> Junges VW California-Mietmobil im Gebraucht-Check

Abfahrfertig ausgestattet: Gebrauchten Camper aus Vermietflotte kaufen

13.02.2024
Text: Daniel Schlicke | Bild: Redaktion

„Don’t be gentle, it’s a rental!“ – also besser Finger weg von Miet-Rückläufern? Ein junger VW California Ocean von Roadsurfer tritt im Gebraucht-Check an, um vom Gegenteil zu überzeugen.

Miet-Rückläufer zählen nicht gerade zu den begehrtesten Fahrzeugen auf dem Gebrauchtmarkt. Schuld daran ist die Annahme, wir Menschen wüssten fremdes Eigentum weniger zu schätzen als das eigene, und selbstverständlich begegnen einem im Alltag immer wieder Situationen, die diese Annahme festigen – Stichwort E-Scooter. Ob es sich mit einem angemieteten Wohnmobil wirklich anders verhält, etwa weil man als Mieter seine Kaution zurück möchte? Roadsurfer jedenfalls ist fest davon überzeugt und argumentiert zudem, dass die Fahrzeuge in aller Regel für Urlaube – also schonende Langstrecken – gemietet werden und nicht für den stressigen Alltag.

Das Team lässt uns freie Hand: Bei einem großen Abverkauf-Event dürfen wir unser Gebrauchtkauf-Exemplar aus den gut 30 angebotenen Fahrzeugen frei auswählen. Abgesehen von der Farbe gäbe es auch keines, das auf den ersten Blick besonders auffällig wäre: Die Fahrzeuge sind alle maximal zwei Miet-Saisons alt und wurden währenddessen regelmäßig auf ihre vollständige Funktion geprüft, gewartet und nach jeder Miete aufbereitet.

(Nur) einer von vielen: Der California 6.1 ist gut verfügbar auf dem Gebrauchtmarkt. Dieser hier wird vergleichsweise günstig angeboten.

Regelmäßig gewartet und jährlich getüvt

Auch nach dem Gesetz (Anlage VIII zur StVZO) verfügen Miet-Autos – zumindest hierzulande – nicht selten über die bessere Service-Historie: „Wenn untersuchungspflichtige Fahrzeuge ohne Gestellung eines Fahrers gewerbsmäßig vermietet werden, ohne dass sie auf den Mieter zugelassen sind, beträgt die Frist für die Hauptuntersuchung in allen Fällen zwölf Monate.” – Mietfahrzeuge müssen in Deutschland also jährlich zum TÜV.

Und da der Camper-Kauf bei einem gewerbsmäßigen Vermieter, also einem Unternehmer stattfindet, gilt die gesetzliche Sachmängelhaftung (ein Jahr) inklusive der seit 2022 geltenden Beweiserleichterung für den Käufer. Um dem vorzubeugen, erneuert Roadsurfer TÜV-Stempel und Service beim Kauf generell. Auch die Gasprüfung wird außerhalb des vorgeschriebenen Turnus aufgefrischt, sofern sie älter ist als sechs Monate.

On top gibt’s ein zweiwöchiges Widerrufsrecht, ein besonderes Versicherungsangebot, und wer ein Fahrzeug zunächst testen möchte, kann sich bis zu 3.000 Euro auf den Kaufpreis anrechnen lassen.

Zwischen den zahlreichen Marco Polos, Nuggets und einigen Kastenwagen entscheiden wir uns für den Campingbus-Bestseller, der bei Roadsurfer und auch allgemein als Gebrauchter sehr gut verfügbar ist. Dieser VW California 6.1 Ocean in Candy-Weiß wurde Mitte 2021 erstmals zugelassen und ist seitdem knapp 67.000 Kilometer in Roadsurfer-Hand gelaufen.

Und damit wird unser Gebraucht-Check zwangsläufig ein anderer: Während wir privat und über die letzten CamperVans- Ausgaben eine gewisse Routine in der Begutachtung zwanzig, dreißig Jahre alter Kisten entwickelt haben, die mehr oder weniger rostfrei und funktionstüchtig sein sollten, gleicht diese Aufgabe echter Detektivarbeit – es geht schließlich auch um deutlich mehr Geld: 58.600 Euro ruft Roadsurfer für den gut, aber nicht voll ausgestatteten Cali auf.

Bildergalerie

Abfahrfertig ausgestattet

Die Fahrzeuge werden im Ist-Zustand verkauft, also fast immer halbhoch foliert, was noch vor der ersten Buchung professionell erledigt wird. Steinschläge sind wirklich kein Thema, Kratzer lediglich an einer Spiegelkappe und in den Griffmulden, wobei letztere mit einer Politur behoben werden können. Zum Thema Folierung bleibt zu erwähnen, dass der Roadsurfer-Schriftzug und die Camping-Illustration als separate Folie ausgeführt und leicht zu entfernen sind.

Die Allwetter-Bereifung ist der DOT-Nummer nach noch die erste und augenscheinlich noch TÜV-fähig, jedoch fehlt gerade an der angetriebenen Vorderachse nicht mehr allzu viel bis zur Verschleißgrenze. Bis die Bremsen fällig sind, hat man noch etwas länger Ruhe. Am Exterieur jedes Roadsurfers gibt es noch eine Markise, die auf Funktion geprüft werden sollte und an diesem auch einen Fahrradträger.

Das Interieur wurde um einen Topper für die Klappbank aufgewertet – diese Anschaffung steht Cali-Käufern sonst noch bevor. Auch die nötigen Stromkabel, Auffahrkeile, ein Wasserkanister und ein Geschirrset sind im Kaufpreis enthalten. Die Fahrzeuge sind also tatsächlich abfahrfertig ausgestattet.

Schon mit im Ausstattungspaket dabei: der Topper (315 Euro) oder der Anschluss für die Außendusche (387 Euro). Der Fahrradträger von Thule ist ein 839 Euro teures Extra.

Gebrauchtkauf Miet-Rückläufer: Erhaltungszustand und Gebrauchtspuren

Und der Erhaltungszustand? Interessanterweise verfügen eigentlich alle von Roadsurfer angebotenen Californias über dieselben Gebrauchsspuren. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich schlicht um kleine Schwächen der Baureihe handelt, mit denen bei jedem Cali aus zweiter Hand zu rechnen ist. In erster Linie sind das Kratzer: an den Alu-Profilen der Schiebetüren des Küchenblocks, an der Kunststoffverkleidung der Klappbank und an der B-Säule.

Wovon letztere stammen, wird wohl jeder nachvollziehen können, der schon mal einen Pilotensessel in einem Campingbus gedreht hat. Auch die Druckstellen am Stoffhimmel im Aufstelldach, die exakt die Linie des zusammengefalteten Zeltbalgs zeichnen, scheinen typisch California. Jedoch arbeiten alle Geräte, Schalter und Scharniere völlig problemlos. Kocher, Spüle und Kühlschrank sind blitzsauber, ebenso das Innere der Schränke und des Frischwassertanks. Der Matratzenbezug im Aufstelldach müsste mal mit einem Fusselrasierer bearbeitet werden, ist jedoch fleckenfrei.

Flecken sind allerdings das richtige Stichwort und vielleicht sogar Verhandlungsargument, denn eine Etage tiefer, auf der Klappbank und den Fahrerhaussitzen, sind sie deutlich auszumachen – wieder bei so gut wie allen Californias auf dem Roadsurfer-Hof.

Geht das Gros der Mieter also doch nicht so pfleglich mit den Fahrzeugen um? Nein. Klickt man sich durch die gängigen Online-Foren für den California, wird schnell klar, dass ganz viele Besitzer über fleckige Sitzbezüge, in erster Linie Schweißränder, klagen – und Lösungen gefunden haben. Die Polsterstoffe lassen sich in der Regel gut reinigen, und zur Not geht’s zum professionellen Aufbereiter.

Für uns wäre der Miet-Rückläufer also eine echte Option. Ausstattung und Zustand stimmen und auch der Preis klingt fair – tatsächlich war zum Redaktionsschluss kein vergleichbarer California Ocean günstiger inseriert. Auf sehr individuelle Extras, die sich nicht nachrüsten lassen, muss vielleicht verzichtet werden, doch an den üblichen Wünschen wie einer Metallic-Lackierung, Allrad oder der Ausstattungslinie „Edition“ scheitert es auch bei Roadsurfer nicht. Und wer weiß: Vielleicht erfährt der California 6.1, der bald schon nicht mehr gebaut wird, eine ähnliche Preisentwicklung wie frühere T-Generationen oder der Sprinter 4×4 mit V6-Motor.

Wer sich für einen jungen gebrauchten Camper aus der Roadsurfer-Vermietflotte interessiert, findet hier aktuelle Angebote.

Infobox

  • Baujahr: 2021
  • Kilometer: 66.776
  • Basis: VW T6.1, 2,0-Liter- Turbodiesel mit 110 kW (150 PS), Siebengang- Direktschaltgetriebe, Frontantrieb. Digital Cockpit, Klimaautomatik, Fahrerassistenz-Paket Plus.
  • Maße und Massen: (L x B x H) 490 x 190 x 199 cm, Radstand 300 cm. Leergewicht fahrbereit: 2.561 kg (Herstellerangabe), zul. Gesamtgewicht: 3.000 kg.
  • Fahren/Wohnen/Schlafen: vier gurtgesicherte Sitzplätze, Halbdinette durch drehbare Fahrerhaussitze, verschiebbare Klappbank (Liegefläche 205 x 114 cm), und Aufstelldach- Bett (Liegefläche 203 x 120 cm), Schrankzeile mit Küchenblock inklusive Kompressor-Kühlschrank, Kocher-Spüle-Kombination, Dieselstandheizung.
  • Füllmengen: Frisch-/ Abwasser: 25 l/30 l innenliegend. Gas: 2,75 kg. Diesel: 70 l, AdBlue: 13 l.
  • Grundpreis: 74.716 Euro (Mj. 2021), 82.152 Euro (Mj. 2023)
Eine der bekanntesten Campervan-Vermietungen ist Roadsurfer.
Foto: Roadsurfer

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