> Fazit zur Clesana Verschweiß-Toilette nach einem Jahr Benutzung

Sicher verschweißt

03.05.2024

Ursprünglich aus dem medizinischen Bereich kommend ist die wasserlose Verschweiß-Toilette Clesana inzwischen auch bei den Campern angekommen. Nach jedem Toilettengang wird der Beutelinhalt hygienisch und sicher verschweißt.

Die Vorstellung der Clesana C1 hat in der Caravan-Szene für viel Gesprächsstoff gesorgt. Selten, dass über ein Camping-Klo so intensiv diskutiert wurde. Der Autor der Winterreise zum Nordkap hat sich die C1 vor mehr als einem Jahr in seinen Campervan eingebaut, obwohl er anfangs dieser Schweiß-Toilette skeptisch gegenüberstand. Seit mehr als einem Jahr fährt die Clesana C1 Verschweiß-Toilette in unserem Sunlight mit, und anfangs – ich gebe es zu – war ich skeptisch. Ein Klo, das zuweilen ein Update braucht und dafür über eine Schnittstelle verfügt? Eine aufwendige Mechanik verschweißt einen Beutel, in dem das Ergebnis der Sitzung zuvor gelandet ist. Allesamt gewöhnungsbedürftige Gedanken.

Absolut dicht und robust verschweißt. Die Naht hält auch hoher Belastung stand und geht eigentlich nie mehr auf.
 

Diese Punkte standen anfangs im Raum und sprachen gegen die C1. Doch mit steigendem Beschäftigungsgrad lösten sich die Bedenken mehr und mehr auf. Dass die C1 ohne Wasser auskommt war ein großes Plus. Wem einmal bei Minusgraden im skandinavischen Winter das komplette Wassersystem eingefroren ist, der weiß eine H₂O-freie Toilette zu schätzen. Denn die Sache kann unangenehm werden, wenn unter diesen Bedingungen die Natur ruft. So betrachtet hat uns die Schweiß-Toilette auf der Winterreise öfter den „Arsch“ gerettet.

Bei der Hygiene bewegt sich die Clesana im Bereich des maximal Möglichen. Die Bio-Masse wird sicher und geruchsneutral verschweißt. Die Herkunft von Clesana liegt im Gesundheitswesen. Das Konzept mit der Verschweißung von Beuteln wurde entwickelt, damit belastete Hinterlassenschaften mit Rückständen von Medikamenten oder Hormonen nicht über das Abwasser in die Umwelt gelangen, da Kläranlagen nicht in der Lage sind, diese Rückstände herauszufiltern. Die Beutel werden durch den Schweißvorgang absolut undurchlässig, was Inhalt und Geruch betrifft.

Clesana hat daraus die C1 für den Campingbereich entwickelt, deren Beutel im Müll entsorgt werden können. Selbst wenn über einen längeren Zeitraum sich keine Möglichkeit der Entsorgung bietet, können die Plastiktüten auch eine Zeit lang im Womo deponiert werden, ohne dass eine Katastrophe befürchtet werden muss. Die Liner sind sehr solide, die verschweißte Naht absolut dicht, und auch die Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Belastungen ist hoch. Wer versehentlich auf den Beutel tritt, muss keine explosionsartige Entleerung des Inhaltes fürchten. Das Schweizer Unternehmen gibt die Belastung bis zu 150 Kilogramm an.

Der Hersteller ist einer der ersten, der detaillierte Nachrüst- und Umbauanleitungen für Camper erstellt hat. Mit Zubehör wie dem Flüssig-Einsatz lässt sich der Folienverbrauch verringern. Der Preis für die einbaufertige Toilette liegt bei rund 1.400 Euro.

Fehlende Nachhaltigkeit bei den Linern wird der Verschweiß-Toilette angekreidet. Clesana arbeitet schon seit geraumer Zeit an einer Lösung mit Bio-Polymeren, die sich nach einem definierten Zeitraum zersetzen. „Uns ist die sachgerechte Entsorgung wichtig, damit sich die Folie auch zersetzt“, erklärt Clesana-Geschäftsführer Daniel Beller auf Nachfrage. Von kompostierbar mag der Clesana-Chef nicht reden, da dieser Begriff suggeriere, dass die Beutel schlicht im Wald entsorgt werden können. Das sei aber schon ein ganz falscher Gedanke, denn Kompost erfordere immer die Komponenten Zeit, Druck und Wärme. Die Beutel einfach in die Natur zu werfen, würde zu keinerlei Zersetzung führen.

Die Liner müssen also auch in der Bio-Version über den Hausmüll entsorgt werden. Der Vorteil: Selbst wenn die Beutel auf einer Deponie gelagert werden, zersetzen sie sich mit der Zeit. Bio-Basis werden Ende des Jahres erhältlich sein. Der Blick in den Einkaufswagen im Supermarkt relativiert dazu die Bedenken zur Nachhaltigkeit. Durch die Verpackungen, von Käse, Butter, Wurst, Milch oder Süßigkeiten, liegt ein Vielfaches an Kunststoffen im Korb. Um die Nachhaltigkeit weiter zu steigern, hat Clesana einen Urineinsatz entwickelt, durch den das kleine Geschäft auch ohne Beutel erledigt werden kann. Darüber hinaus senkt der Einsatz des Urinals die Betriebskosten.

Umrüstung im Sunlight Cliff 600.

Einbau der Clesana C1

Den Einbau einer Clesana bekommen auch semibegabte Heimwerker hin. Der Ausbau, in den meisten Fällen dürfte das eine Chemie-Toilette sein, ist keine große Herausforderung, auch der Einbau der C1 ist kein großes Problem. Alle erforderlichen Verbindungen für Strom oder das Bedienpanel sind vormontiert und müssen nur noch zusammengesteckt werden.

Etwas kniffliger wird es bei der Stromversorgung. Die Kabel, die die Chemie-Toilette mit Strom versorgen, sind vom Durchmesser nicht ausreichend. Es müssen stärkere Kabel, mit einem Querschnitt von 10 mm2 zur Aufbaubatterie verlegt werden, was je nach Wohnmobil mit etwas Aufwand verbunden ist.

Die C1 im Gebrauch

Wie sieht es mit dem alltäglichen Umgang der C1 aus? Der Begriff „nahezu problemlos“ bringt es auf den Punkt. Wieso „nur“ nahezu. Es gab in dem Jahr einige Kleinigkeiten, wie die Feder im Toilettendeckel, die schon mal herausspringen kann, wenn der Deckel nach dem Wechseln des Folienliners nicht korrekt eingesetzt wird. Da ist es gut zu wissen, wo und wie diese Feder wieder montiert werden muss (siehe Bild).

Darüber hinaus hat sich die Folie um die Rollen gewickelt und geklemmt, aber auch dieses Problem konnte in wenigen Minuten mit etwas Geduld und einem Messer gelöst werden. Und wie sieht das Fazit nach einem Jahr mit der Clesana C1 auf Reisen aus?

Was die Hygiene betrifft, dürfte die Schweiß-Toilette im Caravan-Segment das Maß der Dinge sein. Da wir gerne in der kalten Jahreszeit im Norden Europas unterwegs sind, haben wir auch die einfache Entsorgung im Restmüll zu schätzen gelernt, da im Winter viele Entsorgungsmöglichkeiten für Chemie-Toiletten geschlossen sind. So betrachtet macht die Clesana das Camperleben im skandinavischen Winter auch ein wenig leichter.

Kosten

Dass die C1 nicht frei von Kosten ist, sollte nicht verschwiegen werden. Die Beutel kosten im Zweierpack 25 Euro (12,50 Euro pro Folienliner). Dieser Liner ist gut für 35 bis 40 Sitzungen (Mix aus größeren und kleinere Geschäften). Damit ergibt sich im Idealfall ein finanzieller Aufwand von ca. 31 Cent für einen Toilettengang.

Nach ca. 1.500 Nutzungen muss nach Angaben des Herstellers das Schweißband getauscht werden, der Preis hierfür liegt bei 35 Euro. Die Clesana C1 selbst kostet 1.440 Euro. Keine Frage, ein üppiger Preis, dafür gibt es ein hervorragendes und innovatives Produkt, das das „Geschäftsleben“ in einem Van angenehmer und einfacher gestaltet. www.clesana.com

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