> Offroad mit CamperVans: Leserreise Sardinien 2024

Schön wild: In 7 Tagen Offroad um die Insel Sardinien

15.10.2024
Bild & Text: Steffen Müller

Sardinien, mit seinen spannenden Offroad-Strecken, ruft zu einem Abenteuer der besonderen Art. Taucht ein
in die 7-tägige Reise mit dem Campervan und entdeckt mit uns die rauen und unberührten Landschaften der Insel.

Klack-klack, klack-klack. Mit dem erlösenden Geräusch beim Überfahren der großen Laderampen weicht die Anspannung der letzten Stunden der Gewissheit, es doch noch auf die Fähre geschafft zu haben. Der Camper steht sicher im Bauch der riesigen Moby Legacy und nach dem Bezug der Kabine für die Nacht stehe ich auf dem Oberdeck und beobachte das Auslaufen aus dem Hafen von Livorno. Memo an mich: Drei Stunden Puffer bei sieben Stunden Fahrzeit sind an einem Samstag zu Ferienbeginn einfach zu wenig.

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In 7 Tagen um die Insel Sardinien – Offroad mit CamperVans

Für Camper, die das Abenteuer lieben, hatte CamperVans zusammen mit Offroad-Touranbieter experience wieder eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tour im Gepäck. Zusammen mit einem erfahrenen Guide und begleitet von einem Fahrzeug mit Bergeausrüstung ging es Mitte Mai 1.000 Kilometer auf, um und über Sardinien, das nicht nur traumhafte Strände an der Costa Smeralda bot, sondern im wilden Hinterland auch rockige Pisten in wenig erschlossenen Gebieten. Voraussetzung für die Teilnahme: ein Allrad-Camper mit max. 4,5 Tonnen sowie 18 Zentimeter Bodenfreiheit.

Eine Handvoll Teilnehmer konnte sich über eine perfekt ausgearbeitete Tour freuen, über ein Begrüßungs- und Abschiedsessen, sechs Übernachtungen auf tollen Campingplätzen, ein Roadbook, ein Leihfunkgerät und, und, und. Lust auf mehr?
CamperVans-Leserreisen 2024

Vom 1.361 Meter hohen Punta Balistreri hat man über der Baumgrenze eine tolle Fernsicht. Anschließend geht’s über ausgewaschene Schotterstrecken wieder zurück ins Tal.

Sardinien begrüßt mich dann mit türkisblauem Wasser, feinen, hellen Sandstränden und vom Meer rundgespülten Felsen. Dazu auf Hochglanz polierte Jachten, die sich an der Costa Smeralda im Nordosten der Insel in den Häfen sonnen. Ich jedoch bin für die grünen Hügellandschaften, für spannende Lost Places und vor allem für anspruchsvolle Offroad-Tracks auf das zweitgrößte Eiland Italiens gekommen – genau wie eine Handvoll Gleichgesinnte, die sich ebenfalls bei CamperVans gemeldet haben.

Die Fraktion hoch und lang: Sprinter, Transit, ML-T und T6.1 auf der letzten ungeteerten Bundestraße Sardiniens.

Der erste gemeinsame Treffpunkt an einem kleinen, sandigen Strandparkplatz etwas nördlich von Olbia war bereits vorab kommuniziert. Unser Guide Chris verteilt die Funkgeräte, während sich die Teilnehmer in ersten Gesprächen kennenlernen und über ihre unterschiedlichen Campervans austauschen.

21 Leute verteilen sich auf zwölf Fahrzeuge, darunter mehrere VW-Busse, drei Mercedes Sprinter, zwei Ford Transit und auch ein Reisemobil auf Sprinter-Basis. Allesamt spannende Allradler. Noch ein genauer Blick ins Roadbook: Die erste Tagesetappe geht über 190 Kilometer. Nach einem Briefing vom Guide rollt der Konvoi erst mal gemeinsam über ein paar Kilometer Asphalt, bevor uns ein staubiger Feldweg von der Landstraße in den ersten Offroadabschnitt führt.

Spektakuläre Felsformationen in der Cala-Sisine-Schlucht.

In engen Kurven mit Auswaschungen und ordentlich Gefälle sind die Fahrer zum ersten Mal gefordert – und bei den Autos unterzieht die dichte Vegetation einen ersten Lack-Test. Schier endlose Spitzkehren führen uns anschließend auf geteerter Straße wieder auf gut 1.300 Meter über dem Meer zu einigen Sendemasten und militärischen Anlagen. Von hier oben genießen wir die grandiose Aussicht auf die Ende Mai noch sehr grüne Landschaft. Im Schatten großer Pinienbäume gönnen wir uns ein kurzes Picknick.

Die Stärkung war für die folgende Abfahrt definitiv kein Fehler, wie sich sogleich herausstellt. Aus dem zunächst unscheinbaren, sandigen Weg wird ziemlich schnell ein felsiger Track mit handballgroßen losen Steinen, felsigen Stufen, Sträuchern und tief hängenden Ästen. Die treiben vor allem den Crews der hohen Fahrzeugen Schweißperlen auf die Stirn. Nach der folgenden Transitstrecke durch das hügelige Inland an die Westküste werden wir auf dem Weg zum ersten Campingplatz von der malerischen Küstenstraße der Costa Corallo mit tollen Ausblicken auf das Meer belohnt.

Foto: Steffen Müller

Die untergehende Sonne taucht die Landschaft in ein warmes, weiches Licht und weckt Assoziationen an den Highway 1 in Kalifornien. In vielen Kurven schmiegt sich das Asphaltband an die Felsen der Steilküste und lädt zum Cruisen in Richtung Campingplatz ein – und der könnte kaum besser liegen. Etwas erhöht über dem Meer, keine 30 Meter vom Wasser entfernt und mit freiem Blick Richtung Sonnenuntergang. Dabei sind wir als Gruppe etwas abseits vom Rest des Platzes untergebracht und man könnte fast meinen, frei zu stehen.

Nach einer erfrischenden Dusche, kleinem Sektempfang mit Snacks und frischen Orangen vom Eigentümer genießen alle das reichhaltige gemeinsame Abendessen. Im Restaurant auf dem Platz werden leckere Pasta, frische Meeresfrüchte, saftige Steaks und kühle Getränke kredenzt.

Allmorgendliches Briefing vor der nächsten Etappe
Beim allmorgendlichen Briefing gab es wertvolle Infos zu Strecke und Hindernissen, wie der Furt nach dem Gewitter.

Immer morgens um neun versorgt uns unser Guide Chris für die bevorstehende Etappe mit Infos zur Länge der Strecke, Schwierigkeitsgrad der Offroad-Abschnitte, zu möglichen Umfahrungen sowie zu landschaftlichen und kulturellen Highlights entlang der Strecke.

Nach dem ersten Tag, an dem ein Großteil der Gruppe meist noch zusammen unterwegs war, haben sich später neue, kleine Konvois gebildet. Die Bullis waren schneller und wendiger, zudem deutlich niedriger. Die Sprinter und Transit mussten sich bei den zugewachsenen Abschnitten etwas mehr Zeit nehmen.

Über die Landstraße nach Bosa: Regen und Industriecharme auf dem Weg zur ehemaligen Minenstadt Montevecchio

In neu formierter Zusammensetzung führt die nächste Etappe über gut 200 Kilometer zunächst über kleine Landstraßen nach Bosa. Das Städtchen liegt schön am einzigen schiffbaren Fluss der Insel und wird von einer Festung hoch auf einem Hügel bewacht. Bei einsetzendem Nieselregen erkunden wir die malerischen kleinen Gassen voller winziger Balkone und bunter Fassaden. Dem stärker werdenden Regen zum Trotz erklimmen wir die steilen Treppen hoch zur Festung und genießen dort einen schönen Blick über die Stadt.

Vor der Weiterfahrt bleibt noch kurz Zeit für eines der charmanten, kleinen Cafés mit schönem industriellen Interieur und leckeren Muffins. Weiter geht’s an der der Westküste entlang in Richtung des ehemaligen Minengebiets von Montevecchio. Sardinien ist reich an Bodenschätzen, über Jahrhunderte wurden auf der Insel Gold, Silber und Eisen abgebaut. In Montevecchio wurde die Mine erst 1991 endgültig geschlossen.

Zwischenstopp an einer der traditionellen sardischen Schutzhütte der Hirten aus Stein. Diese hier war in ziemlich gutem Zustand.

Bergfahrt und Mittagspause an der Küste

Erfreulicherweise hat es für einen kurzen Moment aufgehört zu regnen und wir nutzen die Gelegenheit für einen Stopp am Straßenrand mit Blick auf das Minengelände. Hier können wir ein paar Fotos machen, bevor der nächste Regen aufzieht. Und diesmal ist es mehr als ein leichter Landregen. Ein wahrer Wolkenbruch beginnt und hört so schnell nicht mehr auf. Die Scheibenwischer kämpfen auf höchster Stufe fast vergeblich gegen die Wassermassen an, welche der Wind mit ordentlichem Lärm auf die Frontscheiben peitscht. Vom vorausfahrenden Fahrzeug sieht man kaum mehr als die Rücklichter.

Durch dichte Wolken fahren wir die von alten Wäldern gesäumten Bergsträßchen hinauf. Kleine und größere Bäche schießen die Hänge hinunter und spülen Sand und Matsch auf die Fahrbahn. Die folgende Abfahrt auf der anderen Seite des Berges gleicht eher einer Fahrt durch ein Bachbett als der auf einer Straße. Schlussendlich erreichen aber alle ein kleines Restaurant an der Küste, wo wir Mittag machen.

Wir sind an diesem Tag die einzigen Gäste, dementsprechend übersichtlich ist das Angebot. Es gibt Spaghetti Bolognese für alle – macht satt und schmeckt einwandfrei. Hier im Westen spürt man noch stärker als an der touristisch geprägten Ostküste, dass die Hauptsaison erst noch bevorsteht. Im Dünengebiet von Piscinas durchqueren wir einige schlammige Pfützen und erreichen dann eine durch das vorangegangene Gewitter mittlerweile knietiefe Furt.

Mit niedriger Geschwindigkeit meistern alle Fahrzeuge die Challenge und die Fotobegeisterten freuen sich über tolle Bilder. Die hätte man sicher auch bei einer Dünenwanderung oder in den zahlreichen Lost Places der Bergwerke machen können. Uns macht erneut ein Gewitter einen Strich durch die Rechnung. Die Bulli-Fraktion hatte da mehr Glück. Als wir auf dem Campingplatz eintreffen, lässt der Regen dann langsam nach.

Während wir mit einem erfrischenden Bier in der Hand den Tag Revue passieren lassen, zieht Chris mit seinem Defender noch einen Kombi mit Heckantrieb aus dem Schlamm. Stellenweise gleichen die Zufahrten zu den Stellplätzen eher einem Acker als einem Weg. Nach einem leckeren Essen aus der Bordküche und bei erneutem Regen unter der Markise räumen wir den Platz vor der Schiebetür, damit Chris wenigsten sein Zelt trocken aufbauen kann.

Camper-Romantik beim gemütlichen Abendessen, stilecht im Schein der Petroleumleuchte nach einem anspruchsvollen Tag mit steilen Auffahrten und tiefen Löchern.

Tag 3 auf 100 Kilometern abseits der Straßen

Am Morgen der dritten Etappe grüßt die Sonne von einem strahlendblauen Himmel. Während der Durchschnittstourist bei so einem Wetter einen entspannten Tag am Strand verbringt, sorgte unser Programm stellenweise für deutlich mehr Adrenalin. Waren die zurückliegenden beiden Etappen bis auf die Abfahrt am ersten Tag noch recht einfach zu fahren, sollte sich das spätestens heute ändern. Gut 100 Kilometer stehen an, sehr viele davon abseits befestigter Straßen. Zunächst geht es noch mal entspannt an der Küste entlang, inklusive Fotostopp mit dem halben Konvoi und schönem Blick auf das tiefblaue Meer.

Die neue Gruppeneinteilung hat sich bewährt und alle fühlen sich gut aufgehoben. Die Bulli-Fahrer genießen auf den kurvigen Küstenstraßen die Vorteile ihrer kompakteren Fahrzeuge. Die Truppe mit den höheren und schwereren Sprintern, den Transit zusammen mit den langen T6, war etwas langsamer, aber mit mindestens genauso viel Freude unterwegs und ohne Sorge, den Anschluss zu verlieren. Der große Hymer ML-T fuhr die einfacheren noch Offroadstrecken mit, bei den anspruchsvollen, engen Abschnitten musste der Fahrer aber vor allem wegen des langen Hecküberhangs die Umfahrung auf der Straße wählen – Vorteil Campervan!

Nach dem ersten leichteren Track des Tages stand zur Abwechslung mal etwas Kultur auf dem Programm. Die Ruinen des Tempels von Antas zeugen noch heute von frühen Siedlungen in der Region. Sie sind beeindruckende Relikte aus römischer Zeit, auch wenn heute nicht mehr allzu viel von der heiligen Stätte übrig ist. Anschließend erreichen wir auf dem zweiten Offroad-Abschnitt zum ersten Mal eine Schlüsselstelle, an der wir alle aussteigen, weil zunächst nicht klar ist, ob da alle durchkommen.

Nach gemeinsamer Beratung ist eine Linie gefunden, die funktionieren müsste: Mit dem linken Reifen steuern wir ganz am Rand der Auswaschung vorbei, damit wir nicht mittig auf dem großen Felsen aufsetzen. Der Kontakt mit den Ästen und dem Gebüsch weiter oben lässt sich allerdings nicht vermeiden. Hier waren die beiden Transit mit Schaltgetriebe und ohne Untersetzung deutlich im Nachteil. Mit eingelegtem Gang können sie nicht so langsam fahren wie die Sprinter mit Automatik und Untersetzung.

Was gar nicht gut funktioniert, sind elektrische Trittstufen an Fahrzeugen, die auch offroad unterwegs sind, so wie bei dem Sunlight, mit dem ich unterwegs war. Die vielen Wasserdurchfahrten am Vortag hatten schon ordentlich Sand in die Mechanik gespült, sodass die Stufe nur noch widerwillig ihren Dienst tat. Der ein oder andere Kontakt mit dem sardischen Felsen aufgrund der fehlenden Bodenfreiheit hat ihr dann den Rest gegeben. Eine gute Alternative wäre ein einfacher Klapptritt.

Glücklicherweise waren die Mitfahrer bei einer Abfahrt mit tiefen Auswaschungen mit Sandblechen zur Stelle, um wertvolle Zentimeter zwischen Untergrund und Fahrzeug zu bringen. Etwas entspannter wird es erst in einem verwunschenen Wald aus alten, mit Moos bewachsenen Eichen. Durch einige Schlammlöcher geht’s zurück zum Campingplatz. Auf dem Weg machen wir noch kurz Halt an der Höhle Grotta di San Giovanni und später auch noch an einem Strand. Immerhin zwei Mutige stürzen sich im warmen Licht der Nachmittagssonne in die Wellen. Das Wasser ist zwar frisch, aber nach einem anstrengenden Tag ist das eher nebensächlich.

Tag 4: Küstenstrecke nach Cagliari

Tag vier beginnt mit einer schönen Strecke entlang der Küste in Richtung Cagliari. Wir fahren auf einer der wenigen verbliebenen alten Bundesstraßen der Insel, die nicht asphaltiert wurden – bei trockenem Untergrund im Konvoi eine recht staubige Angelegenheit. Nachdem wir den Verkehr auf der Autobahn rund um die Inselhauptstadt hinter uns gelassen haben, biegen wir zur nächsten Offroad-Etappe ab.

In den Bergen werden die Wolken immer höher und dunkler. So manch einer befürchtet eine Sintflut wie auf der zweiten Etappe, doch diesmal haben wir Glück. Bis auf ein paar Tropfen bleibt es trocken. Das ist auch gut so, denn im Nassen wäre die Strecke sehr schwierig geworden. An einem langen, steilen Anstieg mit losem Schotter gilt es eine gut 40 Zentimeter tiefe Auswaschung mittig auf der Strecke zu umfahren. Links davon bleibt eine etwa reifenbreite Rampe. Also besser, man trifft diese punktgenau, oder das Fahrzeug liegt flächig auf.

Erneut bleibt im handgeschalteten Transit 4×4 ohne Untersetzung, Differentialsperre und Schutzplatten am Unterboden nur eine Option: Allrad per Knopfdruck permanent aktivieren, erster Gang, viel Schwung und vor allem gut zielen. Dieser Abschnitt lag definitiv außerhalb meiner Komfortzone und der des Transit. Aber wir sind heile oben angekommen.

Über der Baumgrenze bieten sich dann tolle Ausblicke auf die sanften Hügel, perfekt in Szene gesetzt von der schon tief stehenden Sonne. Die folgende Abfahrt hat es mit einigen Stufen und Schräglagen dann aber auch schon wieder in sich. Über Funk geht die Meldung ein, dass einer der Sprinter eine Reifenpanne hat. Wir rollen noch ein paar Meter bis zu einer halbwegs ebenen Stelle und sichern die Fahrzeuge mit großen Keilen gegens Wegrollen.

In toller Gemeinschaftsleistung, mit gutem Werkzeug und ausreichend Schokolade zur Stärkung wechseln wir in kurzer Zeit den platten Reifen. Solo wäre das spannend geworden. Denn inzwischen ist es 19 Uhr und wir sollten eigentlich schon auf dem Campingplatz sein. Noch haben wir fast zwei Stunden Fahrt vor uns.

Nach einem tollen Abschnitt auf einer kurvenreichen Strecke durch eine spektakuläre Schlucht erreichen wir bei fortgeschrittener Dämmerung endlich unser Ziel. Wir setzen uns zum Rest der Gruppe im Restaurant. Und nach tagelangem Warten bekommt der Autor dieser Zeilen auch endlich seine Pizza prosciutto e funghi. Nach einem geselligen Abendessen fallen alle müde in ihre Camper-Betten.

Tag 5: Schlucht Cala Sisine

Am darauffolgenden fünften Tag stehen gut 170 Kilometer Fahrstrecke im Roadbook. Nach einem Abschnitt über sardische Landstraßen im Hinterland dürfen wir im Offroad-Teil mehrmals ein trockenes Flussbett queren. Spätestens ab jetzt tragen alle Fahrzeuge die „Sardinien-Lackierung“: Gestrüpp, Büsche und tief hängende Äste haben feine Pinstripes hinterlassen. Die folgenden Kilometer windet sich die Strecke hoch hinauf zu einem Windpark. Zwischen den riesigen Windrädern wirken selbst die großen Vans wie Spielzeugautos. Auf die staubige Abfahrt vom Windpark folgt später eine noch staubigere und mit engen Kurven gespickte Piste in die Schlucht Cala Sisine.

Fahrerisch ist der Track mitunter anspruchsvoll. Aber die eindrucksvollen Felswände am Boden der tief eingeschnittenen Schlucht sind landschaftlich ein Genuss. Da es sich um eine Sackgasse handelt, geht es anschließend die Strecke retour. Nun weiß man, was einen erwartet, nur eben bergauf, was es nicht unbedingt einfacher macht. Oben angekommen, werden wir mit glasklarer Fernsicht über die hintereinander gestaffelten Hügelketten belohnt. Wieder taucht die untergehende Sonne die Umgebung in weiches, goldenes Licht – ein fast surrealer Moment.

Tag 6: Die finale Offroad-Etappe

Am sechsten und letzten kompletten Fahrtag geht es auf knapp 180 Kilometer über kurvige und staubige Schotterstrecken noch mal hinauf in die Berge. Entlang des Höhenzugs bietet der Streckenverlauf tolle Aussichten. Mit der Drohne passen auch mal alle Fahrzeuge während der Fahrt auf ein Bild.

Zum Abschluss cruisen wir noch durch einen alten Steineichenwald, der mit seinen knorrigen Bäumen im leichten Regen an einen Märchenwald erinnert. Beim gemeinsamen Abschlussessen am Abend wird groß aufgetischt mit Fleisch, Antipasti, Ravioli, Schinken, Käse. Wer dann noch konnte, probierte das sardischen Dessert Seadas, eine mit Pecorino-Käse gefüllte Teigtasche mit Honig obendrauf. Lecker!

Auf knapp 1.000 Meter über dem Meer und etwas Regen in der Nacht wird es auch auf Sardinien frisch. Bei etwas über 10 Grad am frühen Morgen sind daher ein warmer Schlafsack oder sogar eine Standheizung sehr willkommen. Nach einer tollen Woche mit netten Menschen, anspruchsvollen Tracks, tollen Landschaften und unserem ebenso kompetentem wie sympathischen Guide Chris kommt die Tour heute zu ihrem Ende. Die Teilnehmer fahren zu verschiedenen Zielen weiter. Manche bleiben noch auf der Insel, manche verlängern den Trip auf dem Festland und andere fahren zurück nach Hause. Eine Woche später ruft schon die Abenteuer Allrad Messe, wo man den einen oder anderen wieder treffen wird.

Bevor es so weit ist, will ich zusammen mit Chris noch ein paar entspannte Stunden an einem einsamen Strand verbringen. Das ist zumindest der Plan. Vom Ende der Strandzufahrt wollen wir noch ein paar Meter weiter zu einem netten Platz vor einem kleinen Wald fahren. Die kurze Strecke durch den Sand müsste mit genügend Schwung auch im Kastenwagen zu bewältigen sein. Doch weit gefehlt. Nachdem die Reifen am Morgen wieder auf Straßenniveau aufgepumpt wurden, wird schnell klar, dass 4,5 bar, gut drei Tonnen Camper und weicher Sand nicht zu einander passen.

Bildergalerie

Also schnell den Sand um die Reifen herum wegschaufeln, Luftdruck auf zwei Bar ablassen und schon wühlt sich der Cliff 4×4 die letzten Meter zum Defender. Zum Abschluss dürfen ein Sprung ins kühle Nass, ein wenig Fachsimpelei und ein kühles Getränk nicht fehlen. Ein erneut aufziehendes Gewitter beendet dann den Strandnachmittag und es geht die letzten Kilometer zurück nach Olbia, wo die Fähre schon auf mich wartet, doch dieses Mal ohne Stress und Hektik.

Für die Rückfahrt hatte ich eigentlich die alte Tremola-Variante des Gotthart-Passes eingeplant, doch wegen der heftigen, späten Schneefälle im Frühjahr sind in den Alpen Ende Mai immer noch einige Pässe gesperrt. Also muss der nahe Oberalppass als Alternative herhalten. Auf über 2.000 Metern Höhe liegt auch hier noch viel Schnee. Einen Tag nach meinem Bad im Mittelmeer beschert mir der Pass noch mal ein Erlebnis wie im tiefsten Winter. Die Schneewände, an denen es vorbeigeht, sind teils höher als mein Sunlight. Die Woche war ereignisreich und auch anstrengend, aber es hat definitiv ganz viel Spaß gemacht.

Dank gutem Werkzeug und gegenseitiger Unterstützung war der platte Reifen auch nach dem anstrengenden Tag schnell gewechselt.

Technik und Ausrüstung

Fahrtechnisch war das meiste gut machbar. Allerdings hängt doch viel von der technischen Ausrüstung der Fahrzeuge ab. Eine Automatik, besser noch eine zusätzliche Untersetzung ist an den steilen Abschnitten mit tiefen Auswaschungen definitiv von Vorteil, weil man damit langsamer und so materialschonender fahren kann.

Schutzplatten am Unterboden und Schwellerschutz sind zwar nicht Pflicht, aber eine gute Empfehlung. Eine ordentliche Höherlegung sollte bei allen Fahrzeugen zu den ersten Umbauten gehören, wenn Offroadreisen geplant sind, siehe Trittstufe. Aber die muss meiner Meinung nach komplett weg. Und ich möchte meinem Fahrzeug eine Beklebung gönnen, auch, um den Lack zu schonen.

Stichwort Räder/Reifen: Die sehen zwar super aus, sie lassen in Kombination mit den Reifen im vorderen Radhaus am Übergang zum Schweller aber nur wenig Platz. Bei vollem Lenkeinschlag und Verwindung in den engen Kehren streifen sie sogar an der Radhausinnenschale. Die Bereifung machte hingegen kaum einen Unterschied. Selbst der lange T6 hatte mit seinem eher straßenorientierten AT-Profil keine Probleme. Die beiden platten Reifen, die es während der Tour und zwei Tage danach gab, entstanden am bewährten BF Goodrich All-Terrain. Einmal war es eine Schraube, da hilft der beste Reifen nicht. Beim anderen Reifen blieb die Ursache ungeklärt.

Neuware: der Sunlight Cliff 4x4 in schickem Schwarz, der die Reise mit nicht mal 1.000 km auf der Uhr begann, vor der nagelneuen, größten Autofähre der Welt, der Moby Legacy.
Foto: Steffen Müller

So schlug sich der Cliff 4x4 beim Campen und auf der Piste

Gut:

  • schickes Außendesign ganz in Schwarz, modernes Interieur
    mit ausreichend Stauraum
  • komfortables Fahrwerk, gute
    Xenon-Scheinwerfer, potente
    AT-Bereifung von BF-Goodrich
  • 170-PS-Motor liefert ausreichend Leistung mit gutem Durchzug
  • ausreichend Bewegungsfreiheit, großes Bad, bequeme Matratze

Nicht so gut:

  • Trittstufe und die fehlende Höherlegung setzten offroad Grenzen
  • Handschaltgetriebe ohne Untersetzung oder Differentialsperre erschweren das Fahren im Gelände
  • fehlende Schutzplatten für Motor, Differential, Schweller und Tanks
  • Helle Sitzbezüge schmutzempfindlich, Trittstufe zum Bett nur rudimentär
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