> Autark kochen mit Strom

Gasfrei dank Induktionskocher?

29.03.2021

LiFePO4-Batterien eröffnen neue Horizonte im Camper. Sie speichern bei minimalem Gewicht ansehnliche Mengen Energie, liefern auf Wunsch beachtliche Ströme - kochen mit Strom wird zumindest theoretisch realistisch. Doch um welchen Preis?

Sind Akkus mit entsprechend technischen Voraussetzungen an Bord, kann selbst die Dachklimaanlage während der Fahrt den Aufbau kühlen. Parallel befeuert der Ladebooster die Batterien mit Strom, der Wechselrichter erzeugt 230 Volt für die Klimaanlage. Potente LiFePO4-Akkus tolerieren gewaltige Ströme über einen längeren Zeitraum. Alles nur eine Frage des cleveren Energiemanagements. Wer dies in seinem Fahrzeug im Griff hat, kann sich der nächsten Herausforderung stellen: Kochen mit Strom, nicht nur zu Hause, sondern auch im Campingbus oder Kastenwagen.

Steht das Fahrzeug am Landstrom, toleriert das Bordnetz den Induktionskocher ohne Probleme, denn es wird einfach übergangen. Lediglich eine zu schwache Absicherung des Campingplatzes – und das ist in der Praxis leider häufig der Fall – kann eine höhere Leistungsstufe des Induktionskochfeldes verhindern.

Anders, wenn der Autark-Camper das Induktionskochfeld ohne angeschlossenen Landstrom anwirft. Nun hängt die maximal mögliche Leistungsabgabe des Induktionskochfeldes von der Dauerleistungsfähigkeit des Wechselrichters ab. Ist ein 1.500 Watt Wechselrichter an Bord – darf auch das Kochfeld auf maximal diesen Wert eingestellt werden – sonst steigt der Wechselrichter aus. 1.500 Watt sind ein guter Wert. Diese Heizleistung ist ordentlich, die Baugröße der Wechselrichter meist noch vergleichsweise kompakt.

Rechenbeispiel

Ein Rechenexempel: Im Praxistest von CamperVans benötigte ein 1.400 Watt Induktionskochfeld knapp fünf Minuten, um einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen. Ein Liter Wasser reicht in etwa für den Frühstückskaffee von zwei Personen. Die 230-Volt-Spannung im Test erzeugte ein Wechselrichter. Die Ruhespannung der angeschlossenen, vollgeladenen LiFePO4-Batterie sinkt bei dem Test von 13,3 auf 12,4 Volt. Im Test floss ein Strom von 113 Ampere für rund fünf Minuten (1.400 / 12,4). Der Gesamtverbrauch beläuft sich somit auf 9,7 Ah (gerundet).

  • Wechselrichter: mindestens 1.500 Watt Dauerleistung
  • Induktionsherd: Leistungsaufnahme 1.400 Watt
  • LiFePO4 -Batterie 100 Ah
  • Induktionskochtopf mit Deckel
  • Benötigte Kochdauer 5:11 min
  • Stromverbrauch: 9,7 Ah

Womit wir aus dem 100-Ah-LiFePO4-Akku 12,5 Prozent der Kapazität entnommen haben (90 Prozent Entladetiefe angenommen). Kochen im Camper mit Strom aus den Bordbatterien ist möglich, der Strombedarf aber gewaltig, besonders wenn mehr als ein Kaffee zubereitet werden soll. Allein für ein einfaches Nudelgericht würde der Kocher weitere 10 Minuten betrieben, und dann ist die Sauce immer noch nicht warm. Und in der Praxis addiert sich der Strom für den Induktionskocher zu den sonstigen energiehungrigen Verbrauchern wie dem Kompressorkühlschrank.

Stimmt die Infrastruktur aus Batteriekapazität, potenten Ladeeinheiten (Lade-Booster, Batterieladegerät, Solaranlagen, etc.) und realistischer Einschätzung der persönlichen Kochgewohnheiten, kann das Projekt funktionieren. In jedem Fall muss aber erstmal kräftig investiert werden, um auf Gas verzichten zu können. Dazu kommt, dass die Preise für den Landstrom auf dem Campingplatz in letzter Zeit deutlich angezogen haben.

Praxis-Tipp

Ein Hybridsystem könnte ein gangbarer Weg sein. Im Camper mit Strom kochen, und bei schwindender Batteriekapazität, gutem Wetter & schöner Aussicht mit einem mobilen Gasherd vor dem Fahrzeug. CamperVans wünscht guten Appetit!

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