> Im Camper übernachten: Campingplatz, Stellplatz oder Freistehen - was passt für wen am besten?

Den richtigen Platz finden

10.06.2022
Text: Philipp Pilson | Bild: P. Pilson, Sven Weber, A. Güldenfuß

Unterwegs mit Campervan oder Wohnmobil, stellt sich früher oder später die Frage, wo die Nacht verbracht werden soll. Camper haben drei Optionen, aber Obacht beim Freistehen.

Während in Deutschland die Übernachtung fernab von Campingplatz und Stellplatz – solange nicht durch Schilder untersagt – allein zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erlaubt ist, gelten in Europa teils strikte Verbote, die mit hohem Bußgeld geahndet werden. Auch das vielzitierte Jedermannsrecht in Skandinavien gilt bei genauerer Betrachtung nur fürs Zelten und Biwakieren, wird aber oftmals toleriert. Stellplätze sind die legale Variante mit oftmals ausreichender Ausstattung und das Netz an Übernachtungsmöglichkeiten ist europaweit sehr dicht. Ideal für kurze Aufenthalte oder zum Krafttanken geeignet.

Während manch einer die Nacht lieber ohne Nachbarn, fernab von Licht und Lärm verbringen möchte, schätzen andere den Trubel und die Atmosphäre eines Campingplatzes. Für die eine Familie bedeutet Camping, zwei Wochen auf demselben Platz zu verbringen, auf dem sie mit allem versorgt sind, was sie benötigen, für andere ist der Weg das Ziel. Die Entscheidung über den Übernachtungsort hängt von den eigenen Vorlieben und Bedürfnissen, dem Fahrzeugtyp, aber auch dem Reiseland ab. Campingplätze gibt es in Europa wie Sand am Meer, von kleinsten Anlagen, die außer Sanitäranlagen nicht viel besitzen, bis hin zu komfortablen Campingdörfern mit Läden für den täglichen Bedarf.

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Sie suchen einen schönen Stellplatz auf einem Weingut, bei einer Brauerei oder einem Bauernhof, oder benötigen einen umfangreichen Campingplatz-Führer für Deutschland oder Europa? Unsere Camping-& Stellplatzführer bieten Inspiration für alle Formen des Camping-Urlaubs.

Der Campingplatz

Bei einem Campingplatz handelt es sich um ein fest definiertes, oftmals umzäuntes Areal, speziell für Camper. So ist Unbefugten das Betreten des Platzes nicht erlaubt. Die Plätze bieten ein gewisses Maß an Ordnung und Sicherheit. Ein wichtiges Argument für den Urlaub mit Kindern, die sich frei bewegen können. Die Anlagen sind bis ins Detail geplant. Neben Rezeption gehören Sanitäranlagen mit Duschen und WCs sowie Strom und Frischwasseranschlüsse zur Standardausstattung.

Auf Parzellen können sich die Gäste nach Bedarf einrichten. Die Ausstattung kann sich von Land zu Land stark unterscheiden. Es gibt sie von kleinen Anlagen mit Rezeption und Sanitäranlagen bis hin zu großen Plätzen mit umfangreichem Programm, Schwimmbädern, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Die Preise sind entsprechend höher. Für Wohnwagen und Familien sind sie aber das Ziel schlechthin.

Inspiration zu schönen Campingplätzen gibt´s beispielsweise hier: „Die 10 beliebtesten Campingplätze in Europa 2021“ und eine Auflistung der Top-100 Campingplätze 2021 finden Sie auf www.pincamp.de.

Ein Campingplatz in den Bergen

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Vorteile

  • Eigene Parzelle in der Natur
  • Platz für Wohnmobil, Wohnwagen und Vorzelt und vielfältige Nutzung (Grillen & Co.)
  • Sanitäranlagen (Dusche / WC / Waschräume für Geschirr und Wäsche)
  • Ausstattung variiert (Pool, Einkaufsmöglichkeiten, Bäcker, etc.)
  • Angebot von Freizeitaktivitäten bis Animation
  • Hoher Komfort dank Infrastruktur (Strom, Wasser, Ver- und Entsorgung)
  • Geschütztes Gelände und Kinder unter sich

Nachteile

  • Regeln sind einzuhalten (Ruhezeiten)
  • Eher für längere Aufenthalte geeignet (Aufwand Auf- & Abbau, An- & Abreise)
  • Rezeption: An- und Abreise nur zu bestimmten Uhrzeiten, dafür persönlicher Kontakt
  • Reservierung (v.a. in der Hochsaison) oftmals notwendig, dadurch weniger Flexibilität
  • Höhere Übernachtungspreise

Der Wohnmobil-Stellplatz

Ein Reisemobil-Stellplatz ist ein öffentlich zugänglicher Parkplatz explizit für Wohnmobile und Kastenwagen, auf dem der Reisende offiziell stehen und übernachten darf. Aber auch Privatpersonen bieten Plätze an – zum Beispiel auf einem Bauernhof oder Weingut. Der Aufenthalt ist auf wenige Tage, in der Regel ein bis drei Nächte beschränkt. Die Ausstattung variiert dabei von einem einfachen Parkplatz ohne Infrastruktur über einen Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten bis hin zu einem Reisemobil-Hafen mit Sanitärgebäuden und Brötchenservice.

Frischwasser oder Strom sind in der Regel kostenpflichtig. Gebühren werden an einem Parkscheinautomaten, manchmal mit Schranke versehen, oder seltener über den Platzwart entrichtet. Wohnwagengespanne sind auf diesen Stellplätzen in der Regel nicht zugelassen. Stellplatzsatzung beachten, die in der Regel vor Ort ausgehängt ist.

Übrigens: 324 Stellplätze in Deutschland zum kostenlosen Übernachten mit Camper und Wohnmobil listet unser neuer StellplatzführerGratis Übernachten“ auf.

Ausweisung Wohnmobil-Stellplatz
Auf Asphalt, Rasengitter oder Schotter, mit oder ohne Ver- & Entsorgung – Beschaffenheit und Ausstattung von Stellplätzen variieren stark, wie die Übernachtungspreise.

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Vorteile

  • Große Anzahl an Stellplätzen in Deutschland und Europa
  • Lage: oft zentrumsnah oder in der Nähe von Sehenswürdigkeiten
  • Übernachtung gratis oder gegen geringe Gebühr
  • Ver- und Entsorgung oftmals vorhanden
  • An- und Abreise jederzeit möglich
  • Platzvielfalt (Winzer, Bauernhöfe) ermöglicht flexible Planung der Reiseroute

Nachteile

  • Keine Reservierung möglich
  • Nicht für längere Aufenthalte geeignet (ein bis drei Nächte)
  • „Campingähnliches“ Verhalten außerhalb des Fahrzeugs – Nutzung von Stühlen, Tischen, Vorzelten,
    Markise sowie das Grillen – in der Regel untersagt
  • Atmosphäre: oft Parkplatzcharakter
  • Ausstattung variiert: selten Sanitäranlagen
Auf älteren Stellplätzen ist das Bezahlen oft nur mit Kleingeld möglich. Ebenfalls per Münzeinwurf bezahlt werden in der Regel Strom sowie Ver- und Entsorgung.

Freistehen mit dem Camper

Das Übernachten in einer Seitenstraße eines Wohngebiets, auf einem Waldparkplatz oder direkt am Strand – die dritte Option für Camper, die Nacht zu verbringen, ist das Freistehen. Die Möglichkeit, fast überall „wild“ anzuhalten, bietet größtmögliche Flexibilität während der Reise, doch so romantisch es klingt, mit seinem Fahrzeug allein am Strand oder im Lavendelfeld zu stehen und idyllisch zu übernachten, die Realität sieht vielerorts anders aus.

Sogenanntes „Wildes Campen“ ist in den meisten europäischen Ländern strikt verboten. Es drohen hohe Bußgelder. Auch das vielzitierte Jedermannsrecht in Skandinavien gilt bei genauerer Betrachtung nur fürs Zelten und Biwakieren, wird aber oftmals toleriert. Ein Blick in das Gesetzbuch zeigt: In Deutschland ist das Übernachten in Fahrzeugen – auch in Reisemobilen und Campingbussen – auf öffentlichen Straßen und Parkplätzen nur dann zulässig und als Gemeingebrauch zu werten, wenn es zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit dient und es nicht durch Schilder untersagt ist.

Die Fahruntauglichkeit muss außerdem im Fahrzeug erlangt worden sein, sprich bei der Fahrt, nicht bei einer Wanderung oder im Wirtshaus. Ankommen, ausruhen, weiterfahren. „Campingartiges“ Verhalten ist dagegen untersagt. Unbedingt die Parkvorschriften vor Ort und die rechtlichen Bedingungen im Reiseland beachten.

Noch ein Wort zum Schluss: Seinen Müll mitzunehmen und den Ort so zu hinterlassen, wie man ihn vorgefunden hat, sollte selbstverständlich sein. Wer auf Nummer sicher gehen will, der steuert einen der über 7.000 Stellplätze des Bordatlas an, denn auch hier gibt es naturnahe Perlen zu entdecken – ganz legal.

Freistehen in der Natur: vielerorts nicht erlaubt

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Vorteile

  • Volle Flexibilität, da Übernachtung spontan möglich
  • Attraktiv durch freie Platzwahl, Schilder vor Ort beachten
  • Kostenlos
  • Oftmals keine Nachbarn

Nachteile

  • In Deutschland offiziell nur zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erlaubt
  • In vielen Ländern Europas nicht gestattet
  • Keine Infrastruktur
  • Eher für autarke Camper geeignet

 

 

Im Camper übernachten außerhalb von Stell- und Campingplätzen

Landim öffentlichen Raum
Albanienja 1) (nicht in Nationalparks)
Belgienja 1)
Bosnien und Herzegowinanein
Bulgariennein
Dänemarknein
Deutschlandja 1)
Estlandja 6)
Finnlandja 2)
Frankreichja 2/4)
Fürstentum Liechtensteinnein
Griechenlandnein
Großbritannienja 2/4/5)
Irlandja 2)
Islandnein
Italienja 1/2)
Kroatiennein
Lettlandja 6)
Litauenja 6)
Luxemburgnein
Montenegronein
Niederlandeja 7)
Nordmazedoniennein
Norwegenja 2/8)
Österreichja 1/2)
Polen ja 2)
Portugalnein
Rumänienja 2)
Russlandja
Schwedenja 2)
Schweizja 2)
Serbiennein
Slowakeinein
Sloweniennein
Spanienja 2/6/9)
Tschechiennein
Türkeija 2/4)
Ungarnnein

Tabelle: 1) für 24 Stunden bzw. eine Nacht, wenn Verkehr nicht behindert wird, örtliche Vorschriften beachten, 2) regionale Vorschriften beachten (etwa Naturschutz, Wohngebiete), 3) nur in Ortschaften, außerhalb nur auf Campingplätzen, 4) nur mit Genehmigung örtlicher Behörden, 5) nicht entlang von Straßen und Brücken, 6) nur außerhalb geschlossener Ortschaften, 7) in wenigen Orten auf ausgewiesenen Plätzen, 8) nicht an landwirtschaftlichen Plätzen u. in angemessener Entfernung zu Wohnhäusern, 9) auf Privatgelände max. 3 Tage mit örtlicher Genehmigung. Quelle: ADAC

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