Angesichts rasant steigender Energiekosten ist der Gedanke, einen Raum oder in unserem Fall den Campervan mit lediglich ein paar Teelichtern und ein bisschen Material aus dem Blumenladen und Baumarkt über Stunden erwärmen zu können, schon verlockend. Und tatsächlich findet man grade etliche Videos und DIY-Anleitungen zum Bauen einer Teelichtheizung in den sozialen Medien. Dennoch ist ein Teelichtofen keine gute Idee, denn er ist nicht ganz ungefährlich und die Heizleistung nicht wirklich nennenswert.
So funktioniert ein Teelichtofen
Der Teelichtofen funktioniert nach dem Prinzip der Wärmespeicherung. Schon vor hunderten Jahren machten sich die Menschen diesen Effekt zunutze. Steine, die im Lager- oder Herdfeuer erwärmt wurden, speicherten die Hitze des Feuers noch über Stunden. Im Haus aufbewahrt, gaben sie die Wärme nach und nach an die Umgebungsluft ab und heizten so den Raum.
Beim Teelichtofen werden statt der Steine im Lagerfeuer Blumentöpfe aus Ton durch die Wärme von Teelichtern erhitzt. Die warme Luft zirkuliert zwischen den Töpfen und erhitzt den Ton. Dieser speichert die Wärme und gibt sie – wie ein Miniatur-Kachelofen – nach und nach an die Raumluft ab. Durch den umgedrehten Topf über den Kerzen wird verhindert, dass die Wärme zur Decke steigt, wie es ohne den „Deckel“ der Fall wäre.
Mit Teelichtern heizen: weder nachhaltig noch effektiv
Ein einzelnes Teelicht hat eine Leistung von etwa 40 Watt. Eine Heizung in einem gut isolierten Campervan benötigt ungefähr 2 kW Heizleistung, um den Raum an kälteren Tagen ausreichend zu erwärmen. Demzufolge würde es für dieselbe Heizleistung theoretisch ganze 50 Teelichter brauchen. Mit einer Brenndauer von drei bis vier Stunden sind die Teelichter zudem nicht nachhaltig und erzeugen viel Müll. Und: Viele Kerzen verbrauchen viel Sauerstoff. Dieser muss durch regelmäßiges Lüften zugeführt werden – was den Heizeffekt wieder zunichtemacht.
Gefahren des Teelichtofens
Es spricht sicher nichts dagegen, über einen kürzeren Zeitraum eine oder zwei Kerzen im Camper anzuzünden, unter Aufsicht versteht sich. Doch von dem Gedanken, mit Kerzen und Teelichtern den Camper zu erwärmen, sollte man Abstand nehmen. Auch der Deutsche Feuerwehrverband rät vom Einsatz solcher Öfen grundsätzlich ab. „Die Konstruktion eignet sich für nicht mehr als zum Handwärmer; für die Erwärmung eines Zimmers ist ein einzelner ungenügend. Mehrere davon stellen (vor allem wenn unbeaufsichtigt, kippelig aufgestellt o.ä.) ein höheres Brandrisiko dar, zudem sollte man nach dem Abbrennen der Kerzen auch entsprechend lüften – damit wäre jeglicher „Heizeffekt“ dahin“, schreibt uns Silvia Oestreicher von der Pressestelle des Verbands.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Gefahr eines Wachsbrands. Hierzu kommt es, wenn die Temperatur des Kerzenwachses sich so stark erhöht, dass es zu einer Selbstentzündung des Materials kommt. Dies geschieht beispielsweise, wenn zwischen den Teelichtern nicht der vom Hersteller empfohlene Sicherheitsabstand eingehalten wird. Ein solcher Brand kann nicht mehr durch Auspusten oder mit Wasser gelöscht werden – zusätzlicher Sauerstoff oder Wasser führen zu Stichflammen und fachen den Brand weiter an. Auch der Einsatz einer Decke aus Kunstmaterial ist zum Löschen kontraproduktiv. Einzig Feuerlöscher oder Löschsprays für Fettbrände oder eine spezielle Löschdecke können in diesem Fall noch Schlimmeres verhindern.
Wer selbst einen Teelichtofen baut, kann zudem bei der Konstruktion einiges falsch machen und somit das Risiko für einen Wachsbrand erhöhen. Zu viele Teelichter, zu wenig Abstand zwischen den Lichtern oder zu dem Tontopf – all dies sind Faktoren, die zu dem gefährlichen Effekt führen können. Übrigens: Die Gefahr eines Wachsbrands besteht auch bei mehreren zu dicht aneinander gestellten Teelichtern oder Kerzen, unabhängig von der Verwendung in einem Teelichtofen.