VI. Auch hier lag der Verbrauch bei zwei Litern auf 1.000 Kilometer.“ Axel Srebe

„Ich fahre einen sechs Meter langen Kastenwagen auf Ducato mit 180 PS und Neungang-Automatik. Bei strammer Autobahnfahrt kann ich etwa vier Liter auf 1.000 Kilometer bestätigen. Auf der Landstraße im gemütlichen Reisemobiltempo sinkt der Verbrauch auf 1,5 Liter pro 1.000 Kilometer.“ Oliver Lenz

Ford Transit
„Wir fahren einen Chausson GA627 auf Ford Transit, 170 PS, Automatik, Euro 6d-Temp. Dieselverbrauch um zehn Liter pro 100 Kilometer, AdBlue auf den ersten 10.000 Kilometern vier bis fünf Liter auf 1.000 Kilometer. Danach hat sich der Verbrauch auf drei bis vier Liter eingependelt. Das finde ich okay, ich habe das Gefühl, die Abgasbehandlung funktioniert. AdBlue ist günstig und das Tanken unkompliziert. Ich nehme Kosten und Handling gern für die Umwelt in Kauf. Schließlich fährt man Diesel (derzeit alternativlos).“ Frank Berner

Mercedes-Benz Sprinter
„Ich habe einen CS Independent auf Sprinter (Modell 907) als 3,5-Tonnen-Kastenwagen mit Sechs-Zylinder-Motor (190 PS), Automatik, Allrad und AT-Reifen. Auf der Autobahn fahre ich 100 bis 110 km/h. Mein Dieselverbrauch liegt bei 13 Liter pro 100 Kilometer, der AdBlue-Verbrauch bei 2,5 Liter auf 1.000 Kilometer.“ Dr. Volker K. Lauff

„Mein Mercedes-Benz Sprinter, Baujahr 2021, sechs Zylinder, 190 PS, verbraucht auf 10.000 Kilometer 9,2 Liter AdBlue.“ Roman Fessler

Citroën Jumper
„Ich fahre einen Pössl Roadcruiser mit 140 PS, 2,2 HDI Motor von Citroën, Euro 6d-Temp, Zulassung 4/20. Ich verbrauche 2,2 Liter AdBlue pro 1.000 Kilometer und 9,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer.“ Michael Overhoff

„Der Verbrauch variiert je nach Fahrweise, Strecke und Außentemperatur. Auf der Autobahn schalte ich bei unserem Citroën Jumper Euro 6d ISC mit Globecar Campscout den Tempomat ein und fahre konstant 110 km/h. Auf Landstraßen halte ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Habe für 21.301 Kilometer 56,68 Liter AdBlue verbraucht, was 2,66 Liter auf 1.000 Kilometer entspricht.“ Gerd Schmidt

Infobox

Das ist AdBlue

AdBlue ist der Markenname einer Flüssigkeit, die zu 32,5 Prozent aus Harnstofflösung und zu 67,5 Prozent aus demineralisiertem Wasser besteht. AdBlue entsteht bei der chemischen Reaktion von Ammoniak und Kohlendioxid. Zur Produktion von einem Liter AdBlue wird etwa ein Kilogramm Erdgas benötigt.

Der Einsatz von AdBlue reduziert den Ausstoß an Stickoxiden (NOx) bei einem Dieselmotor um bis zu 90 Prozent. Damit ist die wässrige Harnstofflösung ein effektives Mittel im Kampf gegen hohe Stickoxid-Emissionen im Straßenverkehr. AdBlue wird immer zusammen mit einem SCR-Katalysator eingesetzt. Dabei wird AdBlue in den Abgasstrom eingespritzt. Bei diesem chemischen Prozess entsteht Ammoniak, das mit den Stickoxiden reagiert, es bleiben Stickstoff und Wasserdampf.

Tragen Zapfsäulen oder Kanister das AdBlue-Logo oder ein Hinweis auf Norm ISO 22241, kann die Flüssigkeit bedenkenlos in den genormten Einfüllstutzen – meist zu erkennen am blauen Deckel – eingefüllt werden. Aufgepasst: AdBlue ist ätzend. Tropft etwas davon auf den Lack des Reisemobils, sollte es sofort mit Wasser abgewaschen werden.

Den Zusatzstoff AdBlue gibt es im In- und Ausland an Tankstellen und Werkstätten, in Super- und Baumärkten. Er kann von der Zapfsäule getankt werden oder ist abgefüllt in Kanister.

Tipp: An der Zapfsäule ist AdBlue deutlich billiger – und auch nachhaltiger – als aus dem Kanister. Grundsätzlich empfiehlt sich wegen der aktuell steigenden Preise, die Angebote zu vergleichen. Wichtig: Wird die Lebensdauer von AdBlue (ein Jahr) überschritten, sinkt die Wirksamkeit – die Abgaswerte verschlechtern sich. Das kann Fehlermeldungen nach sich ziehen.

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